Viel Spielfutter:Auffrischen und aufmischen

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Bei der Vorstellung der Darsteller für das Derblecken auf dem Nockherberg herrscht Zufriedenheit über die ausgesuchten Politiker

Von Philipp Crone, München

Wenn Kabarettisten vor die Kamera sollen, muss das wohl so klingen wie am Dienstagmittag im Paulaner am Hauptbahnhof: "Wo ist Vogi?", nölt einer à la Polt, der nächste ruft "Pau-La-na", als ob er einem Kleinkind die Münchner Biersorten aufsagen müsste. Und ein Dritter bemerkt mit dem Nichts-Sage-Ton eines Bundesliga-Kickers: "Ich bin einfach nur glücklich, dass wir den Aufstieg geschafft haben."

Bei der Vorstellung der Darsteller des diesjährigen Nockherberg-Derbleckens herrscht ausgelassene Albernheit. Die ist für ein komödiantisches Schauspiel auch zwingend notwendig. Die Frage ist, wie es um die zweite Komponente des Singspiels steht, den Inhalt des Stücks und die handelnden Figuren.

Sina Reiss spielt beim Singspiel am 12. März die bayerische Grünen-Vorsitzende Katharina Schulze. (Foto: Stephan Rumpf)

Stefan Murr ist da ein guter Gesprächspartner, er hat bereits fünf verschiedene Rollen gespielt, zu Guttenberg etwa oder Florian Pronold. Die sechste wird am 12. März die Rolle des Andreas Scheuer sein. "Wahnsinnig spannend" sei der CSU-Mann, sagt Murr und macht eine Pause, bis er merkt, dass er das präzisieren sollte, um nicht als Scheuer-Fan zu wirken. "Also, als zu persiflierende Figur." Selbst ein Nockherberg-Profi wie Murr muss sich konzentrieren im Gespräch. Nicht zu viel verraten, aber schon ein bisschen was - und gleichzeitig die Figur charakterisieren, ohne sie zu loben oder niederzumachen. Denn der Darsteller ist ja seiner Figur gegenüber neutral, eigentlich.

Florian Fischer spielt den Freie-Wähler-Vorsitzenden Hubert Aiwanger. (Foto: Stephan Rumpf)

Murr muss immer ein bisschen nachformulieren. "Scheuer ist eben ein einfacher Mensch - ein einfacherer." Spannend sei, dass er so ein aufbrausendes Gemüt habe. "Und er ist, also, er wirkt nicht so rhetorisch geschult." Scheuer, dieser "Bayer, der versucht, Hochdeutsch zu sprechen", agiere nach dem Motto: "Ich bin jetzt auch wer, aber auch nicht an allem schuld." Murr lächelt voller Vorfreude. Er durfte sich diese Rolle aussuchen, rein optisch gibt es da auch ausreichend Ähnlichkeiten. Wie auch bei Schauspielerin Sina Reiss, die beim Derblecken die bayerische Grünen-Fraktionschefin Katharina Schulze geben wird. Reiss, Darstellerin in Fernseh- und Kinofilmen wie "Soko München" oder "Der Fall Collini", sieht bei Schulze "viel Spielfutter". Nicht so sehr bei der Sprache, aber bei der Energie dieser jungen Politikerin. "Sie hat zu allem was zu sagen, steht nie in der zweiten Reihe." Die Frage, ob sie denn auch zu allem etwas Fundiertes zu sagen hat, beantwortet Reiss elegant mit: "Ich konzentriere mich darauf, sie darzustellen. Die Figur wird den Nockherberg aber schon ein bisschen aufmischen."

Die Idee des diesjährigen Singspiels sei klar, sagt Scheuer-Darsteller Murr. Das vom so gefeierten Vorgänger-Regisseur Marcus Rosenmüller etablierte Konzept beibehalten, aber mit neuen Figuren wie Reiss oder Florian Fischer (als Hubert Aiwanger) aufzufrischen.

Anmerkung der Redaktion: In einer früheren Fassung des Textes wurde Katharina Schulze als bayerische Grünen-Chefin bezeichnet. Tatsächlich ist sie Vorsitzende der Landtagsfraktion. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

© SZ vom 27.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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