VfR Garching:Variable Größe

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Philipp Bönig. (Foto: Harry Wolfsbauer)

Philipp Bönig, 39, vom BCF Wolfratshausen folgt Daniel Weber als Trainer des Regionalligisten Garching nach. Die Fußabdrücke seines Vorgängers, der den Klub zwölf Jahre lang prägte, seien "gigantisch", sagt der ehemalige Profi.

Von Max Ferstl, Garching

Philipp Bönig zog sich die schwarze Trainingsjacke über den braunen Pullover, zupfte ein wenig an den Schultern, rüttelte die Kapuze zurecht. Passt, zumindest fast. "Ein bisschen weit" sei sie schon noch, sagte Bönig. Das Problem dürfte sich beheben lassen. Bönig schlug "heiß waschen" vor oder noch besser: "ein bisschen Krafttraining". Im Sommer dann soll sie wie angegossen sitzen, die Trainingsjacke des VfR Garching.

Bönig wird dann den Posten als Cheftrainer beim VfR übernehmen. "Eine riesige Chance" sei das, sagte der 39-Jährige bei seiner Vorstellung am Freitagnachmittag in Garching - und keine Selbstverständlichkeit: Vor zwei Jahren hatte Bönig noch den Erdinger Nachwuchs trainiert, vor einem Jahr übernahm er den Landesligisten BCF Wolfratshausen. Jetzt also Garching, eine Mannschaft, die gerade in der Regionalliga spielt. Das allein wäre schon ein beachtlicher Karrieresprung. Doch vor allem ist Bönig der erste Garchinger Trainer nach Daniel Weber, der den Verein zwölf Jahre lang geprägt hat. Der Neue wird eine Lücke schließen müssen, die viel größer ist als eine halbe Konfektionsgröße.

Im Januar hatte Weber angekündigt, im Sommer als Trainer des VfR Garching aufzuhören. Sein schwerbehinderter Sohn war gestorben. Weber war nicht nur Trainer, er "hat extrem viel gemacht", sagte Ludwig Trifellner. Das sei einerseits gut, weil einer alles in einer Hand habe. Andererseits: "Es gibt ein Problem, wenn derjenige ausfällt." Dann entsteht ein Vakuum. Trifellner ist einer von denen, die dieses Vakuum schließen sollen. Er kümmert sich seit Anfang Februar um die sportlichen Planungen des Vereins und damit seit vier Wochen um die Suche nach einem Nachfolger für Weber. Vier Wochen Casting, viele Telefonate, insgesamt 28 Bewerbungen, auch von "interessanten Kandidaten" (Trifellner). Am Sonntag habe man sich dann mit Bönig geeinigt, der sich übrigens nicht beworben hatte, sondern vom VfR aktiv angesprochen wurde.

Vor allem zwei Gründe sprachen aus Trifellners Sicht für den ehemaligen Profi (Duisburg, Bochum, Budapest) Weber: Er habe akzeptiert, dass in Garching vor allem junge Spieler eingesetzt werden sollen. "Wir wollen, dass Garching Ausbildungsverein bleibt." Diesen Weg wolle man auch bei den Trainern gehen. Und dann sei da, zweitens, eine Grundsympathie. "Wenn du in einen Raum kommst und denkst: 'So ein Arsch' - dann geht es nicht", sagte Trifellner. Das war offenkundig nicht der Fall. Bönig sei keiner, der mit seinen Erfolgen prahlt, nicht mit seinen vielen Spielen in der ersten und zweiten Liga, nicht mit dem Pokalsieg in Ungarn. Trifellner und Präsident Uwe Cygan sind sich sicher: "Das passt."

Bönig weiß, dass er als Nachfolger Webers an seinem Vorgänger gemessen werden wird. Dessen "Fußabdrücke sind gigantisch", sagte er am Freitag beinahe ehrfurchtsvoll. In taktischen Fragen sei er eher ein Pragmatiker. In Wolfratshausen habe er in dieser Saison den Fokus auf solide Abwehrarbeit gerichtet, weil die Abwehr des BCF ziemlich löchrig war. Er würde aber schon auch gerne Offensivfußball spielen, den Ball bewegen. Vorausgesetzt, das passt zur Anlage der eigenen Mannschaft. "Ich finde, als Trainer muss man variabel bleiben."

Variabel ist auch der Vertrag, den Bönig beim VfR unterschrieben hat. Er gilt sowohl für die Regionalliga als auch für die Bayernliga. Aber in Garching geht keiner davon aus, dass es soweit kommt. "Es ist der erste Vertrag, den wir mit einem Cheftrainer unterschreiben", sagte Präsident Cygan dann noch. "Mit dem Daniel" habe man das immer anders geregelt. Es waren andere Zeiten.

© SZ vom 23.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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