VfR Garching:Torlos glücklich

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Trainer Daniel Weber sagte nach dem Spiel, er sei "sehr zufrieden“. Seine Team hätte zwar "den Lucky Punch nicht gesetzt, aber hinten stand die Null". (Foto: Claus Schunk)

Kaum eigene Chancen, aber die Weber-Elf hält sich mit Remis-Serie im Mittelfeld. Ein Dreier wäre aber möglich gewesen.

Von Christoph Leischwitz, Garching

Was ihnen beim VfR Garching zurzeit besonders wichtig ist, das war auf dem Spielfeld gegen den 1. FC Nürnberg II zunächst gut zu sehen, und hernach auch gut zu hören gewesen. Daniel Weber sagte: "Wir haben den Lucky Punch nicht gesetzt, aber die Null stand." Orkun Tugbay sagte: "Zu Null, das ist das Wichtigste." Und Torwart Maximilian Engl meinte: "Schön, die Null gehalten zu haben." So viele Nuller ergeben aber eben auch Null.

Sie hatten damit freilich die hintere Null des Ergebnisses gemeint. Vorne hätte schon etwas passieren dürfen, und ganz unmöglich war das auch gegen die starke Nürnberger Abwehr nicht gewesen. Aber Garching hatte das Risiko über weite Strecken niedrig gehalten, alles wird dem Ziel Klassenerhalt untergeordnet, auch die Möglichkeit, attraktiver zu spielen - das Potenzial dazu hätte Garching zweifelsohne. Wie wichtig der Mannschaft gerade die Stabilität in der Defensive ist, belegen noch ein paar andere Zahlen: Zum ersten Mal in acht Jahren unter Trainer Weber spielte das Team zweimal hintereinander 0:0, es war zudem das dritte Remis in Serie. Der Coach war "sehr zufrieden", auch wenn "einer erste Druckphase" der Gäste erst einmal überstanden werden musste.

Die junge Nürnberger Mannschaft wird in der aktuellen Saison erneut durchaus hoch gehandelt. Was man schon daran erkennen kann, dass ein Spieler wie Timothy Tillman, in der vergangenen Spielzeit noch Stammspieler beim FC Bayern München II, erst drei Einsätze vorweisen kann. Zumindest in der ersten Halbzeit in Garching zeigte Nürnberg seine Stärke: In der ersten Viertelstunde tauchte der Club dreimal gefährlich vor dem Garchinger Tor auf. In der achten Minute musste Dennis Niebauer einen Kopfball von Adam Zrelak von der Linie schlagen. Kurz darauf stellte Weber von einer Vierer- auf eine Fünferkette um. Das Ergebnis: Für torverliebte Zuschauer (von denen es in Garching nicht viele gab, insgesamt kamen auch diesmal nur 200 Zuseher) verflachte das Spiel, das sich zunehmend im Mittelfeld abspielte. Garching hatte seine erste Möglichkeit erst unmittelbar vor dem Halbzeitpfiff, als Tugbay einen weiten Freistoß in den gegnerischen Sechzehner trat und Florian Pflügler den Ball knapp verpasste (45.). Nach dem Seitenwechsel hatte dann der VfR die besseren Möglichkeiten, womit man das Remis hernach auch als verdient ansah. Mario Staudigl hätte mit etwas mehr Nervenstärke aber auch leicht für einen Dreier sorgen können, als er vom starken Tugbay bedient wurde und alleine auf Nürnbergs Torwart Nikola Vasilj zulief. Doch der 27-Jährige schloss zu überhastet ab, der Ball rollte am kurzen Eck am Tor vorbei (48.). Dabei zeigte sich ein weiterer Grund, warum sich der VfR gerade so sehr auf die Defensive konzentriert: Vorne fehlt der echte Knipser, der zuverlässig trifft. Zwar gelang das dem 19-jährigen Elias Kollmann zu Saisonbeginn recht erfolgreich, in zuletzt acht Partien schoss er aber nur einen Treffer. Zugang Tim Sulmer fehlt zurzeit wegen eines Muskelbündelrisses. Und Staudigl selbst gilt eher als Flügelstürmer. Der diesmal aber im Zentrum die Bälle halten musste.

Im Anschluss wurde noch ein Schuss von Tom Zimmerschied geblockt (57.), ein Kopfball von Philipp Walter strich am Tor vorbei (68.). Zusammen mit dem FC Bayern München II hat Nürnberg bislang die wenigsten Gegentore der Liga hinnehmen müssen (elf, bei einem Spiel mehr), weshalb sich Weber hernach durchaus mit der Zahl der Chancen, aber freilich nicht mit der Verwertung zufrieden zeigte. "Wir können mit dem Punkt gegen eine gute Mannschaft gut leben", sagte Tugbay. Zu Null zu spielen sei auch deshalb so wichtig, weil man sich zu Saisonbeginn und in den vergangenen Wochen einfach zu viele Gegentore eingefangen habe. Und wenn man erst einmal stabil steht, dann "kommen die Tore vorne auch irgendwann wieder", merkte Torwart Engl an.

Der Null-Fokus wird erst einmal bestehen bleiben, auch wenn in Viktoria Aschaffenburg am kommenden Samstag eine Mannschaft im Stadion am See zu Gast ist, die man als defensiv anfällig bezeichnen darf. Ein wenig mehr offensive Durchschlagskraft steht dann aber auch wieder zur Verfügung: Emre Tunc saß nach langer Verletzung am Samstag erstmals wieder auf der Bank und könnte bald zum Einsatz kommen.

© SZ vom 08.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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