VfR Garching:Torgeschenke

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Verloren Ball und Gegner schon mal aus den Augen: Lucas Genkinger (Mitte, dunkles Trikot) und seine Garchinger. Das Spiel gegen Schalding-Heining verloren sie aber nicht – weil Kapitän Dennis Niebauer in der Schlussminute der Ausgleich gelang. (Foto: Claus Schunk)

Die Geburtstagskinder Tom Zimmerschied und Dennis Niebauer treffen beim 2:2 gegen Schalding-Heining. Trainer Daniel Weber erklärt den wackeligen Auftritt mit fehlendem Selbstvertrauen.

Von Gerhard Fischer, Garching

Kleine Buben wünschen sich zum Geburtstag, dass sie ein Smartphone kriegen, dass sie die Torte alleine essen dürfen - oder dass sie beim Fußball ein Tor schießen. Große Buben haben schon Smartphones, sie achten auf ihr Gewicht, aber Tore wünschen sie sich immer noch. Der VfR Garching spielte 2:2 gegen den SV Schalding-Heining, Trainer Daniel Weber schickte - inklusive Joker - 14 Spieler aufs Feld, und ausgerechnet die beiden, die Geburtstag hatten, schossen die Tore: Tom Zimmerschied, er wurde 20, erzielte das 1:0. Und Dennis Niebauer, er wurde 31, schaffte in der 90. Minute das 2:2. Niebauers Tor war wichtig, Zimmerschieds Treffer war so wunderschön, dass man ihn als Sahnestückchen bezeichnen darf.

Garching und Schalding begegneten sich am Samstag nicht auf Augenhöhe, denn die Formkurve des VfR zeigte zuletzt mit gewaltigem Gefälle nach unten, jene der Gäste steil nach oben. Die Niederbayern fielen auch damit auf, dass sie auswärts noch ungeschlagen sind. Das klang nach: Abwehrmauer und Konterstärke.

Für die Konter sind die Stürmer Andreas Jünger und Fabian Schnabel zuständig, sie sind flink und schnell und eingespielt. In der siebten Minute sandte Jünger einen wunderbaren Pass auf Schnabel, der zum Glück für Garching schwach und unplatziert schoss, direkt in die Hände von Tormann Maximilian Engl.

Gästetrainer Köck attestierte Dennis Niebauer "magnetischte Kräfte im Strafraum"

VfR-Trainer Daniel Weber lehnte in dieser Phase noch entspannt auf dem Podest, von dem der Schiedsrichter beim Einlaufen den Spielball genommen hatte, und gab seinen Jungs Kommandos. Mal ordnete er die Laufwege von "Staudi" (Mario Staudigl), mal das Abwehrverhalten von "Genki" (Lucas Genkinger). Nachdem Mike Niebauer mit einem 35-Meter-Schuss die Latte getroffen hatte, und nachdem es munter hin und her gegangen war, fiel das Fazit nach der Hälfte der ersten Hälfte so aus: Das Spiel war ausgeglichen.

Es folgte eine Drangphase der Gäste, weshalb das 1:0 für Garching überraschend fiel. "Staudi" erkämpfte sich den Ball, passte im Strafraum auf "Genki", der leitete weiter zu Zimmerschied, und was dann folgte, erwartet man eher in der Champions League als in der Regionalliga Bayern. Mit der Ballsicherheit eines Weltklasse-Kickers und der Geschmeidigkeit eines Tänzers umkurvte Zimmerschied drei Schaldinger und schob aus kurzer Entfernung ein (36.).

Eine Mannschaft, die aus elf coolen Socken besteht, hätte diesen Vorsprung souverän mit in die Halbzeitpause genommen. Aber die Garchinger sind wegen ihrer jüngsten Misserfolge verunsichert - ein Umstand, den Trainer Weber in seiner Spielanalyse mehrmals betonte. "Wir haben wenig Selbstvertrauen und machen deshalb viele Laufwegfehler, viele Passfehler, viele individuelle Fehler - damit kann man die Null nicht halten." Beim 1:1 in der 44. Minute häuften sich die Fehler. Da war ein größerer von Lirim Kelmendi, der stehen blieb und das Abseits aufhob; und da waren kleinere von Philipp Walter, der sich von Schnabel abschütteln ließ, oder von Engl, der sich dem Torschützen furchteinflößender hätte entgegenwerfen können. Schnabel traf mit einem Flachschuss ins lange Eck.

Nach der Pause gewann Engl das Duell mit Schnabel, der erneut auf ihn zusteuerte, diesmal nach einem Ballverlust von Daniel Suck. Maximilian Engl, ein eher schmaler Torwart, machte sich so breit er konnte und wehrte den Schuss mit dem Oberkörper ab (56.). Die Gästefans spürten die Überlegenheit ihrer Mannschaft und befeuerten diese mit dem herrlich altmodischen Ruf "Auf geht's, Schalding, auf geht's". So etwas hörte man schon in den Siebzigerjahren, als die Fans noch Cordhüte und geblümte Hemden trugen.

Nico Dantscher erteilte den Hoffnungen seiner Fans dann einen Dämpfer. Er sprang dem Garchinger Elias Kollmann im Mittelkreis, also in ungefährlichen Gefilden, rüde in die Beine - und flog vom Platz. "Rot?", rief Schaldings Trainer Stefan Köck ungläubig. "Das brauchen wir nicht zu diskutieren", antwortete VfR-Coach Weber.

Garching spielte dann in Überzahl zu fahrig, und das nächste Tor schoss überraschend Schalding-Heining: Rene Huber traf mit einem 24-Meter-Freistoß, dessen famose Flugkurve im Torwinkel endete. Besser geht's nicht.

"Kämpfen, Schalding, kämpfen!", riefen die Fans aus Niederbayern, und weil ihre Spieler genau das zäh und verbissen taten, sah es nicht gut aus für die zittrigen Garchinger. Bis schließlich Kelmendi in der Schlussminute flankte. Dennis Niebauer, dem Gästetrainer Köck "magnetische Kräfte im Strafraum" zuschrieb, scheiterte erst mit einem Kopfball an Schöller und traf dann per Nachschuss. "Es ist wichtig für die Zukunft, dass wir dieses Spiel noch umgebogen haben", sagte Trainer Weber. "Dennis hat mit seinem Tor auch die Mannschaft beschenkt."

© SZ vom 24.09.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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