VfR Garching:Therapeut ohne Mittel

Lesezeit: 2 min

Die Elf von Trainer Daniel Weber agiert auch beim 0:1 gegen Rosenheim harmlos. Nach mittlerweile acht Spielen ohne Sieg gerät der VfR in die Abstiegszone. Es fehle vor allem am "Spielglück", sagt der Übungsleiter.

Von Christoph Leischwitz, Garching

Was da in der Nachspielzeit passierte, fand Trainer Daniel Weber durchaus bezeichnend für die Lage seiner Mannschaft. Der VfR Garching bekam noch mal einen Eckball zugesprochen, alle Mann liefen in den Strafraum, und dann: rutscht der Eckenschütze Daniel Suck einfach aus. Chance vergeben, Spielende. "Ich halte nichts von diesen ganzen Floskeln", sagte Weber später, "Bock umstoßen, den Kopf wieder frei bekommen, alles Quatsch. Die einzige Floskel, an der etwas dran ist: Du brauchst einfach das Spielglück", meint der Coach. "Da muss der Ball einfach mal einem auf den Schädel fallen und ins Tor rollen." Weil das bei den Garchingern zurzeit selten passiert, rutscht die Mannschaft immer näher ans Tabellenende der Regionalliga. Zum Rückrundenauftakt verlor der VfR 0:1 (0:0) gegen den TSV 1860 Rosenheim, der vor zwei Wochen noch Tabellenletzter war, nun aber zweimal Spielglück hatte. Und Markus Einsiedler, der sich einmal entscheidend im Strafraum durchsetzen konnte (64.). Oder wie Weber es ausdrückte: "Da öffnet sich ihm ein Fenster und er feuert durch."

Garchings Trainer wirkt wie ein Arzt, der zwar eine Diagnose stellen, aber nicht die nötige Medizin verschreiben kann. Die Probleme sind ja schon länger bekannt, lassen sich aber einfach nicht kurieren: In der Offensive fehlt die Erfahrung, um die wenigen Torchancen etwas kaltschnäuziger zu nutzen. Gegen Rosenheim agierte der VfR zu Beginn der Partie ein wenig defensiver als eine Woche zuvor gegen den TSV Buchbach (1:3), man wollte den Gegner kommen lassen. Insgesamt entwickelte sich dadurch aber ein typischer Abstiegskampf mit insgesamt wenigen klaren, gut herausgespielten Möglichkeiten, in dem Garching aber keineswegs unterlegen war. Gerade nach dem Gegentor habe sein Team die Kontergefahr niedrig gehalten, fand Weber, außerdem wäre mindestens der Ausgleich möglich gewesen. Orkun Tugbay bekam in der 88. Minuten den Ball an den Schädel, doch das Spielglück war wieder einmal nicht auf Garchings Seite. Tugbay verfehlte das Tor. In der ersten Halbzeit hatte Routinier Dennis Niebauer einen Torschuss aus kurzer Distanz mehr als deutlich über das Tor gejagt.

Der VfR hat nun schon acht Spiele in Serie nicht mehr gewonnen. In den vergangenen sieben Partien, findet Weber aber, sei seine Mannschaft nie wirklich unterlegen gewesen, sondern immer auf Augenhöhe mit dem Gegner. "Und weil uns keiner herspielt, ist es auch so schwer, die Kritik zu fassen", sagt Weber. Es gebe nur Kleinigkeiten, an denen man arbeiten müsse. Aber wo ansetzen? "Torschüsse verstärkt trainieren? Machen wir seit Wochen. Im letzten Drittel des Spielfelds die Entscheidung suchen? Machen wir seit Wochen." Natürlich werde man im Winter noch mal schauen, ob jemand einen erfahrenen Mittelstürmer unter den Weihnachtsbaum legt, doch Weber ist skeptisch. Bis dahin gilt es erst einmal, gegen Memmingen und Schlusslicht Heimstetten zu punkten. In der zweiten Hälfte der Tabelle stehen alle noch nah beisammen, das sei positiv. Weniger positiv sei, sagt Weber, "dass wir eine von ganz wenigen Mannschaften mit negativem Lauf sind." Dass man nun aber mal den Bock umstoßen müsse, sagt er dann trotzdem nicht.

© SZ vom 05.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: