VfR Garching:Stau am See

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Mit der Gesamtsituation unzufrieden: VfR-Trainer Daniel Weber, links, mit seinem Kapitän Dennis Niebauer. (Foto: Claus Schunk)

Garching spielt zum dritten Mal nacheinander 0:0 und tritt auf der Stelle. Gegen Aschaffenburg ärgert sich Trainer Weber vor allem über die Schiedsrichterleistung.

Von Gerhard Fischer, Garching

Patrick Hanslbauer hatte am Samstag um 15.48 Uhr sein Tagwerk verrichtet. Der Schiedsrichter blies zum letzten Mal in seine Trillerpfeife, vielleicht war es sein 15. oder 29. oder 38. Pfiff beim Spiel zwischen dem VfR Garching und dem SV Viktoria Aschaffenburg. Aber in den folgenden Minuten ging es um die Pfiffe, die man von ihm nicht gehört hatte. VfR-Trainer Daniel Weber redete auf Hanslbauer ein, er gestikulierte und deutete zum Strafraum, und es war für Beobachter dieser Szene klar, dass Weber weit davon entfernt war, dem Unparteiischen nach getaner Arbeit ein Feierabendbier auszugeben.

Ein paar Minuten später stand Weber neben Viktoria-Trainer Jochen Seitz auf der Tartanbahn des Stadions am See, dort, wo immer die Pressekonferenz stattfindet. Der VfR-Coach war immer noch genervt. "In der ersten Halbzeit hätten wir einen Elfmeter kriegen müssen, als Dennis (Niebauer, Anm. d. Red.) gefoult wurde, und in der 92. Minute bekommt Orkun (Tugbay, Red.) im Strafraum den Ellbogen ins Gesicht und blutet an der Lippe", schimpfte Weber. "Das müssen die Jungs (die Schiedsrichter) sehen!" Dagegen habe Hanslbauer gepfiffen, als VfR-Stürmer Mario Staudigl ins Tor traf. "Meine Spieler haben gesagt, sie waren nicht im Abseits", sagte Weber, als habe er gerade besonders glaubwürdige Zeugen aufgerufen. Und weil er schon mal in Fahrt war, grollte er: "Ich gratuliere Aschaffenburg zum ermauerten Punkt!"

Jochen Seitz blieb ruhiger als während des Spiels, als er vieles kommentierte und das nicht immer in der Diktion eines Uni-Professors. Jetzt sagte er nur: "Ich sehe das Spiel ganz anders als mein Trainerkollege." Fakt ist: Die Tabellennachbarn trennten sich torlos, für Garching war es das dritte 0:0 in Serie, und das erinnert langsam an den Film "Und täglich grüßt das Murmeltier", in dem sich auch alles wiederholt.

Das Spiel begann mit einer freundlichen Ausprägung bayerischer Willkommenskultur. Der Stadionsprecher begrüßte unter den 247 Zuschauern die Fans aus Unterfranken, die "ganz zahlreich" gekommen seien. Die Viktoria-Fans bekräftigten ihre Anwesenheit mit einem kräftigen "Hey, hey, SVA" kurz vor dem Anpfiff. Als dann exakt eine Minute gespielt war, gab es Freistoß für Garching, den Dennis Niebauer ans Außennetz zirkelte.

Nichts geht: Garching trifft nicht, der Schiedsrichter pfeift nicht, und die Uhr läuft auch nicht

Zwei Minuten später schoss Orkun Tugbay mitten aufs Tor, und Torhüter Peter Neuberger faustete den Ball hoch ins Feld zurück - eine unorthodoxe Aktion, die an einen seiner Urahnen im Viktoria-Tor erinnerte, an den späteren Bundesliga-Keeper Claus Reitmaier, der mit famosen Reflexen gesegnet war, aber auch manchmal agierte wie eine Mischung aus Volleyballer und Handballtorwart. Als Reitmaier noch für die Viktoria spielte, bezwang sie 1987 den 1. FC Köln im DFB-Pokal mit 1:0. Aschaffenburg war mal Zweitligist, aber im Moment sind die Franken Regionalliga-Aufsteiger mit dem simplen Anspruch, in der Klasse drin zu bleiben.

Garching hatte am Samstag in Mario Staudigl bloß einen Stürmer, dicht dahinter agierten Dennis Niebauer und Tom Zimmerschied. Staudigl ging weite Wege, bot sich immer wieder an, angefeuert und korrigiert von seinem engagierten Trainer. Mitte der ersten Hälfte verflachte die Partie, Garching leistete sich Abspielfehler, lange Bälle flogen ins Aus, und dann ging auch noch die Stadionuhr mit der Spielstandanzeige kaputt. Der Stadionsprecher sagte deshalb durch, es stehe 0:0 (was so erhellend war wie eine Staumeldung für im Stau stehende Autofahrer), er hoffe, der Hausmeister werde die Uhr bald reparieren. Dann hatten die Gäste ihre erste Chance, als Pasqual Verkamp (angefeuert mit "Basgal, auf geht's!") von links schoss, der Ball die Torlinie entlang tanzte, vorbei an Pfosten eins und zwei und schließlich hinaus hüpfte aus der Gefahrenzone.

Garching begann die zweite Halbzeit druckvoll, angefeuert vom Trainer, der "Tempo, Tempo" rief und dann drei Angreifer (Kollmann, Tunc und Zettl) aufs Feld beorderte. Aber Garching traf nicht, der Schiri pfiff nicht, die Uhr ging nicht, und der VfR hatte sogar Glück, dass Torwart Maximilian Engl zweimal in Eins-zu-eins-Situationen gegen Oppermann und Fritsch der Sieger blieb. "Nur ein Mal", korrigierte Weber: "Ein Mal war der Aschaffenburger ja vorher im Abseits."

© SZ vom 15.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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