VfR Garching:Mehr Tränen als Tore

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Der VfR verliert das letzte Heimspiel von Trainer Daniel Weber gegen den FC Augsburg mit 0:2. Es ist ein emotionales voraussichtliches Abschiedsspiel vom Publikum - denn ganz sicher ist der Ligaverbleib nämlich noch nicht.

Von Christian Bernhard, Garching

Der Mann, um den sich am Samstag so viel drehte, war sichtlich bewegt. Schon vor Spielbeginn hatte er sich mit den Händen ins Gesicht gefasst und ein paar Tränen weggerieben. Eine Illusion musste er den vielen Menschen, die extra wegen ihm ins Stadion gekommen waren, aber nehmen. "Es geht nicht unspannend", sagte er, "es tut mir leid".

Daniel Weber wird den vergangenen Samstag nicht so schnell vergessen. Der Trainer des VfR Garching wurde vor, während und nach dem Spiel gegen den FC Augsburg II für seine zwölf Jahre im Verein, der ihm ans Herz gewachsen ist und den er am Saisonende verlassen wird, gefeiert. Neben vielen seiner Wegbegleiter hatten es sich auch der Bürgermeister und die Blaskapelle der Stadt Garching nicht nehmen lassen, seinem "vermeintlich" letzten Heimspiel, als das er es hinterher selbst bezeichnete, beizuwohnen.

Vermeintlich deshalb, da die Feier zu seinen Ehren nicht von der Nichtabstiegsfeier komplettiert werden konnte. 0:2 (0:2) verloren die Garchinger gegen den FCA II, der durch den Dreier nach Punkten gleichzog (beide 38). Da der Vorsprung auf die SpVgg Greuther Fürth II, die den ersten Abstiegsrelegationsplatz belegt, weiter drei Punkte beträgt, reicht dem VfR am letzten Spieltag in Buchbach ein Punkt, um den direkten Ligaverbleib - ohne den Relegationsumweg - zu fixieren. Falls Fürth gegen Ingolstadt II nicht gewinnt, ist der VfR in jedem Fall gerettet. "Wir haben uns diese Situation mit einer schlechten Hinrunde eingebrockt", sagte Weber, der die immer noch vorhandene Anspannung nicht verstecken wollte: "Mentalität schlägt hier alles, aber die Angst ist natürlich auch da."

Viel Krampf und Kampf: Hier setzt sich Augsburgs Kapitän Marco Greisel (links) gegen den Garchinger Mark Zettl durch. (Foto: Stephan Goerlich)

Die war am Samstag nicht zu übersehen. In der Startphase gab es hüben wie drüben wenig aufregende Szenen, beiden Teams war die Anspannung ob der Tabellenkonstellation anzumerken. Nicht nur FCA-Trainer Josef Steinberger sah "mehr Kampf und mehr Krampf". Dafür zappelte gleich der erste gefährliche Ball im Netz: Maurice Malone bekam die Kugel im Sechzehner serviert und überwand Maximilian Engl mit einem flachen Linksschuss (20.). "Wir sind ganz, ganz schwer ins Spiel gekommen", sagte Steinberger, "aber wir haben im richtigen Moment mit unserer ersten Chance eiskalt zugeschlagen."

Weber hoffte, dass der Rückstand der "Löser" für seine Mannschaft sei. Doch das war er nicht. Die Garchinger Reaktion auf den Rückstand war zwar gut, Valentin Micheli prüfte Augsburgs Torhüter Flemming Niemann kurze Zeit später mit einem wuchtigen Schuss aus zehn Metern (24.). Für die gefährlicheren Szenen sorgten aber die Gäste, besonders der 2000er-Jahrgang Malone war kaum zu stoppen. Kurz vor der Pause legten die Schwaben nach. Wieder kam der Ball über links in den Garchinger Strafraum, wo ihn diesmal Bastian Kurz flach zum 2:0 ins Netz setzte (44.). Die VfR-Fans, die bis zu diesem Zeitpunkt immer wieder Weber lautstark gefeiert hatten, reagierten mit "Wir wollen euch kämpfen sehen"-Gesängen.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit vergaben die Gastgeber die große Chance auf das 1:2: Micheli kam im Fünfmeterraum frei zum Kopfball, platzierte ihn aber nicht genug, wodurch Niemann die Topchance mit einem starken Reflex zunichte machte (48.). Sieben Minuten später waren die Garchinger nur noch zu zehnt, da Florian Pflügler nach einem Foul am überragenden Malone eine umstrittene zweite gelbe Karte sah. Der Innenverteidiger war noch nach Spielende, als er offiziell verabschiedet wurde, da er seine Karriere nach der Saison beendet, sichtlich traurig. Die Tränen, die ihm über das Gesicht kullerten, waren allerdings seinem Abschied nach zehn Jahren in Garching geschuldet. Malone hätte den Vorsprung der Augsburger weiter ausbauen können, doch erst scheiterte er am glänzend reagierenden Engl (57.), dann schoss er freistehend am Tor vorbei (62.).

Mut macht Weber vor dem letzten Spieltag, dass in Buchbach wieder Simon Seferings mit dabei ist, der am Samstag kurzfristig ausgefallen war. Und vielleicht auch, dass er sich moralischer Kollegen-Unterstützung sicher sein kann. "Was Daniel hier in zwölf Jahren aufgebaut hat, das ist sein Werk", betonte Steinberger. "Das hat es verdient, dass es in der Regionalliga zu Ende geht."

© SZ vom 13.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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