VfR Garching:Letzter Impuls

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Letzter Impuls: Philipp Bönig hört beim VfR auf. (Foto: Claus Schunk)

Trainer Philipp Bönig zieht die Konsequenzen aus dem vorletzten Tabellenplatz und tritt beim Fußball-Regionalligisten zurück.

Von Christoph Leischwitz, Garching

Es gibt Vereine, bei denen die handelsüblichen Mechanismen nicht greifen. Der VfR Garching gehört dazu. Und so kam es beim Fußball-Regionalligisten zu einer seltenen Begebenheit. Es musste etwas passieren, natürlich. Doch der einzige, der meinte, dass der Trainer gehen muss, war der Trainer selbst - und so reichte Philipp Bönig, 39, seinen Rücktritt ein. "Da war dann nicht gerade Sonnenschein", fasst der Sportdirektor Ludwig Trifellner die Reaktionen im Verein zusammen, inklusive seiner eigenen. Nach der schwer verdaulichen 1:3-Niederlage am vergangenen Samstag beim FV Illertissen hatte ihm Bönig am Dienstagabend die Entscheidung mitgeteilt, danach der nicht minder überraschten Mannschaft. An diesem Samstag, beim Auswärtsspiel gegen den 1. FC Nürnberg II, wird neben dem bisherigen Co-Trainer Matthias Strohmaier erst einmal Trifellner selbst auf der Bank sitzen, zumal Strohmaier ja auch noch Spieler ist.

"Mir ging es darum, dass die Mannschaft dadurch hoffentlich in die Spur kommt", sagt Bönig. Er habe gespürt, dass die Spieler "auf irgendeinen Impuls warten". Frust wird auch im Spiel gewesen sein. Immerhin habe man in Illertissen nicht zum ersten Mal eine Führung hart erarbeitet, um sie dann in kurzer Zeit wieder aus der Hand zu geben. Vergangene Saison war Bönig als Landesliga-Trainer mit dem BCF Wolfratshausen abgestiegen; Garching steht aktuell mit 14 Punkten aus 16 Spielen auf einem Abstiegsplatz.

Trifellner sagt, man habe Bönig angemerkt, wie sehr ihn die Negativserie belastet habe. Bönig habe sich immer voll reingehängt und alles für den Verein gegeben. "Deshalb verstehe ich ihn einerseits, es war eine schwierige Situation. Aber es ist für uns auch ein bisserl unglücklich", so der 61-Jährige. Denn bei der Suche nach einem Nachfolger mitten im Herbst tun sich Schwierigkeiten auf. Trifellner selbst steht trotz seiner jahrzehntelangen Trainererfahrung nicht auf Dauer bereit. Gründe dafür gibt es mehrere, die meisten seien privater Natur. Das Problem sei nun, dass ein möglicher neuer Coach "dicke Bretter" vor sich habe angesichts der Gegner in den kommenden Wochen, darunter drei Teams aus den Top vier.

Gut möglich also, dass ein neuer Trainer erst in der Winterpause kommt. Einer der ersten Gesprächspartner werde Günter Edahl sein, der unter Bönigs Vorgänger Daniel Weber Co-Trainer war. Viele Spieler kennen und respektierten ihn, sagt Trifellner. Edahl sei zurzeit allerdings unterwegs und stand deshalb am Wochenende noch nicht zur Verfügung. Idealerweise suche man keinen Feuerwehrmann, sondern einen jungen Trainer, der nach Möglichkeit auch schon die Liga kenne. Darauf angesprochen, ob der ehemalige Pipinsrieder Tobias Strobl, derzeit Nachwuchscoach beim FC Ingolstadt, ein möglicher Kandidat sei, sagt Trifellner: "Das wäre natürlich schon einer."

Man werde für das Spiel in Nürnberg nicht viel ändern, sagt Trifellner in Bezug auf Taktik und Personal. "Das einzige, was wir machen können, ist den Frust aus den Köpfen rauszubekommen." Diejenigen, die sich leichter tun, wieder den Spaß am Fußball zu sehen, könnten dabei einen Vorteil haben.

Bönig indes hofft, dass die Mannschaft bei den Franken punktet. Er selbst wolle jetzt erst einmal Abstand gewinnen, wohl auch räumlich: Der ehemalige Profi des VfL Bochum will schon bald in der alten Heimat vorbeischauen, oder auch mal beim Bundesligisten Union Berlin, wo sein Bruder Sebastian als Co-Trainer arbeitet. "Der Fußball kriegt mich so schnell nicht los."

© SZ vom 02.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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