VfR Garching:Ganz brav zugesehen

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„Zweikämpfe, Zweikämpfe, Zweikämpfe“ will Ludwig Trifellner künftig im VfR-Training sehen. Er hat es in der Hand, denn er wird es wohl gemeinsam mit Günther Edahl leiten. (Foto: imago images/Zink)

Nach dem Rücktritt von Trainer Bönig verliert der VfR beim 1. FC Nünberg II noch höher. Ein neuer Coach wird vermutlich erst in der Winterpause verpflichtet, bis dahin will Sportdirektor Trifellner im Duett mit Klub-Urgestein Edahl einspringen.

Von Christoph Leischwitz, München

Ludwig Trifellner fuhr am Samstag nach dem Spiel nicht mit der Mannschaft nach Hause, er hatte noch einen Termin in Nürnberg. Doch nach allem, was er gehört habe, gab es im Mannschaftsbus nichts zu hören: "Mucksmäuschenstill" sei es gewesen, dann fügte der Interimstrainer des VfR Garching noch an: "Ich hätte denen einen Kasten Bier reingestellt. So ein Spiel sollte man nicht lange mit sich rumtragen." Vier Tage nach dem Rücktritt von Philipp Bönig steht zumindest schon einmal fest, dass seine überraschende Entscheidung nicht den erhofften "Impuls" gebracht hat, im Gegenteil: Diesmal ging die Mannschaft nicht erst in Führung, um dann noch nach Leistungsabfall zu verlieren, sie ging diesmal ganz konsequent 0:6 (0:4) bei der U21 des 1. FC Nürnberg unter.

Die erste halbe Stunde habe man noch ganz gut mitgespielt, sagt Trifellner, Kapitän Dennis Niebauer hatte sogar eine Chance zur Führung: Nach einer knappen Viertelstunde sah er nach einem Ballgewinn im Mittelfeld, dass Nürnbergs Keeper Felix Kielkopf zu weit vor seinem Kasten stand. Sein hoher, weiter Ball war nur wenige Zentimeter zu hoch angesetzt. Aber wenig später sei man "in alte Muster verfallen", sagte Trifellner. Im Angriff habe man zu oft Fehlpässe ins Zentrum gespielt, und defensiv habe man irgendwann auch wieder aufgehört, in die Zweikämpfe zu gehen. Das sei auch ausschlaggebend für das erste Tor der Clubberer gewesen. Nach der ersten Flanke wurde die zweite Flanke auf den Kopf des Torschützen Casper Tengstedt unnötig zugelassen. Danach habe der Glaube gefehlt, so Trifellner, dass sich Zweikämpfe überhaupt noch lohnen, er kritisierte: "Wir haben in der ersten Halbzeit keine einzige gelbe Karte gesehen. Ich fordere keine Fouls, aber Zweikampfhärte." Und das sei auch ein generelles Problem. Die relativ geringe Zahl an Verwarnungen (36) mag ein Indiz dafür sein: "Wir sind eine brave Mannschaft", sagt der 61-Jährige.

So sah der VfR brav zu, wie die Nürnberger fünf weitere Tore erzielten, schon zur Pause stand es 4:0 für die Gastgeber. Die Mannschaft von Ex-Profi Marek Mintal ließ es danach zwar ruhiger angehen, die Intensität im Spiel der Jungprofis blieb allerdings erhalten, und das führte zu einer zusätzlichen schlechten Nachricht für den Tabellenletzten: Sebastian Gebhart wollte einen weiten Ball schlagen, Nürnbergs Paul-Philipp Besong hielt den Fuß drüber. Der junge Rechtsverteidiger musste von einem Krankenwagen abgeholt werden, seine Eltern begleiteten ihn ins Krankenhaus. Der erste Verdacht - Riss des Syndesmosbandes - bestätigte sich dort nicht, Trifellner geht aber davon aus, dass der im August zum VfR gewechselte ehemalige Sechziger trotzdem eine Weile ausfallen wird.

"Zweikämpfe, Zweikämpfe, Zweikämpfe", das sei es, worauf man nun im Training Wert legen werde. Die Frage ist noch, wer in den kommenden Wochen das Training leitet. Die wahrscheinlichste Lösung: Trifellner im Duo mit dem früheren VfR-Co-Trainer Günter Edahl. Edahl könne aus beruflich-zeitlichen Gründen nicht alleiniger Cheftrainer werden, im Laufe der Woche wolle man nun klären, wie die Zusammenarbeit aussehen könnte. Ein neuer Cheftrainer wird, Stand jetzt, demnach erst in der Winterpause verpflichtet. Sie suchen jemanden, der dem Team die Bravheit austreibt.

© SZ vom 04.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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