VfR Garching:Familie sucht Oberhaupt

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Fingerzeig: Der VfR Garching (hier Torschütze Tom Zimmerschied) überrascht mit seinem anfänglichen Elan die Gäste aus Bayreuth. (Foto: Claus Schunk)

Mit besonderer Unterstützung seiner Fans erobert Garching einen Punkt gegen Bayreuth - und wird dabei von Kandidaten für den Trainerjob beobachtet.

Von Fabian Dilger, Garching

Als die Garchinger Spieler zum Umziehen in die Kabine kamen, hatten die Fans schon für Motivation gesorgt: "Wir alle zusammen", "Nur gemeinsam", "Die VfR-Familie steht hinter euch" - nach dieser überraschenden Plakataktion habe er zu den Spielern gar nicht mehr viel sagen müssen, sagte Sportdirektor Ludwig Trifellner, der nach dem Rücktritt von Philipp Bönig interimsmäßig coacht. In den ersten zehn Minuten wirkten sich die Motivationssprüche offenbar aus: Garching begann mit Elan. Dennis Niebauer brachte einen Freistoß gefährlich aufs Tor (2.), die folgende Ecke wehrte Bayreuths Keeper Sebastian Kolbe ab. In der neunten Minute machte Außenverteidiger Leopold Krueger den langen Weg, hinterlief auf der rechten Außenbahn, Tom Zimmerschied verwertete die Flanke aus sieben Metern frei zum 1:0.

Danach war es den einigermaßen verdutzten Bayreuthern überlassen, Ball und Spiel zu übernehmen. "Ich bin mit der ersten Halbzeit nicht zufrieden", ärgerte sich SpVgg-Trainer Timo Rost hinterher. Der Regionalliga-Letzte Garching stand eher tief und hatte nach einer Systemumstellung mit einem 4-3-3 das Zentrum ziemlich dicht gemacht. Das gab zwar Räume speziell für Bayreuths Außenverteidiger, rechts marschierte Dusan Jevtic einige Male mit Ablagen und Doppelpässen weit nach vorne - doch richtig lange Druckphasen konnte Bayreuth nie erzeugen.

Das wurde in der zweiten Halbzeit punktuell besser. Garching stellte sich weiter aufs Verteidigen ein, Bayreuth wurde dann lebendiger und zeigte, warum 16 Tabellenplätze zwischen den beiden Teams liegen. Die Gäste hätten "klasse Fußball im offensiven Bereich" gezeigt, "da ist es einfach so, dass manchmal Chancen entstehen", sagte Trifellner später. Wenn die Bayreuther Offensiven die Garchinger Kette in Bewegung brachten, kamen sie leicht bis in den Strafraum, richtig gefährliche Abschlüsse blieben bis zum Ausgleich aber aus. Doch dann, nach einer Ecke, konnte Jevtic den Abpraller vor dem Sechzehner aufnehmen, quer legen zu Alexander Piller, und der schloss unhaltbar aus zehn Metern ab (72.). Insgesamt wurde die zweite Hälfte deutlich engagierter und härter ausgetragen, beide Mannschaften hätten außerdem gerne jeweils einen Elfmeter gehabt: Bayreuth forderte ihn, nachdem Valentin Micheli der Ball an die Hand gesprungen war. Garchings Kapitän Dennis Niebauer wurde bei einem Konter an der Strafraumgrenze gelegt. "Foul, Elfmeter, rote Karte", urteilte Niebauer. "Normalerweise bin ich nicht dafür bekannt, dass ich mich irgendwo hinschmeiße." Tendenz bei beiden Situationen: ahndungswürdig.

"Für uns ist es trotzdem ein gewonnener Punkt. Wir wollten unbedingt was mitnehmen. Ich bin mit dem Punkt zufrieden", sagte Niebauer. Trifellner sah es ebenso und war mit der Leistung d'accord: "Ich glaube, die Mannschaft hat gezeigt, was sie eigentlich für eine Truppe ist und dass sie zusammenhält." Besonders nach der bösen 0:6-Auswärtsniederlage in Nürnberg signalisiert Garching damit, dass sich der Strudel nicht beliebig weiterdreht. In seiner derzeitigen Doppelfunktion schaut Trifellner sich weiterhin nach einem neuen Trainer um, der in der Winterpause kommen soll. Trifellner sucht keinen Feuerwehrmann, sondern jemanden für eine langfristige Aufgabe. Bewerber sollten doch bitte das Spiel gegen Bayreuth verfolgen, um sich ein Bild von der Mannschaft zu machen, hatte der Sportdirektor vor der Partie empfohlen. "Es sind schon ein paar dagewesen", stellte der ehemalige Profi nach den 90 Minuten fest. "Die sollen sich mal Gedanken machen über diese Mannschaft." Denn in Garching ist klar: "Wir können keine fünf Neuen holen." Wenn jemand auf externen Verstärkungen bestehe, "ist das Gespräch eh schon erledigt".

© SZ vom 11.11.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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