VfR Garching:"Ein Schlag in den Nacken"

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"Müssen uns bei den Zuschauern entschuldigen": Philipp Bönig. (Foto: Robert Haas)

Von Garchings jüngstem Aufwärtstrend in der Regionalliga ist gegen Schweinfurt nichts zu erkennen.

Von Fabian Dilger, Garching

In der Regionalliga weht manchmal so etwas wie Profifußball-Atmosphäre durch die Ränge. Oft dann, wenn es ein sogenanntes Sicherheitsspiel gibt. Kommt etwa der 1. FC Schweinfurt, ein Klub mit großer Vergangenheit und großen Ambitionen, zum VfR Garching, dann bringt er ein paar mehr Fans mit als die üblichen Gäste. Die Polizei parkt dann einige Einsatzbusse vor dem Stadion am Garchinger See und präsentiert sich vorsorglich in Mannschaftsstärke. Die 150 friedlichen Schweinfurter waren jedoch auch ohne Polizeieinsatz zu bändigen, aus dem Sicherheitsspiel wurde aus Garchinger Sicht ein Unsicherheitsspiel. Bei der 1:4 (0:3)-Niederlage hatte der VfR wieder einmal einen Einbruch in der Defensive.

In der ersten halben Stunde hätte Garching die Polizeibusse besser vor das eigene Tor gestellt, so überlegen waren die Schweinfurter. Die Franken brachten sofort ihre offensive Qualität, die in dieser Saison zum Aufstieg führen soll, auf den Rasen: Nach zehn Minuten bediente Benedict Laverty vom rechten Flügel Adam Jabiri, der in der Mitte vollendete. Drei Minuten später waren Jabiri und Tim Danhof durch, vor dem Tor legte Jabiri quer, Danhof schob ein. Das 0:3 war ein wunderschöner Schuss von Laverty, der von rechts einlief und mit links die Kugel in den linken Winkel schlenzte (28.). "Wir waren in den ersten 40 Minuten nicht anwesend, da müssen wir uns bei den Zuschauern entschuldigen", sagte Garchings Trainer Philipp Bönig nach dem Spiel. Der sichtlich enttäuschte Bönig wollte das Ergebnis auch nicht auf den starken Gegner schieben, sondern kritisierte das eigene Defensivverhalten: Keine gewonnenen Zweikämpfe, keine Leidenschaft, keine Abstimmung, zu leicht habe man sich auseinanderziehen lassen. Obwohl Garching in der ersten Halbzeit meist tief stand, habe Schweinfurt es leicht gehabt, so Bönig: "Wir kommen nicht dazu, in einer kleinen Zone gut zu verteidigen." Defensive Mängel sind die Konstante, die sich bisher durch die Garchinger Spielzeit zieht. Gegen Eichstätt und Aubstadt gab es hohe Niederlagen, oft liegt der VfR früh in Rückstand. "Da fängt man sich ja gar nicht mehr. Da bist du wie gelähmt", sagte Garchings Sportdirektor Ludwig Trifellner. Er machte klar, dass er mit den individuellen Leistungen mancher Spieler überhaupt nicht zufrieden ist.

Weil Garching so überfordert war mit der Abwehrarbeit, kam bis auf die letzten zehn Minuten vor der Pause auch kein Offensivspiel zusammen. "Wir kamen zu keinen Situationen, wo wir Zugriff hatten und Umschaltsituationen erzeugen konnten, wie es der Plan war", sagte Bönig. In der zweiten Halbzeit wollte Garching zwar sichtlich bemüht starten, sabotierte diesen Plan in der 53. Minute aber selbst: Bei einem Konter arbeitete Stürmer Maximilian Berwein mit nach hinten, Torwart Joey Brenner kam aus dem Kasten, gemeinsam rumpelten sie Adam Jabiri um. Obwohl Brenner mehr Körperkontakt hatte, musste Berwein mit Rot vom Platz gehen. "Extrem bitter" für Bönig, dass der gesetzte Berwein jetzt gesperrt wird.

Gegen zehn Mann war Schweinfurt wieder extrem dominant, Pius Krätschmer verlud Garchings zurückgekehrten Kapitän Dennis Niebauer und legte das vierte Tor nach (63.). Immerhin verhinderte Garching in Unterzahl ein komplettes Debakel und kam noch zu einem Kontertor: Niebauers Schuss wurde von Christian Köppel auf der Linie geblockt, Sebastian Gebhart konnte den Ball aufnehmen und über Köppels Kopf unter die Latte dreschen.

"Das war ein richtiger Schlag in den Nacken", konstatierte Bönig nach Abpfiff. Nachdem zuletzt zwei Siege Aufbruch symbolisierten, habe er gedacht, dass die Mannschaft Selbstvertrauen getankt habe. Der einzige Vorteil, den Bönig nach diesem Spiel sehen konnte: Schon am Dienstag gibt es Gelegenheit, sich davon freizuspielen. Der SV Schalding-Heining wartet im Toto-Pokal. Die Hauptaufgabe für die nächsten Wochen laut Bönig: "Wir müssen schauen, dass wir den Laden hinten dicht kriegen."

© SZ vom 02.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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