VfR Garching:Effizienz und Leidenschaft

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"Lust auf kraftraubendes Spiel": Mike Niebauer, Schütze des Garchinger 3:1-Endstands. (Foto: Sven Leifer/imago/foto2press)

Der VfR fügt Regionalliga-Primus Burghausen die erste Saisonniederlage zu. "Unser Plan hat funktioniert", sagt Daniel Suck.

Von Matthias Schmid, Garching

Maximilian Engl mochte nicht hinsehen und blickte lieber ins Tornetz. Aus Aberglaube, wie er zugab. Der Torhüter des Fußball-Regionalligisten VfR Garching drehte sich also weg, als Dennis Niebauer am Samstag im Heimspiel gegen den SV Wacker Burghausen zum Elfmeter antrat. 0:0 stand es da gegen den Tabellenführer. "Als ich in Fürth zuletzt weggeschaut habe, ging der Elfmeter rein", sagte Engl. Auch diesmal durfte er die Faust ballen. Kapitän Niebauer traf zum 1:0 (27.). Am Ende siegte Garching 3:1 (1:1) und fügte Burghausen die erste Saisonniederlage zu, nachdem das Team von Wolfgang Schellenberg aus den ersten fünf Spielen optimale 15 Punkte geholt hatte.

Dass der Außenseiter die Partie gewann, lag nicht nur am verwandelten Foulelfmeter von Niebauer und der Verdoppelung der Siegprämie, die ein neuer Sponsor ermöglichte, sondern auch an Engl. Der 20-Jährige hatte wenige Minuten vor der Führung einen sogenannten unhaltbaren Schuss pariert. Stefan Wächter war nach einem feinen Doppelpass in halbrechter Position auf Engl zu gerannt, er hatte alle Optionen, den Keeper zu überwinden, nirgendwo war ein Gegenspieler mitgelaufen, alles sprach gegen Engl in dieser Situation. Doch der Keeper, der sich in den vergangenen Spielen als stabiler Rückhalt erwies, blieb tapfer stehen, machte sich groß, wie es so schön heißt, und riss im richtigen Moment die linke Schulter nach oben - ein fast surrealer Reflex. "Dafür bin ich da, dass ich uns auch mal mit einer Parade im Spiel halte", sagte Engl anschließend.

Halbe Zehn? Falsche Neun? Egal, solange der Plan aufgeht

Es war eine Szene, die bezeichnend war für das gesamte Spiel. Die Garchinger sind spielerisch weniger beschlagen als die kombinationsstarken Gäste, aber sie rannten, sie kämpften - und ganz wichtig: sie hatten einen einfallsreichen Plan, mit dem sie Burghausen in die Resignation trieben. Daniel Suck fiel dabei eine ungewohnte Rolle zu, "er war eine halbe Zehn", wie Garchings Cheftrainer Daniel Weber sagte. Suck selbst sah sich eher als "falsche Neun". Wie auch immer: "Unser Plan hat funktioniert", sagte Suck.

Er und seine Mitspieler rissen mit ihren Läufen immer wieder Lücken in den Defensivverbund der Gäste. "Vor allem in den Halbpositionen haben sich uns so viele Räume angeboten", sagte Weber. Seine Mannschaft ließ sich auch nicht vom zwischenzeitlichen Ausgleich durch Lukas Aigner (45.) irritieren. "In der zweiten Hälfte kam Burghausen zu keiner Torchance mehr", stellte Weber zufrieden fest. Garching dagegen nutzte die wenigen Möglichkeiten, die sich boten. Nach Zuspiel von Mario Staudigl beispielsweise nahm Tom Zimmerschied den Ball gekonnt an, drehte sich und schlenzte ihn am Keeper vorbei ins lange Eck zur 2:1-Führung (64.). Es war nicht immer schön, wie Garching spielte, aber es war erfolgreich und effizient. Erst recht, nachdem auch noch Mike Niebauer mit Glück und Geschick eine Freistoßflanke von Orkun Tugbay verarbeitete. Er hatte den Ball eigentlich schon verloren, bekam ihn aber mit akrobatischer Verrenkung wieder vor den linken Fuß und schoss ihn ins Tor (75.).

"Wir haben wieder Lust aufs Gewinnen und auf unser kraftraubendes Spiel", sagte Weber hinterher, nachdem er zu Beginn der Saison phasenweise den Eindruck gehabt hatte, dass seinen Spielern der letzte Wille abhanden gekommen war oder die Zugänge seine Art, Fußball spielen zu lassen, noch nicht verinnerlicht hatten. Der 45-Jährige sah deshalb auch generös darüber hinweg, dass Dennis Niebauer, Suck und Staudigl in den letzten zehn Minuten auf fast schon groteske Weise Chancen von bester Qualität verschwendeten. Auch Torhüter Engl begegnete der Vergeudung pragmatisch: "Viel wichtiger ist, dass wir drei Punkte gesammelt haben und als Team immer besser zusammenwachsen." Damit noch viele Siege in dieser Saison folgen, will sich Engl weiterhin keinen Elfmeter seiner Mannschaft anschauen. "Torhüter", fügte er mit einem Lächeln hinzu, "sind halt anders."

© SZ vom 13.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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