VfR Garching:Die Aufholjagd startet torlos

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Hauptsache kein Gegentor: Mike Niebauer spielte neben Bruder Dennis auf der Doppel-Sechs und erfüllte seinen Auftrag. (Foto: Claus Schunk)

Schlusslicht spielt im ersten von 14 Abstiegsendspielen 0:0 gegen Fürth II.

Von Fabian Dilger, Garching

Wäre es ein echtes Finale gewesen, dann hätte der Schiedsrichter nach der regulären Spielzeit im Garchinger Seestadion noch in die Verlängerung und dann ins Elfmeterschießen gebeten. Weil es aber nur ein gefühltes war, durften beide Mannschaften nach dem torlosen Unentschieden dann doch nach 93 Minuten aus dem Schneeregen in die warme Kabine. Die Sprachregelung hatten vor allem die Garchinger gesetzt. Überall und von allen Seiten hatte der VfR vor Ablauf der Winterpause die Parole ausgegeben: Jedes der verbleibenden 14 Spiele wolle man wie ein Endspiel angehen.

Was fängt man nun mit einem Finale an, das weder verloren noch gewonnen wurde? Erst einmal zufrieden damit sein, meinte der neue VfR-Trainer Benjamin Flicker nach dem Spiel: "Es gibt so Spiele, wo du denkst, okay, da musst du dich dann halt damit anfreunden mit dem Punkt. Heute hat uns so ein bisschen das letzte Quäntchen gefehlt, um zu einem ordentlichen Torabschluss zu kommen."

Eine stimmige Analyse, die wohl jeder Garchinger Zuschauer in einem Punkt unterschrieben hätte: Mehr als einen Punkt gab es für beide Mannschaften nicht zu holen. Sowohl Garching als auch die Fürther Reserve aus dem Tabellenmittelfeld standen generell defensiv sehr konzentriert, ließen fast überhaupt keine freien Torabschlüsse zu und machten sehr wenige Fehler. Fürths Trainer Petr Ruman nörgelte nach dem Spiel etwas verklausuliert an den Platzverhältnissen in Garching herum und meinte, seine Mannschaft hätte zu wenig fußballerische Elemente auf den Rasen bringen können. So grauslich war das Geläuf in Garching aber nicht, dass gar kein Fußball zustande kam: Viel eher fanden die Fürther wenig Ansätze gegen ein neu formiertes VfR-Mittelfeld und eine Viererkette, die immer die Lufthoheit gegen die Kleeblätter besaß. Garchings Kapitän Dennis Niebauer spielte weiter zurückgezogen als üblich auf der Doppelsechs neben seinem Bruder Mike. "Wir wollten vor allem im Zentrum eine gute Stabilität bekommen", sagte Flicker zu dieser Umstellung. Ebenfalls auf einer anderen Position fand sich Stürmer Maxi Berwein wieder, den Flicker als linken Flügel aufstellte, wo Berwein der auffälligste VfR-Offensivspieler war. Mit seiner Geschwindigkeit ließ er defensiv nichts anbrennen und hatte die meisten Aktionen in Richtung Fürther Tor. Bei der besten Torchance des gesamten Spiels übersprintete er seinen Gegenspieler, zog im Strafraum mit links ab und hatte Pech, dass Fürths Torwart Leon Schaffran mit der Hand schnell genug am Boden war (29.).

Weil die Franken immer wieder sehr hoch und schnell anliefen, waren lange Eröffnungsbälle von Torwart Joey Brenner und den Verteidigern das Garchinger Mittel der Wahl. "Es war klar, dass wir in allen Situationen hinten immer viel Stress bekommen werden", sagte Flicker. Rückkehrer Manuel Eisgruber als Sturmspitze leitete einige dieser Bälle gut auf die schnellen Außen weiter, Garching war in der zweiten Halbzeit offensiv deutlich sichtbarer als der Gegner. Am Strafraum war dann aber oft genug Schluss. "Grundsätzlich haben die Fürther eine gute Defensive. Die haben heute wirklich auch vieles gut wegverteidigt", meinte Flicker. Das meiste an Annäherung gab es zwei Minuten vor Ende, als Valentin Micheli am Fünfer eine Ecke auf den Fuß bekam. Micheli brachte aber zu wenig Verve hinter den Ball, Schaffran konnte die Kugel leicht einsammeln.

Vor der Winterpause hatte Garchings Sportdirektor Ludwig Trifellner noch gesagt: "Wir können keine fünf Neuen holen." Richtig, denn am Ende wurden es sogar sechs Neuzugänge. Neben Eisgruber spielten gegen Fürth auch bereits Arijanit Kelmendi und Lucas Scholl. Das sei aber eher als Reaktion denn als Aktion zu verstehen, sagte Trifellner: "Man muss ja sagen, wir hatten ja auch Abgänge. Ich muss ja darauf reagieren." Zum Beispiel spielt Stürmer Kevin Feucht aus privaten Gründen erst einmal keinen Fußball mehr, Michael Strein muss wegen einer erneuten Knieverletzung wahrscheinlich seine Karriere beenden, und Keeper Dominic Dachs leidet unter hartnäckigen Rückenproblemen.

Für Flicker geht die Endspiel-Tour nächste Woche auswärts in Burghausen weiter, ebenfalls ein Mittelfeld-Team. "Die Mannschaften, die im direkten Vergleich stehen, kommen noch. Wenn wir da draufsetzen, dann kann der Punkt nämlich noch ganz wichtig sein." Dann wird es noch endspiel-mäßiger.

© SZ vom 09.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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