VfR Garching:Aus der Tiefe des Bodens

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Abgang mit Scheibenwischer: Als Mike Niebauer (links oben) das Feld mit Schwindel verlassen musste, ging seinem Team die defensive Stabilität verloren. (Foto: Claus Schunk)

Nach fünf Unentschieden in Serie geht der VfR Garching gegen Buchbach bewusst ein höheres Risiko - und verliert durch zwei Tore in der Endphase mit 1:3.

Von Christoph Leischwitz, Garching

Manchmal reichen vier Worte, um das Spiel einer Mannschaft zu umschreiben. Trainer Anton Bobenstetter bekam für seine Spielanalyse einen Regenschirm gereicht, man konnte seinen Atem sehen, als er sagte: "Das Wetter ist wunderbar." So ist das eben beim TSV Buchbach: Je tiefer die Plätze, umso größer ist oft die Freude.

Garchings Daniel Weber hingegen zuckte bei der Frage nach dem Wetter mit den Schultern. Er hatte seine Mannschaft beim Stand von 1:1 in der Schlussphase auf Sieg spielen lassen, aber: "Wenn's dann heute das erste Mal so schifft... Der Boden wird immer schwerer." Die Torschüsse, die gegen Ende auch zu selten abgefeuert wurden, gingen letztlich nach hinten los: Buchbach gewann etwas glücklich 3:1, weil "sie sich in die Schüsse geworfen haben und unsere Fehler ausgenutzt haben", analysierte Weber. Der Garchinger Coach stand ganz ohne Schirm im Regen, als er sagte: "Wie die Tabelle aussieht: Katastrophe. Wir haben sechs bis acht Punkte zu wenig für die Leistungen, die wir gezeigt haben." Und mit 18 Punkten aus 17 Spielen befinde man sich nun auch klar im Abstiegskampf.

Dabei hatte der VfR vor allem in der ersten Halbzeit einen Fußball gespielt, wie man es eher im Sommer als im Herbst erwartet: kombinationssicher und präzise, mit vielen Pässen in die Schnittstellen des Gegners. Nach einer Viertelstunde schien Buchbach überfordert und konnte sich kaum befreien. Dann kam es aber zum ersten von Weber erwähnten Fehler: Philipp Walter bekam auf der Höhe der Mittellinie einen hohen Ball nicht unter Kontrolle, Maximilian Bauer eroberte ihn und marschierte bis in den Garchinger Strafraum. Dort wurde er von Sebastian Koch gefoult. Fand zumindest Schiedsrichter Simon Marx, auch wenn VfR-Trainer Weber das nicht so sah. Thomas Breu ließ sich jedenfalls durch eine recht lange Behandlungspause Kochs nicht beirren und verwandelte sicher (19.). Aus dem Spiel heraus gelang trotz bester Bemühungen der Ausgleich nicht. So scheiterte VfR-Kapitän Dennis Niebauer sechs Minuten später mit einem Flachschuss an TSV-Keeper Daniel Maus, der rechtzeitig den Fuß ausfuhr. Womöglich weiß der ehemalige Garchinger Torwart, wie Niebauer gerne abschließt, und profitierte in dieser Szene davon. Das gleiche Problem stellte sich für Niebauer dann in der 35. Minute, als auch Garching einen Elfmeter zugesprochen bekam. Zwar fand Weber auch diesen Pfiff unberechtigt - ein Pressschlag von Dennis' Bruder Mike Niebauer mit einem Buchbacher hatte zu der Entscheidung geführt -, doch immerhin hatte Elfmeterschütze Dennis Niebauer nun den verdienten Ausgleich auf dem Fuß. Weber erzählte: "Er hat später gesagt: Ich denke, dass Mausi in seine bevorzugte Ecke springt, also muss ich mir was anderes einfallen lassen." Das tat Niebauer auch: Er chippte den Ball frech und flach in die Mitte, während Maus ins rechte Eck sprang (36.). Das Ende der ersten Halbzeit wirkte so, als ob beide Teams schon auf Sieg spielen wollten, man wechselte sich mit gefährlichem Konterspiel ab. Die letzte Großchance erspielte sich Garching dann aber auch schon gleich nach dem Seitenwechsel, Mario Staudigl scheiterte ebenfalls im Eins-gegen-eins an Maus' Fuß (47.). Danach fehlte auf besagtem schweren Boden im Spiel nach vorne dann doch mehrmals die Präzision. Folgenschwer war aus Sicht Webers auch die Auswechslung von Mike Niebauer (73.). Als dieser vom Feld ging, machte er mit der Hand vor dem Gesicht einen Scheibenwischer - aber nicht wegen des Regens. "Ihm war schwindlig", erklärte Weber, der 24-Jährige habe vor der Pause einen Schlag auf den Ellenbogen bekommen und sich seitdem nicht gut gefühlt. Jedenfalls gehe "mit Mike immer auch ein Stückweit defensive Stabilität verloren", sagte der Coach. Und als er gerade mit einer anderen Auswechslung beschäftigt war und sich noch einmal umdrehte, stand Buchbachs Sammy Ammari nach einem in Unterzahl vorgetragenen Angriff alleine vor dem Kasten und erzielte das 2:1. Alle Buchbacher, die auf der Bank saßen, stürmten nun zum Jubeln auf den Rasen (88.).

"Wir sind eine spielstarke Mannschaft, die aber ihre Qualität nicht über den ganzen Platz gleichmäßig halten kann", sagte Weber. Und meinte damit: Auch wenn der lange verletzte Angreifer Emre Tunc seine Sache ordentlich machte, fehle dem VfR aktuell eben doch ein ligaerprobter Stürmer wie Ammari, der den Unterschied mache. Das 3:1 in der Nachspielzeit durch Patrick Drofa mit dem Schlusspfiff juckte Weber dann nicht mehr. Er war ein Risiko eingegangen, das sich nicht ausgezahlt hatte. Ein sechstes Unentschieden in Serie habe ihn "an diesem Tag nicht interessiert", sagte er.

© SZ vom 29.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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