Verwirrter Obdachloser:Gewaltausbruch im S-Bahnhof

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Ein verwirrter Obdachloser hat am Stachus völlig grundlos fünf Menschen angegriffen. Ein Opfer liegt noch im Krankenhaus, ein anderes muss operiert werden.

Susi Wimmer

Ein geistig verwirrter Obdachloser hat innerhalb weniger Tage am Stachus völlig grundlos fünf Menschen angegriffen und zum Teil schwer verletzt. Eines seiner Opfer liegt noch im Krankenhaus, ein anderes muss operiert werden. "Wir sind froh, dass wir den Mann aus dem Verkehr ziehen konnten", sagte Polizeisprecher Andreas Ruch.

Gefahr am Stachus: Ein geistig verwirrter Obdachloser schlug auf Menschen ein. (Foto: Foto: ahed)

Leise vor sich hin summend, die Augen geschlossen, so saß der 26-Jährige am Samstagvormittag, 28. Februar, in der S-Bahn. Kurz vor der Haltestelle Stachus stand er auf und griff ein Touristenehepaar aus Hohenaspe an. Er schlug dem 67-jährigen Rentner wortlos mehrmals mit der Faust ins Gesicht.

Dann prügelte er auf dessen 65-jährige Ehefrau ein. Die Frau erlitt eine Schädelprellung und eine Platzwunde, ihr Ehemann liegt bis heute im Krankenhaus: Er zog sich Gesichtsprellungen und ein Schädel-Hirn-Trauma zu, außerdem zerschlug der Täter seine Zahnprothese.

In der Nacht auf Montag suchte sich der Verwirrte das nächste Opfer. Gegen 3.35 Uhr traf er am Stachus auf einen 27-jährigen McDonald's-Angestellten. Auch auf ihn prügelte er völlig unvermittelt ein. Der Mann alarmierte die Polizei, die konnte den Verwirrten wenig später in Tatortnähe festnehmen.

Der Obdachlose wurde ins Polizeipräsidium gebracht und dort dem Jourdienst-Staatsanwalt vorgeführt. Dieser allerdings sah keine Veranlassung, den 26-Jährigen einzusperren - zumal er ihn nicht mit der Tat vom Samstag in Verbindung brachte. Also kam der Obdachlose wieder frei.

Nur Stunden später schlug er am Montag vermutlich erneut zu: wieder am S-Bahnhof Stachus, wieder völlig unvermittelt. Allerdings gibt es für diese Tat noch keine Zeugen, "doch von der Vorgehensweise her dürfte es sich um denselben Täter handeln", sagt Ruch.

Das Opfer, ein 48-jähriger Beamter aus Neubiberg, kann sich an nichts erinnern. Nur daran, dass er gegen 18.40 Uhr am Bahnsteig saß, über Kopfhörer Musik hörte und auf seine S-Bahn in Richtung Ostbahnhof wartete. Die Erinnerung setzte erst an dem Punkt ein, an dem der Fahrdienstleiter der S-Bahn ihn auf seine Verletzungen ansprach: schwerer Jochbeinbruch, Augenbodenfraktur.

Die Polizei vermutet, dass der Täter sich neben den Mann gestellt und zugeschlagen hatte. In diesem Zusammenhang sucht die Polizei eine blonde Frau als Zeugin. Sie hatte den Fahrdienstleiter auf den Verletzten aufmerksam gemacht.

Dienstagnachmittag, S-Bahnhof Stachus: Diesmal gab sich der Obdachlose nicht mit Schlägen zufrieden. Nach einer kurzen Unterhaltung mit einem 20-jährigen Finanzberater zog er ein Messer und stach in Richtung Oberkörper seines Gegenübers. Der 20-Jährige konnte dem Angriff gerade noch ausweichen.

Der Täter flüchtete ins Café Rischart und versteckte sich auf der Toilette. Eine aufmerksame Angestellte versperrte die Zugangstüre, der Mann saß in der Falle. Nun konnte er nur noch über die Zwischendecke flüchten, was er auch versuchte. Dabei riss er die Wasserleitung ab und brach durch die dünne Zwischendecke. Beim Sturz in den Aufenthaltsraum des Cafés wurde ein Polizist leicht verletzt, der Täter schließlich festgenommen.

An welcher Krankheit der Mann leidet, konnte Polizeisprecher Ruch am Freitag noch nicht sagen. Alkohol oder Drogen spielten keine Rolle. Jetzt sitzt der 26-Jährige in Untersuchungshaft.

© SZ vom 07.03.2009/sonn - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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