Verschwundener Tankstellenpächter:Keine Zeugen, viele Rätsel

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Mysteriöser Kriminalfall: Der verschwundene Tankstellenpächter Peter M. hatte hohe Schulden, und seine Geschäfte liefen immer schlechter.

Susi Wimmer

Der Fall des seit Montag vermissten Unternehmers Peter M. bleibt nach wie vor rätselhaft: Direkt am stark frequentierten Herkomerplatz verschwand der 48-Jährige, zurück blieb sein Porsche, in dem der Schlüssel noch steckte, eine Blutspur an der Fahrertüre und neben dem Wagen eine leere Geldtasche. Trotz öffentlicher Fahndung haben sich bis Mittwoch keine Zeugen gemeldet, die Verdächtiges bemerkt haben wollen. Und: Nach Informationen der SZ hatte Peter M. Schulden.

Auf dem Weg zur Bank ist der Unternehmer Peter Moosheimer spurlos verschwunden. (Foto: Stephan Rumpf)

Vor fünf Jahren hatte der in Pliening wohnende M. die Aral-Tankstelle in der Richard-Strauss-Straße von seinen Eltern als Pächter übernommen. Damals war der Mittlere Ring noch nicht untertunnelt, dementsprechend gut liefen die Geschäfte. Zudem führte M. die Firma PM-Car-Cleaning, die Innen- und Außenpflege für Fahrzeuge anbietet. Neben der Station an der Tankstelle gab es zwei Standorte: im Oberpollinger-Parkhaus und am Hauptbahnhof.

Das Center in der Maxburgstraße hat inzwischen dichtgemacht. Und auch an der Tankstelle gehen die Geschäfte schlecht: Seit der Ring untertunnelt ist, kommen statt 60.000 Autos pro Tag nur noch 6000 vorbei, hat das Planungsreferat festgestellt. M. selbst sprach von einem Umsatzrückgang von 35 Prozent. Den Unternehmer plagten offenbar starke finanzielle Probleme. Zudem ist auf dem Areal eine Wohnbebauung geplant.

"Die Polizei kann nicht spekulieren", sagt Sprecher Peter Reichl. Man halte sich an Fakten und die ließen zwei Ermittlungsrichtungen zu: Der Tankstellenbetreiber wurde entweder Opfer eines Verbrechens, oder er ist abgetaucht. Tatsache ist, dass der Familienvater zuletzt am Montag um 7.45 Uhr an seiner Aral-Tankstelle gesehen wurde. Eine Video-Aufnahme belegt, dass er mit seinem weißen Porsche aus der Tankstelle fuhr. Gegen Mittag suchten Angestellte nach ihm und entdeckten das Auto vor der Hypo-Vereinsbank am Herkomerplatz.

Ermittler der Mordkommission haben den Tatort untersucht: am Straßenrand das unversperrte Auto; an der Fahrertüre, zehn Zentimeter unter dem Fenster, eine Blut-Wischspur. Menschliches Blut. Neben dem Auto liegt die Geldtasche, mit der M. etwa 2000 Euro Einnahmen zur Bank bringen wollte. Die Tasche ist leer, daneben liegt die Geldkarte, die der Unternehmer für die Transaktion am Automaten benötigt hätte. Laut Polizei gibt es es keinerlei Bestätigung, dass M. im Vorraum der Bank war.

Wurde der Unternehmer von Entführern überrascht, als er im Porsche saß? Eine heftige körperliche Auseinandersetzung hat wohl nicht stattgefunden, sonst müsste es auch Blutspuren auf dem Boden geben oder auf dem Autodach. Tatsächlich hat die Polizei nur den hingewischten, kreisrunden Blutfleck entdeckt.

Auch die Geldtasche wirft Fragen auf: Wenn M. an der morgens viel befahrenen Stelle beraubt und entführt wurde, dann musste es schnell gehen. Warum sollten die Täter noch vor Ort die Geldtasche öffnen und das Geld entnehmen? Oder hat M. selbst das Geld herausgenommen und es den Tätern angeboten, um ihn zu verschonen?

Zwei Tage lang veröffentlichten Medien das Bild von Peter M., Radiostationen sendeten Appelle der verzweifelten Eltern. Bislang gibt es keine Lösegeldforderungen und auch keine Zeugen. "Ein bis zwei Anrufe", sagt Polizeisprecher Reichl, seien eingegangen. Die hätten aber keine Ermittlungsansätze ergeben wie auch die Auswertung von M. Handydaten. Das Gerät lag ausgeschaltet in der Tankstelle.

© SZ vom 03.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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