Verkehr:Außenrum

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Bei der großen SZ-Umfrage zeigt sich: In der Kreisstadt kann man Plänen für eine Umgehungsstraße mehr abgewinnen als auf dem Land

Von Barbara Mooser

Ihre eigene Südumfahrung ist zwar ein bisschen wellig und verwandelt sich bei Regen schon hin und wieder in einen wassergefüllten Kanal; das hält die Ebersberger aber offenbar nicht davon ab, große Fans von Umgehungsstraßen zu sein: In der SZ-Leserbefragung anlässlich des Jubiläums haben sich jedenfalls 58 Prozent der Bewohner der Kreisstadt dafür ausgesprochen, dass mehr davon gebaut werden sollten - im restlichen Landkreis teilen nur 26 Prozent diese Meinung. Insgesamt haben an der Befragung knapp 800 Menschen aus dem Landkreis Ebersberg teilgenommen.

Weit abseits aller Wohnhäuser verläuft die Umfahrung bei Zorneding. Auch die Ebersberger würden sich noch eine weitere Umgehung wünschen. (Foto: Christian Endt)

Tatsächlich wälzt sich nach wie vor jeden Tag eine Blechlawine durch die Kreisstadt. Denn eine Nord-Süd-Verbindung, die die Innenstadt entlasten würde, gibt es nicht. Dass es so schön rund um die Kreisstadt ist, dass sie eingebettet ist in grüne Hügel und umgeben von Landschaftsschutzgebieten sowie kleinen Seenlandschaften, macht es auch schwierig, das zu ändern. Vor einigen Jahren jedenfalls konnte sich der Stadtrat nicht auf eine Variante für einen Nord-Süd-Bypass einigen. Seit einiger Zeit rückt die Umgehung aber langsam wieder weiter nach oben auf der Agenda: Bei der Bürgerversammlung 2016 hat Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) vorgeschlagen, das Projekt im Rahmen des neuen Ausbauplans für Staatsstraßen erneut in Angriff zu nehmen. Dann aber sollten die Ebersberger selbst entscheiden, welche Trasse es nun sein soll.

Für Grafing ist eine Ostumfahrung bereits im Bau. Laut Plan soll schon Ende des Jahres der Verkehr fließen. (Foto: Christian Endt)

Freilich scheinen die Ebersberger generell neuen Straßen gegenüber positiver eingestellt zu sein, als die Menschen im übrigen Landkreis. Auch einen Ausbau der Strecke durch den Forst - etwa durch die geplante Schwaberwegener Umgehung - befürworten überdurchschnittlich viele Umfrageteilnehmer aus der Kreisstadt: 44 Prozent antworteten auf die Frage, ob ein Ausbau nötig ist, mit "unbedingt" oder "eher schon". Betrachtet man die Antworten aller Landkreisbürger, gibt es einen großen Unterschied; nur 27 Prozent befürworten hier den Ausbau.

Walter Brilmayer hat die Nord-Süd-Umfahrung auf der Agenda. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Generell ist die Neigung, weitere Umgehungsstraßen im Landkreis zu fordern, vielleicht deshalb eher gering, weil etliche Gemeinden inzwischen eine haben - wie zum Beispiel Zorneding. Oder sie bekommen demnächst eine - wie Grafing, wo bereits Ende des Jahres der Verkehr fließen soll, oder wie Vaterstetten und Forstinning, wo die Planungen schon weit fortgeschritten sind. In den übrigen Gemeinden zeigt sich, wie schwierig es ist, entlastende Trassen zu finden, die nicht andere zu Leidtragenden des Verkehrs machen.

So ist das etwa in Kirchseeon, wo unbestreitbar viele Menschen unter dem gewaltigen Durchgangsverkehr leiden, wo aber eine Umgehung im Süden nicht nur schöne Landschaften durchschneiden, sondern den Verkehr auch bei anderen Bürgern vor der Haustür vorbeileiten würde. Eine Umgehung im Norden kommt wegen der Eingriffe in den Ebersberger Forst nicht in Frage; eine Tunnellösung - wie sie sich wohl die meisten Kirchseeoner wünschen würden - scheint wegen der immensen Kosten höchst unwahrscheinlich. In Forstinning hingegen formiert sich gerade Widerstand gegen eine Trasse, die den Forst tangiert, in Vaterstetten gegen eine Trasse mit extrem großem Flächenverbrauch.

Die Landkreisbewohner wünschen sich mehr Radwege und verkehrsberuhigte Straßen

Was die sonstige Verkehrssituation betrifft, so scheinen die Landkreisbürger recht zufrieden zu sein. Allerdings könnte es aus Sicht der Umfrageteilnehmer deutlich mehr Radwege geben - 63 Prozent der Befragten wünschen sich das. Betrachtet man allein die Kreisstadt, sind es sogar 81 Prozent. Mehr verkehrsberuhigte Straßen wünschen sich 42 Prozent der Befragten, mehr Park & Ride-Plätze 32 Prozent. Immerhin 79 Prozent aller Umfrageteilnehmer aus dem Landkreis sind zufrieden mit dem Bus- und S-Bahnangebot, allerdings ist dennoch nach wie vor das eigene Auto für die meisten das bevorzugte Verkehrsmittel. 41 Prozent nutzen es täglich oder fast täglich, weitere 20 Prozent drei- bis viermal pro Woche.

Öffentlichen Personennahverkehr nutzen die Befragten hingegen nur zu 14 Prozent täglich und zu acht Prozent drei- bis viermal pro Woche. Dennoch antworteten 66 Prozent auf die Frage, ob der öffentliche Personennahverkehr für sie eine Alternative zum Auto sei, mit ja. Tempo 30 in Ortsdurchfahrten gehört zu den Wünschen eines Großteils der Befragten, 56 Prozent könnten sich so etwas vorstellen - vor allem aus Gründen der Sicherheit, aber auch, um Mautflüchtlinge beim Schwerverkehr aus den Ortsmitten zu verbannen. Nur 25 Prozent der Umfrageteilnehmer aus dem Landkreis sind generell gegen Tempo 30 in Ortsdurchfahrten.

© SZ vom 06.05.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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