Verein:Mit den Löwen aufs Wasser

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Franz Schmid, 42, macht seinen Katamaran Hobie-Tiger auf dem Bootshausgelände segelbereit. Dann wird das Boot nach St. Heinrich verlagert. (Foto: Stephan Rumpf)

Der TSV 1860 München hat auch eine Abteilung, die Bootssportarten anbietet - und ein Ufergrundstück in St. Heinrich

Von Claudia Wessel, München

Wer die Thalkirchner Zentralländstraße entlang schlendert, neben dem ruhig dahin fließenden Isarkanal und einige Meter entfernt von der flachen, mitunter auch reißenden Isar, der käme wohl kaum auf die Idee, dass hier ein Dorado für Segler sein könnte. Denn die meisten der Bootshäuser, die hier seit vielen Jahren stehen, beherbergen Kajaks. Auch der Glaskasten vor Hausnummer 8 zeigt Kanus und Kajaks, deren Fahrer zum bekannten Münchner Verein TSV 1860 gehören. Wer aber das Gelände des 1927 errichteten Bootshauses betritt, der wird Gebilde sehen, die sich von Kajaks erheblich unterscheiden. Da ist beispielsweise der Katamaran Hobie-Tiger, dessen zwei Kufen bei der Winterlagerung in der Halle eng zusammen geschoben sind, weil er sich zwischen Surfbretter und Kanus quetschen muss. Jetzt aber kann er sich stolz entfalten. Das Boot mit dem Neupreis von 18 000 bis 20 000 Euro gehört Franz Schmid, 42 Jahre alt, Mitglied der Wassersportabteilung des TSV 1860 seit 2001 und seit März 2015 deren Vorsitzender.

Er habe das Boot gebraucht gekauft, sagt Schmid. Womit man schon bei einem entscheidenden Punkt ist, der für das Segeln im TSV 1860 spricht: Es ist relativ kostengünstig. Wem nämlich selbst ein gebrauchtes Segelboot zu teuer ist, der kann als Mitglied die vereinseigenen Boote kostenlos benutzen: drei Einmann-Segelboote namens Laser, eine 470er olympische Zweimannjolle und einen Optimist, ein Kinderboot. Sie liegen im Sommer auf zwei gemieteten Liegeplätzen in St. Heinrich am Starnberger See. Der Versuch der Wassersportabteilung, dieses Seegrundstück zu kaufen und somit ein eigenes im Besitz zu haben, scheiterte 1995 am Widerstand der Gemeinde Münsing. Dennoch fühlen sich die Mitglieder dort seit vielen Jahrzehnten heimisch.

Wem es nicht genügt, sich von den erfahrenen Seglern im Verein, wie etwa Schmid einer ist, zeigen zu lassen, wie man diesen Sport betreibt, der kann Grundkurse auch im Wassersport-Center St. Heinrich machen, mit dem der TSV 1860 zusammenarbeitet. Einen Segelschein kann man dort aber nicht erwerben. Den brauche man auch gar nicht in Bayern bis zu einer bestimmten Bootsgröße wenigstens, erklärt Schmid, solange man nicht an Wettbewerben, sprich: Regatten, teilnehmen wolle. Wer 97 Euro im Jahr für den Mitgliedsbeitrag übrig hat, kann noch in diesem Sommer sofort (Binnen-)Seeluft schnuppern. Insgesamt hat die Wassersportabteilung der Sechzger, zu der auch noch die Taucher gehören, 110 Mitglieder, gut 40 davon sind Segler. Wie in fast jedem Verein wünschen sich auch die Segler Nachwuchs, gerne jung, aber auch gerne in jedem Alter. Sollten sich größere Gruppen anmelden, denke man auch darüber nach, Trainer einzustellen, sagt Schmid. Auch könnten dann erfahrene Vereins-Segler eventuell den Trainerschein erwerben. "Das müsste sich aber lohnen", sagt Schmid, und meint damit die Nachfrage durch neue Mitglieder.

"Wasserscheu darf man beim Segeln natürlich nicht sein", sagt Schmid. Und allzu kälteempfindlich auch nicht. Zwar kann man sich gegen die hierzulande oft recht niedrigen Wassertemperaturen mit Neopren- oder Trockenanzügen schützen, doch ganz trocken kommt keiner wieder an Land. Langweilig wird es den Mitgliedern der Segelabteilung mit Sicherheit nicht, denn es gibt genügend Gelegenheiten, sich von eiskalten Wasserduschen auf Booten aller Art zu erholen. Der gesellige Teil spielt in der Wassersportabteilung eine große Rolle, und genau dafür ist das Bootshaus in der Zentralländstraße ein geeigneter Ort. Hier wird im Sommer fast jeden Tag zusammen gesessen, gegrillt, gefachsimpelt - wobei sich Kajakfahrer, Taucher und Segler gerne zusammenfinden. Eine Saison-Eröffnungsreise zu Ostern an den Gardasee gehört ebenfalls zum jährlichen Angebot. Und natürlich Sommerfeste, im Bootshaus ebenso wie am See.

Informationen unter www.tsv1860.org/wassersport/segeln

© SZ vom 20.04.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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