Veranstaltungsreihe:Diskriminiert, verfolgt, ermordet

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Volkshochschule erinnert an jüdisches Leben in Deutschland

Von Linus Freymark

1700 Jahre existiert nun jüdisches Leben in Deutschland - und natürlich liegt der Fokus bei den vielen Veranstaltungen zu diesem Jubiläum auf den Diskriminierungen, Verfolgungen und Ermordungen, denen so viele Juden hierzulande ausgesetzt waren. Auch in München geschah das nicht nur während der NS-Herrschaft. 1442: Albrecht der III. lässt alle Juden aus seinem Herzogtum vertreiben. 1805: Die Anzahl der jüdischen Familien in der Stadt wird beschränkt. Oder 1970, 25 Jahre nach Kriegsende: Bei einem Brandanschlag auf ein Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde kommen sieben Menschen ums Leben.

Damit die schrecklichen Vorkommnisse der Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten, hat die Münchner Volkshochschule angesichts des Jubiläums eine Veranstaltungsreihe ins Leben gerufen. Unter dem Titel "Erinnerung für die Zukunft - Jüdisches Leben in Deutschland" werden in verschiedenen Vorträgen, die entweder in Präsenz (dabei meist im Kulturzentrum Einstein 28), online oder hybrid stattfinden, die vielen Facetten der jüdischen Kultur in Deutschland beleuchtet. Denn neben den düsteren Kapiteln, die sich um die Schoah und den auch heute noch weit verbreiteten Antisemitismus in Deutschland drehen, geht es etwa auch um die Frage, inwieweit Juden und Christen die Bibel unterschiedlich auslegen und um das "echte" jüdische Leben hierzulande, das ohne Anpassung an deutsche Denkmuster auskommt.

So geht es etwa auch um das Erinnern innerhalb der jüdischen Kultur, die eine der drei Dimensionen des Judentums ausmacht und sich dabei aber nicht immer nur um den Holocaust dreht. Ein zentrales Instrument hierfür sind die religiösen Feiertage, bei denen man sich unter anderem an den Auszug aus Ägypten oder das entbehrungsreiche Leben der Vorfahren erinnert. Am 15. Dezember setzt sich zudem SZ-Redakteur Ronen Steinke mit dem Wirken von Fritz Bauer in den Frankfurter Prozessen auseinander und beleuchtet dessen Rolle für die Verurteilung von NS-Tätern.

Die Vorträge, Diskussionsrunden, Exkursionen und Ausstellungen werden in Zusammenarbeit mit dem Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde organisiert und sind Teil des zum 1. Oktober gestarteten Winterprogramms der Münchner Volkshochschule. Das komplette Winterprogramm ist online einsehbar unter www.mvhs.de.

© SZ vom 04.10.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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