Veranstaltungen:Musiksportfilmmetropole

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Die Münchner im Freizeitstress: Selten war in der Stadt so viel geboten wie an diesem Wochenende. Das Programm zu entzerren, ist aber kaum möglich

Von Christiane Lutz, München

Ohne Terminkalender lässt sich in München derzeit überhaupt nichts planen. Das "Oper für alle"-Konzert am Samstag? Da ist doch auch die Marthaler-Premiere in den Kammerspielen. Am Sonntag zum Stadtlauf? Geht nicht, weil man ja Karten fürs Wakeboarding-Finale bei Munich Mash hat. Ach, und Filmfest ist ja auch noch. Die Stadt hat ein Luxusproblem: ein akutes Überangebot an Spaß, Spiel und Kultur an diesem Wochenende, dem 24 und 25. Juni. Um noch ein paar Beispiele zu geben, was an diesem Wochenende los ist, hier eine Auswahl: Kunstareal-Fest bei den Pinakotheken, Radlnacht am Samstagabend, eine Opernpremiere von "Don Giovanni", die Architektouren, und eben: Tollwood, Oper für alle, das Extremsport-Event Munich Mash.

Dass das Gefühl, alles finde in diesen Tagen statt, nicht ganz täuscht, bestätigt das Kreisverwaltungsreferat. 96 Veranstaltungen wurden für das Wochenende angemeldet und genehmigt. Dort muss alles auf den Tisch, was auf öffentlichem Grund stattfinden soll. Theaterpremieren und Filmfestvorführungen gehören da also nicht mal dazu. Veranstaltungen nur deshalb nicht zu genehmigen, weil vielleicht ein Überangebot entsteht, das macht das KVR nicht. Und über Gründe, warum es ausgerechnet dieses Wochenende sein muss, kann man beim KVR nur spekulieren. An Wochenenden im Juni und Juli bestehe eben eine höhere Wahrscheinlichkeit, dass das Wetter gut sei, heißt es. Anderer Punkt: die Ferien. Wer vor zwei Wochen versucht hat, irgendwo ein Extremsportfestival zu finden, konnte lang suchen. In den Ferien ist verhältnismäßig wenig los. Zwischen dem Ende der Pfingst- und dem Beginn der Sommerferien aber sind besonders viele Menschen zuhause.

Schauen die Veranstalter aber, was sonst noch in der Stadt los ist, bevor sie ein Event datieren? Tobias Kohler, Pressesprecher des Olympiaparks, der "Munich Mash" veranstaltet, sagt: "Wir schauen in erster Linie auf unseren eigenen Terminkalender." Also: Wenn geklärt ist, wann Guns N' Roses ins Olympiastadion kommen, wird über Munich Mash diskutiert. Termine stehen meist mehr als ein Jahr im Voraus fest, der Munich Mash für 2018 und 2019 ist schon festgelegt. Kulturveranstaltungen seien sowieso keine Konkurrenz, sagt Kohler, "das ist ein anderes Zielpublikum."

Also mal bei der Staatsoper nachgefragt, die sich nicht nach Axl Rose richten müssen. Das Konzert "Oper für alle", zu dem rund 7000 Menschen kommen, bildet traditionsgemäß den Auftakt der Opernfestspiele und ist immer am letzten Juni-Wochenende, sagt Pressesprecher Christoph Koch. Für die Festspiele wiederum sind Künstler oft Jahre im Voraus engagiert, kein anderer Kulturbetrieb plant so weit in die Zukunft wie die Oper. Über mögliche Terminverschiebungen bei den Open-Air-Veranstaltungen spreche man nur in Jahren von großen Fußballturnieren, EM oder WM. Mit einem spannenden Halbfinale will man dann doch nicht in Konkurrenz treten.

An den Kammerspielen auf der anderen Seite der Straße findet am Samstag die Premiere von "Tiefer Schweb" von Christoph Marthaler statt. Auch von dort heißt es: Premierentermine werden etwa 18 bis 24 Monate vorab vereinbart. Immerhin bespricht sich die Betriebsdirektion mit den anderen vergleichbaren Theatern in der Stadt, um Premierendoppelungen zu vermeiden.

Zusammengefasst: Je größer eine Veranstaltung, desto mehr logistische und organisatorische Zwänge, desto früher die Festlegung auf einen Termin. Auf die anderen schauen geht da nur bedingt. Die Kleinen müssten sich also, um für etwas Freizeit-Entzerrung an den wenigen Münchner Sommerwochenende zu sorgen, nach den Großen richten.

© SZ vom 24.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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