US-Präsidentschaftswahl:Letzte Frist für Münchens Amerikaner

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In München leben etwa 5000 US-Bürger. Sie könnten die Wahl mit entscheiden, deswegen wird auch hier um Wähler gekämpft.

Konstantin Kaip

Noch zwei Wochen bis zur Wahl des neuen Präsidenten der USA. Da bleibt nicht mehr viel Zeit für die Amerikaner im Ausland, ihre Wahlbriefe abzuschicken. In München leben etwa 5000 US-Bürger. Sie könnten die Wahl mit entscheiden. Doch die Regularien sind mitunter kompliziert. Parteien und Staat bieten ihren Wählern Hilfe bei der Stimmabgabe an.

Mit Freiheitsstatue und Stars- and-Stripes-Kostüm: Das Foto zeigt die Party zur US-Präsidentschaftswahl im Amerika-Haus vor vier Jahren. In der Nacht zum 5. November werden hier wieder viele Amerikaner in München dem Wahlergebnis entgegenfiebern. (Foto: Foto: Heddergott)

Vivian Alice hat ihre Wahl schon getroffen. Bereits vor Wochen hat sie ihren Stimmzettel nach New Orleans geschickt, in die Hauptstadt des Staates Louisiana, die sie vor mehr als 40 Jahren verlassen hat, um als Krankenschwester in einem amerikanischen Militärkrankenhaus im Perlacher Forst zu arbeiten. Alice hat Barack Obama gewählt. Weil sie von Haus aus Demokratin ist, wie sie sagt. Aber sie hofft auch auf die Wechselwähler. "Bei allem, was wir in den letzten Jahren erlebt haben, muss man einfach die Demokraten wählen."

Michael Ricks ist da anderer Meinung. Der Unternehmensberater setzt als Vorsitzender der "Republicans Abroad" in München auf McCain, weil der "mehr Erfahrung" habe und "näher an der Mitte der amerikanischen Bevölkerung ist als Obama". Auch Ricks hat seinen Stimmzettel bereits nach Oregon geschickt.

"Es gibt 51 verschiedene Regulierungen"

Um als "Expat" (Expatriate), wie sich die im Ausland lebenden US-Amerikaner bezeichnen, an der Präsidentschaftswahl am 4. November teilnehmen zu können, muss man sich in seinem Heimatbundesstaat registrieren lassen und dort den Stimmzettel anfordern. Hat man noch nie in den USA gelebt, gilt der Staat, in dem die Eltern oder Großeltern wohnen, als Meldeadresse.

Für die Registrierung gibt es allerdings in jedem Staat unterschiedliche Bestimmungen. "Es gibt praktisch 51 verschiedene Regulierungen", sagt Randolph Caldwell, der Vorsitzende der Münchner "Democrats Abroad". Der Wissenschaftler aus Tennessee, der seit elf Jahren in Bayern lebt, ist viel unterwegs in seiner Freizeit. Er weiß, dass die Wahl für seine Landsleute hier sehr kompliziert sein kann und setzt deswegen auf Aufklärung.

Während der Wiesn hatten sie Infotische in der Fußgängerzone aufgestellt, jeden Mittwoch laden sie zu Infoabenden ins "Eine Welt-Haus". "Wir versuchen, jeden Amerikaner zur Wahl zu motivieren", sagt Caldwell. Er habe bereits viele Landsleute getroffen, die schon lange Zeit in Deutschland lebten und noch nie in den USA gewählt hätten. Um die Briefwahl zu erleichtern, bietet seine Partei eine individuelle Beratung an mit einem Registrierungs-Service auf der Internetseite.

"Die haben genug"

Bei den Republikanern verweist man lieber auf die offizielle Website der Regierung (fwap.gov), auf der die Nutzer sich ebenfalls registrieren und anmelden können. Amerikanern in Bayern bietet das Generalkonsulat in München Hilfe unter votemunich@state.gov. Viel Zeit bleibt den US-Amerikanern jedoch nicht mehr. Daher werben Caldwell und seine Demokraten derzeit vermehrt für den so genannten "Federal write-in absentee ballot", eine Art Blanko-Wahlschein, den man einschicken kann, auch wenn man keine Unterlagen aus der Heimat erhalten hat. Nur registriert muss man sein.

Auch Coldwell hat von diesem "Notwahlschein" Gebrauch gemacht. Ob es für seinen Kandidaten reichen wird, zeigt sich frühestens in der Nacht auf Mittwoch, 5.November, auf der großen Wahlparty der "Democrats Abroad" im Busching-Garten am Böhmerwaldplatz. Caldwell jedenfalls ist zuversichtlich. Er habe in den vergangenen Monaten eine Menge Zuspruch erfahren, sagt er. Seine Landsleute zeigten großes Interesse an der Briefwahl. "Das wäre vielleicht bei einer anderen Wahl nicht passiert, aber nach zwei Amtszeiten von Bush sind die Leute im Ausland sehr motiviert."

Sein Parteifreund Dorian Dowdy ist noch zuversichtlicher. Er setzt nicht nur auf die Exilamerikaner, die schon bei der vergangenen Wahl für sich eine demokratische Mehrheit bildeten, sondern auch auf die Wechselwähler in der Heimat. "Die haben genug und werden jetzt den Demokraten eine Chance geben." Die Inaugurationsparty für Obama am 20. Januar hat er bereits geplant.

© SZ vom 21.10.2008/af - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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