Universität:Forschen in Guardinis Geist

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Theologischer Meisterdenker: Romano Guardini. (Foto: SZ Photo/Pressefoto Seeger)

Der namhafte Lehrstuhl wird durch eine Gastprofessur ersetzt

Von Jakob Wetzel

Die Entscheidung ist gefallen: Der Romano-Guardini-Lehrstuhl an der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) wird nicht neu besetzt, die Tradition des katholischen Theologen und Philosophen werde aber dennoch fortgeführt. Wie das bayerische Wissenschaftsministerium bestätigt, hat sich die Staatsregierung mit der Universitätsleitung darauf verständigt, eine Romano-Guardini-Gastprofessur für Religionsphilosophie einzurichten. Auf diese sollen künftig im jährlichen oder halbjährlichen Wechsel renommierte Wissenschaftler berufen werden. Die Kosten wollen sich das Ministerium und die Universität in den ersten fünf Jahren jeweils zur Hälfte teilen, danach soll die LMU alleine übernehmen. Und es soll nun schnell gehen: Es sei denkbar, dass der erste Gastprofessor bereits zum Wintersemester 2017/2018 in München antrete, heißt es aus dem Wissenschaftsministerium.

Die LMU hatte zuletzt beschlossen, den renommierten Romano-Guardini-Lehrstuhl nicht mehr neu zu besetzen und stattdessen eine einfache Professur für Religionsphilosophie zu schaffen. Dabei wird es demnach bleiben. Die neue Professur soll nach der vergleichsweise niedrigen Besoldungsgruppe W2 vergütet werden und an einen Nachwuchswissenschaftler gehen. Die Pläne stießen indes auf Kritik: Das Wissenschaftsministerium reagierte skeptisch und verwies auf die Bedeutung des Lehrstuhls. Guardini hatte ihn 1948 erhalten, er war aber nach seinem Ausscheiden mit Denkern wie Karl Rahner oder Eugen Biser besetzt worden und zählte zu den bedeutendsten geisteswissenschaftlichen Lehrstühlen der Universität. Mehrere Professoren um den emeritierten Lehrstuhlinhaber und ehemaligen Wissenschaftsminister Hans Maier fürchteten um den Fortbestand dieser Tradition in München.

Die jetzt gefundene Lösung stellt die Skeptiker zufrieden. Die Universität werde damit nicht nur der Guardini-Tradition gerecht, sondern es erhalte zusätzlich ein junger Wissenschaftler die Chance, sich weiterzuentwickeln, heißt es aus dem Ministerium. Man wolle darauf achten, dass Professoren mit Rang und Namen die Pläne mit Leben füllen.

© SZ vom 02.01.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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