Ungeliebte Konkurrenz:Streit ums Taxler-Geschäft

Lesezeit: 2 min

Unternehmer kündigen Verträge mit dem Anbieter Free Now

Von Andreas Schubert

Den Taxlern reicht's: Kurz vor der Wiesn kündigen Münchner Unternehmer, die zusammen mehr als 800 Taxi-Konzessionen besitzen, ihre Verträge mit dem Mobilitätsanbieter Free Now. "Wir haben die Totengräber des Gewerbes viel zu lange unterstützt", teilt der Taxiunternehmer Murat Kilicsaymaz mit. "Free Now kassiert ein erhebliches Stück aus dem Vermittlungskuchen, aber die Unterstützung fürs Gewerbe bleibt das Unternehmen schuldig. Deshalb lassen wir uns jetzt lieber von Taxi.eu und Taxi Deutschland vermitteln." Beides sind Dienste, die das Taxigewerbe selbst entwickelt hat. Zu den 800 Konzessionen gehörten mehr als doppelt so viele Fahrer, da viele Taxis im Zwei- oder Drei-Schicht-System unterwegs sind, wie Florian Bachmann vom Taxiverband München erklärt.

Free Now ist aus dem Dienst My Taxi hervorgegangen. Noch immer können Kunden mit der App reguläre Taxis bestellen, müssen aber sieben Prozent Provision an den Anbieter abführen. Seit Dienstag bietet Free Now, eine gemeinsame Tochterfirma der Autobauer Daimler und BMW, nun auch einen neuen Fahrdienst in München an. Dessen System funktioniert wie das des US-amerikanischen Anbieters Uber: Mit einer App können Kunden einen Mietwagen mit Fahrer buchen und sich für einen Festpreis an ein vorher festgelegtes Ziel bringen lassen. Die Preise liegen oft unter denen eines regulären Taxis. Bei Uber aber können bei hoher Nachfrage die Preise deutlich über dem von der Stadt München festgelegten Tarif liegen.

Die Kritik der Taxler: Free Now kopiere das Geschäftsmodell von Uber und schalte so pro Tag bundesweit Tausende Taxifahrten aus. Zudem werbe Free Now aggressiv um Großkunden wie Hotels oder Unternehmen. Und obwohl Mietwagenfirmen keinen Taxibetrieb anbieten dürfen, ähnelt das Angebot den Taxis nach dem Geschmack der traditionellen Branche doch zu sehr. Denn für viele Kunden macht es schlicht keinen Unterschied, ob sie nun in einem gelben oder einem schwarzen Wagen unterwegs sind und ob der Fahrer mit Navi oder Ortskenntnis zum Ziel findet. Dabei verweisen die Taxiunternehmen immer wieder darauf, dass ihre Fahrer - zumindest sollte es so sein - sich in der Stadt auch ohne Navigationsgerät auskennen und wissen, wo zum Beispiel bestimmte Hotels oder Behörden zu finden sind.

Man nehme die Ankündigung ernst und könne die Sorgen der Taxifahrer nachvollziehen, teilt Alexander Mönch, Deutschland-Chef von Free Now, mit. Wichtig sei es, den Dialog fortzusetzen, wie sich der Wettbewerb durch die Digitalisierung verändert und wie die traditionelle Branche darauf reagieren kann. Taxi bleibe ein wichtiger Bestandteil des Free-Now-Geschäftsmodells. Gemeinsam mit den Fahrern müsse man an einem flächendeckenden Mobilitätsangebot arbeiten, um Mitbewerbern aus dem Ausland die Stirn zu bieten. "Unter diesem Dach wird es dabei genug Touren für alle Beteiligten geben", beteuert Mönch.

© SZ vom 18.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: