Und jetzt?:"Mein Stilmittel ist das Bashing"

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Markus Stoll alias Harry G wurde durch Internetvideos bekannt, in denen er bayerische Klischees derbleckte. (Foto: Florian Peljak)

Harry G über seinen kontrovers diskutierten Filmfest-Auftritt

Interview von Philipp Crone, München

Markus Stoll spricht leise, gestikuliert nicht und hat auch keinen Hut auf in der Küche seiner Agentur am Montagmittag. Der Unterschied zu seiner Comedian-Figur Harry G könnte größer nicht sein. In dieser Funktion hat der 37-Jährige am Donnerstag die Eröffnung des Filmfests moderiert. Vielen missfiel der Auftritt, von unterirdisch und provinziell war die Rede. Stoll sprach etwa davon, dass Uwe Ochsenknecht offenbar betrunken gewesen sein muss, als er sich mit seiner Frau bei den Namen seiner Kinder für Wilson Gonzalez und Jimi Blue entschieden habe.

SZ: Herr Stoll, wie haben Sie den Abend und die Reaktionen erlebt?

Markus Stoll: Ich habe es so erlebt, dass die Leute im Saal gelacht haben. Dass dort keine Bierzeltstimmung aufkommen würde, war mir vorher schon klar. Diese überkritischen Reaktionen haben mich aber schon überrascht.

Einige sind aufgestanden und gegangen.

Ich dachte, die gehen aufs Klo. Spaß beiseite. Fakt ist: Manchen hat es nicht gefallen. Einige kamen hinterher zu mir und meinten: Schön, wie du die Branche ein bisschen aufgemischt hast. Wem es nicht gefallen hat, der ist natürlich auch nicht unbedingt zu mir gekommen.

Sie derblecken die Leute. Da kommt es vor, dass es nicht immer allen gefällt.

Ich bin Comedian, ich möchte unterhalten. Mein Stilmittel ist das Bashing und etwas gröber mit den Leuten umzugehen, also das bayerische Derblecken. Aber, und das ist mir ganz wichtig, ich will natürlich niemanden beleidigen.

Sie touren, sprechen aber auch bei Firmen-Feiern, passen Sie den Härtegrad des Bashings an das Zielpublikum an?

Ich werde manchmal sogar aufgefordert, an die Grenzen des noch Vertretbaren zu gehen. Zum Beispiel bei Anwaltskanzleien oder Unternehmensberatungen. Da ruft dann der Chef an und sagt: Zum Doktor Müller sage ich Ihnen jetzt noch ein paar Details, weil den machen Sie bitte richtig fertig, den führen wir vor der gesamten Belegschaft vor.

Und das machen Sie dann?

Das mache ich dann auch. Die Leute haben viel Humor, weil sie aus einer anderen Richtung kommen.

Und in der Unterhaltungsbranche wie am Donnerstag?

Da ist Unterhaltung oft ein schmaler Grat.

Wer reagiert am empfindlichsten?

Nach meiner Erfahrung schon die Leute, die selbst Branchenverwandtes machen, also im weitesten Sinn Unterhaltung.

Würden Sie es im nächsten Jahr wieder so machen?

Puh, das nächste Mal, wenn ich das machen dürfte, würde ich eine ganz dröge Rede halten über die positiven Seiten der Filmwelt. Ja, das ist gut, dann würde ich das Publikum ganz sanft einseifen. Und ich bin ganz sicher: Darüber würde man sich dann auch aufregen.

© SZ vom 28.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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