Und jetzt?:"Ich hätte nicht in ihrer Haut stecken wollen"

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Viel Gerede, wenig Gesten: Rosetta Pedone gab auf dem Nockherberg Sahra Wagenknecht, eine schwierige Aufgabe

interview Von Philipp Crone, München

Rosetta Pedone ist das Stück am Donnerstagvormittag mit ihrem Mann und der Schwiegermutter noch einmal durchgegangen. Allerdings nicht so konzentriert wie in den Tagen zuvor, als sich die 33-jährige Schauspielerin in kürzester Zeit die Gestik und Mimik und vor allem die für einen Darsteller kaum zu sprechenden und merkenden Satzmonster der Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht antrainierte. Es war eher die Frage, ob es Pedone gelungen ist, die Politikerin ein wenig greifbarer zu machen.

SZ: Frau Pedone, wie war das für Sie, dass die Vorlage für eine Rolle nicht nur aus einem Drehbuch kommt, sondern nach dem Stück plötzlich neben einem steht ?

Rosetta Pedone: Das war schon etwas ganz Eigenes, so wie dieser ganze Abend besonders ist. Du hast nur einen einzigen Schuss frei auf der Bühne und der muss sitzen.

Fand Frau Wagenknecht, dass er saß?

Das hat sie gesagt. Sie fand es gut, nur dass sie in meiner Rolle zur AfD will, das hat ihr nicht gepasst.

Welchen Eindruck hatten Sie von ihr?

Ich habe mir ja zur Vorbereitung sehr viele Videos von ihr angesehen, aber sie war am Mittwoch noch deutlich schüchterner als ich. Und ich bin schon schüchtern. Wir wussten gar nicht so richtig, was wir sagen sollen.

Mit Gestik und M imik geht Wagenknecht ja eher sparsam um.

Das Schwierige war, dass es wirklich kaum eine Mimik gibt bei ihr. Im Gesicht tut sich nicht viel. Ihr Lachen ist ein ganz normales, ganz ungezwungen, aber sonst: Ich habe gekämpft und gesucht, aber nicht viel gefunden, außer dass sie ihre Arme immer zur Seite und nach vorne nimmt, um Aussagen zu unterstreichen. Sie steht kerzengerade da, wie eine Primaballerina.

Wie wirkt das auf Sie?

Am Anfang dachte ich, dass sie arrogant wirkt, aber das stimmt nicht. Es könnte auch Unsicherheit sein. Gestern schien sie eher überwältigt zu sein von dem ganzen Abend. Der ist ja auch extrem. Die Politiker spüren, wie sie gesehen werden, bekommen ein Feedback der Gesellschaft. Da war ich in der besseren Position gestern und hätte nicht in ihrer Haut stecken wollen.

Steckten Sie aber. Wagenknecht sagt Sätze, denen man nur schwer folgen kann. Welcher war der schwierigste?

Genau so ist es. Am Anfang, bei meinem ersten Auftritt im Stück, als ich einen kurzen Wahlkampfslogan sagen will. Der lautet dann: "Freunde, Weltproletarier und Genossen in einer strukturell sich wandelnden Universalökonomie und des sich hyperbolisch als defizitär erweisenden und durch eine humanistisch sozialistische Subsidion."

Warum spricht Sahra Wagenknecht so?

Auf mich wirkt sie dadurch sehr gebildet, sie hebt sich ab, und das ist sicher auch der Sinn des Ganzen. Ich habe insgesamt aber durchaus eine Sympathie für sie als Mensch entwickelt in den vergangenen Tagen. Und den kurzen Wahlkampfslogan werde ich so schnell auch nicht vergessen!

© SZ vom 10.03.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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