Unabhängigkeitstag:Amerikanischer Bayer

Lesezeit: 1 min

Independence Day: US-Generalkonsul Bill Moeller und seine Frau Nancy begrüßen Ministerin Beate Merk. (Foto: Catherina Hess)

Der Generalkonsul feiert 4th of July und schon mal ein wenig Abschied

Von Viola Schenz, München

Die Schlauen haben an Sonnenhüte und Fächer gedacht. Die Hitze ist unbezwingbar an diesem Donnerstagmittag auf dem Gelände des US-Generalkonsulats an der Königinstraße. Mehr als tausend Gäste sind der Einladung von Generalkonsul Bill Moeller und seiner Frau Nancy gefolgt, mit ihnen den 239. Geburtstag der amerikanischen Unabhängigkeitserklärung zu feiern - und indirekt auch den Abschied der Moellers. Nach drei Jahren am Englischen Garten geht es für sie Ende Juli weiter nach Washington, und so geraten seine "Anmerkungen" ein bisschen zur Abschiedsrede. Es gebe keine bessere Stelle im amerikanischen Auswärtigen Dienst, als Generalkonsul in München zu sein, meint der Diplomat diplomatisch. Und versucht es dann auf Bairisch: "Mia san mia und mia war'n hier", ruft er ins Mikrofon. Und als er dann auch noch auf John F. Kennedys Berlin-Rede anspielt und ein "Ich bin ein Bayer!" anschließt, ist ihm der Applaus sicher. Bill und Nancy sind so ziemlich die einzigen, die in Trachtenjackett und Dirndl der Hitze trotzen wollen, alle anderen haben sich so luftig wie möglich, so feierlich wie nötig angezogen.

Im Trachtenjackett sah man Moeller oft in seinen drei Münchner Jahren. Aber trotz solcher textiler Anpassungsversuche: Es war nicht die einfachste Zeit für einen US-Diplomaten in München, begleitet von endlosen Diskussionen um das Handelsabkommen TTIP oder lästigen Streitthemen wie der NSA-Affäre. Vergangenes Jahr war Bayerns Regierung so verschnupft ob der Abhöraktionen der Amerikaner, dass sie niemanden aus der Ministerriege, sondern lediglich einen Staatssekretär als Redner zur 4th-of-July-Feier abkommandierte. Dieses Jahr darf wieder Europa-Ministerin Beate Merk ran. Sie macht den Moellers den bevorstehenden Abschied leicht, beschwört die "gute deutsch-amerikanische Partnerschaft". Auf der anderen Straßenseite halten zwei Demonstranten ein Transparent hoch, gegen Todesstrafe und Guantanamo. Stumm und ermattet - für richtigen Protest ist es zu heiß.

© SZ vom 03.07.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: