Umfrage unter Schwulen:Offene Freundeskreise

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Früher für Schwule, heute für alle: die Bar "Bau" in der Müllerstraße. (Foto: Stephan Rumpf)

Wie lebt es sich eigentlich als schwuler Mann in München? Das Beratungszentrum Sub hat mehr als 700 Homosexuelle über ihre Lebenssituation befragt.

Von Mathias Weber, München

Wie lebt es sich eigentlich als schwuler Mann in München? Das Beratungszentrum Sub wollte etwas darüber herausfinden und hat eine Umfrage in der Szene gemacht. Die Ergebnisse wurden im Frühjahr vorgestellt. 774 Männer haben mitgemacht, repräsentativ ist die Umfrage daher nicht. Und doch kann sie einen Einblick geben in die Lebenswelt des schwulen Mannes. Im Vergleich zu einer ähnlichen Umfrage aus dem Jahr 2000 zeigt sich nämlich: Viel hat sich verändert in München - manches bleibt aber dann doch gleich.

Zwischenmenschliches: Knapp die Hälfte der Befragten Männer war zum Zeitpunkt der Umfrage Single, das sind ähnlich viele wie im Jahr 2000, aber bei weitem mehr als der Münchner Durchschnitt, der bei ungefähr 30 Prozent liegt. 28, 5 Prozent leben in einer monogamen Beziehung, fast zehn Prozent mehr als 13 Jahre zuvor. 90 Prozent der Befragten bezeichneten sich in der Umfrage als schwul, fünf Prozent als bisexuell, knapp ein Prozent als transgender und noch ein Prozent war sich nicht sicher, was er ist.

Umgang mit der eigenen Sexualität: Beim Thema Outing wurde deutlich, dass die Münchner Schwulen heutzutage sehr offen mit ihrer Sexualität umgehen. Fast 75 Prozent gaben an, dass sie bei allen oder den meisten Familienmitgliedern geoutet sind. Im Freundeskreis ist dieser Prozentsatz noch höher. Dem Sub zufolge ist das nicht verwunderlich, heißt es in der Umfrage, "da sich die meisten Menschen für gewöhnlich einen homogenen Freundeskreis suchen". Nur bei der Hälfte der befragten Männer wissen auch die Arbeitskollegen bescheid.

Soziales Umfeld: Im Vergleich mit dem Jahr 2000 wird deutlich, dass die Freundeskreise durchlässiger werden und offener sind als damals. Weniger Befragte, nämlich nur 30 Prozent, haben hauptsächlich schwule Freunde; immer mehr haben einen gleichermaßen schwulen und heterosexuellen Freundeskreis. Nur in heterosexuellen Kreisen verkehren 12 Prozent.

Szene: Nicht mehr ganz so häufig wie noch vor 14 Jahren besuchen die befragten Männer schwule Lokale, die "häufige Nutzung" von schwulen Lokalen ist zum Beispiel um 22 Prozent auf nur mehr 50 Prozent zurückgegangen, hinzu kommen aber noch 36 Prozent der Befragten, die gelegentlich schwule Lokale aufsuchen. Schwule Partys in Clubs werden aber noch genauso häufig besucht. In Saunen hingegen gehen immer weniger: Nur noch viereinhalb Prozent der Befragten gehen regelmäßig dorthin, es waren schon einmal 20.

Die Anziehungskraft der Szene: Das Sub hat auch danach gefragt, warum Männer in schwule Lokale gehen. Klar wurde: Im Vergleich zum Jahr 2000 wird die schwule Szene heute deutlich sozialer wahrgenommen; Sex spielt eine geringere Rolle. Die Absicht, einen Lebens- oder Sexpartner zu finden, hat abgenommen. Diese Rolle übernimmt heutzutage das Internet. Das Ausgehen wird sozialer: Heute trifft man sich mit Freunden und geht weg, früher sind die Männer in ihre Stammkneipen gegangen, ihre Wohnzimmer quasi - auch alleine. Aber die gibt es immer weniger.

Zufriedenheit mit der eigenen Situation: Die meisten schwulen Männer in München sind zufrieden und glücklich mit ihrem Leben, fast 80 Prozent gaben das an. Und auch nach dem Umkehrschluss wurde gefragt: 83 Prozent der Männer würden lieber nicht hetero sein.

© SZ vom 04.10.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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