Überschwemmung in Pasing Arcaden:Überfordertes Kanalsystem

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"Pasinger Aquarium wäre doch der passendere Name": Nach der Überschwemmung sind die Arcaden in Pasing wieder trockengelegt, jetzt geht es an die Ursachenforschung.

Jutta Czeguhn

Des einen Schaden, des anderen Freud'? Auch in Pasing ist das Phänomen der Schadenfreude stark verbreitet. Ziel des ausgiebigen Spöttelns sind die Pasing Arcaden, die beim Starkregen am frühen Donnerstagmorgen förmlich abgesoffen sind. In beiden Tiefgaragendecks und der ersten Verkaufsetage stand das Wasser knietief. "Pasinger Aquarium wäre doch ein passendere Name", kalauert ein älterer Viertelbewohner am Tag nach der großen Flut, als in der Mall alles seinen normalen Gang zu gehen scheint und sich Schaulustige durch die Eingangstür schieben.

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Anders als am Donnerstag ist beim Arcaden-Betreiber, der Essener Mfi, gelöste Stimmung auszumachen. "Gut schaut's aus!", versichert Centermanager Olaf Deitler. Bis auf den Hauptbetroffenen, den Aldi-Markt, seien alle Geschäfte im Basement wieder geöffnet.

Erst die Feuerwehr, dann später in den Nachtstunden ein privater Dienst haben das Wasser vollständig abgepumpt, Reinigungsdienste waren im Einsatz. Wie hoch der Schaden letztlich liegt, müssen laut Deitler nun die Versicherungen eruieren. Jeder Mieter, so die Hauspolitik der Mfi, werde sich selbst kümmern müssen.

Das Unternehmen wiederum werde Ursachenforschung betreiben, um zu klären, warum die Arcaden-Decks vollgelaufen sind. Für die Analysten im Viertel ist die Sache bereits klar: Wer so nahe am Tunnel an der Offenbachstraße eine Tiefgaragenzufahrt anlege, zähle nicht zu den Schlausten. Es sei bekannt, dass die Unterführung bei Starkregen flute. Da brauche es gar keinen "Jahrhundertregen" wie am Donnerstag, als 70 Liter pro Quadratmeter und Stunde niedergingen.

In der Tat war das Wasser von der Unterführung her in die Arcaden hereingebrochen. Während vom Architektur-Büro "Allmann Sattler Wappner", die mit dem Arcaden-Bau an einen großen Luxusliner erinnern wollten, gestern keine Stellungnahme zu bekommen war, reagierte die Erlanger Rebau, die das Kanalsystem um die Mall entwickelt hat: "Die Überflutung steht in keinem Zusammenhang mit der auf dem Gelände installierten Versickerungsanlage."

Teilweise habe die Feuerwehr das Wasser aus dem Gebäude in die Anlage gepumpt, um es dort zu entsorgen. Ein solches Starkregenereignis zeige jedoch, "dass die öffentlichen Kanäle teilweise stark überlastet sind", sagt Rehau-Sprecherin Tanja Nürnberger. Dies sollte ein Anreiz sein, auf dezentrale Versickerungsanlagen zu setzen, die vom Kanalnetz abgekoppelt sind. Überflutungsschutz müsse künftig weiträumiger greifen.

Dem dürfte Hermann Klotz, Abteilungsleiter bei der Münchner Stadtentwässerung, nicht grundsätzlich widersprechen. Derzeit treibt seine Behörde den Kanalneubau entlang der Landsberger Straße voran, an den auch der Kanal in der Offenbachstraße angeschlossen werden soll.

Die neue Röhre wiederum trägt dann das Wasser bis zum Laimer Knoten, wo es über weitere Sammel- und Entwässerungskanäle bis zum riesigen Regenrückhaltebecken im Hirschgarten fließt. Können die Arcaden-Betreiber also aufatmen, hat sich das Problem Offenbachtunnel bald erledigt? Laut Klotz werden die neuen Kanäle die Situation gewiss verbessern. "Aber das ist wie beim erdbebensicheren Bauen, eine letzte Garantie gibt es nicht." So bleibt der besorgte Blick zum Himmel.

© SZ vom 02.07.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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