Türkgücü-Ataspor:Clever und smart und hart

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Rotation: Eigentlich hätten Andreas Pummer (re.) und Assistent Daniel Jungwirth (li.) im Sommer die Rollen tauschen sollen. Nun kommt es wohl anders. (Foto: Claus Schunk)

Der Bayernliga-Neuling kann nicht nur schön, sondern auch kampfbetont spielen - wie beim 2:0 in Nördlingen.

Von Stefan Galler, München

Eine Sache gab es dann doch, die Andreas Pummers ansonsten so ungetrübte Laune zumindest ein wenig verdunkelte: Jene Szene, als Stefan de Prato und Pablo Pigl ungehindert auf den Torwart des TSV Nördlingen zu liefen und der kurz zuvor eingewechselte De Prato die Gelegenheit fahrlässig verdaddelte, weil er sich nicht zum Pass auf den besser postierten Nebenmann entscheiden konnte. "Das werden wir im Training ansprechen", sagte der Trainer des SV Türkgücü-Ataspor und machte unmissverständlich klar, dass er nicht gewillt ist, Egoismen im Team einreißen zu lassen. "Da stand es 1:0, das wäre die Entscheidung gewesen, und diese Chance haben wir leichtfertig verschenkt", schimpfte Pummer. Um sich dann doch recht schnell wieder zu beruhigen, schließlich hatte seine Mannschaft das Auswärtsspiel letztlich ja doch noch 2:0 (1:0) für sich entschieden - der vierte Sieg nacheinander für den prominent besetzten Bayernliga-Aufsteiger.

"Bemerkenswert ist die Art und Weise, wie wir aufgetreten sind", so Pummer, "da war sich auch keiner zu schade, zu grätschen und zu kämpfen". Die Maschinerie laufe schon ziemlich rund, vor allem in der Defensive: "Wir haben jetzt seit fünf Spielen kein Gegentor mehr kassiert. Das liegt auch daran, dass schon unsere Stürmer vorne ganz stark gegen den Ball arbeiten." Es läuft beim betuchten Neuling, der bereits auf Platz zwei der aktuellen Rangliste geklettert ist. Dementsprechend seien auch keine Meckereien von jenen Spielern zu hören, die momentan nicht erste Wahl sind. "Momentan habe ich alles im Griff", sagt Pummer.

Das galt auch für seine Mannschaft beim Duell der Aufsteiger in Nördlingen. Türkgücü-Ataspor setzte den Gegner von Beginn an gehörig unter Druck, schon nach einer Viertelstunde hätte Angreifer Jérôme Fayé das 1:0 erzielen müssen, als einem Verteidiger der Nördlinger ein Rückpass zum Torwart völlig misslang, Fayé jedoch ebenso wie Sturmpartner Pigl an Torwart Daniel Martin scheiterte. "Da hat der Abwehrspieler wohl unseren Zwei-Meter-Mann aus Afrika einfach übersehen", spöttelte Pummer.

Der erste Treffer folgte elf Minuten nach dieser Szene: Arbnor Segashi zirkelte einen Freistoß zur Mitte, Christoph Rech köpfte die Kugel über Keeper Martin hinweg ins Tor (26.). "Wir haben unser Spiel aufgezogen, klare Ballvorteile gehabt", bilanzierte Pummer nach Durchgang eins.

Nach der Pause wurden die Gastgeber mutiger, es entstanden Räume für Türkgücü-Ataspor, prompt kam Fayé in der 52. Minute im Sechzehner frei zum Schuss, doch er drosch den Ball "in den fünften Stock" (Pummer). Nördlingen wurde druckvoller, hatte sogar mal eine Serie von drei Eckbällen, einmal musste Segashi vor einem einschussbereiten Gegner klären, ein anderes Mal köpfte ein Nördlinger freistehend am Tor vorbei. "Das war aber auch alles, was wir zugelassen haben", so Pummer, der seiner Elf "eine gute Abwehrleistung" attestierte. "Aber wir haben den Gegner zu lange am Leben gelassen."

Drei Minuten vor dem Ende machte der erst vor wenigen Tagen von der SpVgg Bayreuth geholte Mittelfeldspieler Dominik Schmitt die Sache schließlich doch noch klar, nachdem Stephan Thee den Ball in Strafraumnähe gechippt und Ünal Tosun per Brust weitergeleitet hatte. Dass Vorbereiter Tosun in der Nachspielzeit noch wegen wiederholten Foulspiels mit Gelb-Rot vom Platz gestellt wurde, nahm Pummer sogar positiv auf: "Das zeigt, dass wir nicht nur schön spielen, sondern auch hart sein können."

© SZ vom 13.08.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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