Transport von Paulaner-Biertanks:Blaulicht, Gelblicht, Warten

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Der Schwertransport eines Paulaner-Tanks auf der Kreisstrasse DAH10 südlich von Sigmertshausen. (Foto: Johannes Simon)

In den nächsten Monaten müssen insgesamt 87 große Tanks für die neue Paulaner-Brauerei nach Langwied gebracht werden. Die Schwertransporte rollen im Schneckentempo durch Oberbayern. Doch hinter jeder Kurve lauert ein Problem.

Von Maximilian Zierer

Pause, irgendwo zwischen Günding und Eschenried. Die Augustnacht ist sternenklar und kühl, eigentlich perfekte Bedingungen für den ersten Transport. Aber die Riesen schlafen. Drei schwere Sattelschlepper mit übergroßen Flüssigkeitstanks stehen regungslos auf dem Schotterplatz, abwechselnd beleuchtet von gelben und blauen Warnlichtern. 36 Meter lang, fünf Meter im Durchmesser, mehr als 20 Tonnen schwer.

Transportleiter Rainer Schmid will weiter, aber er darf nicht. Polizeiliche Vorschrift.

Schmid diskutiert mit den Beamten, vergeblich. Nur wenige Kilometer ist sein Konvoi bisher vorwärts gekommen, jetzt diese erzwungene Ruhepause. Aber Schmid muss diplomatisch bleiben. "Die Polizei macht auch nur ihren Job", sagt er mit seinem schwäbischen Akzent. Für die Firma Paule aus Stuttgart organisiert er den Transport von 87 Gär- und Lagertanks für die neue Paulaner-Brauerei in Langwied. Per Schiff kommen die übergroßen Behälter in Kelheim an, von dort geht es über die Landstraßen erst bis kurz vor Dachau. Die zweite und schwierigere Etappe von Dachau nach Langwied übernimmt dann Schmid.

Die größten Tanks fassen eine halbe Million Maß Bier

Nach 45 Minuten geht es weiter. Die Riesen sind nicht alleine unterwegs. Polizeimotorräder, Kleinbusse und andere Begleitfahrzeuge sind immer dabei. In Schrittgeschwindigkeit geht es über den Amperkanal. Stop. Warten auf den nächsten Funkspruch. Blaulicht, Gelblicht. Warten. Auf die Erlaubnis, wieder 20 Meter weiterfahren zu dürfen. Eine Geduldsprobe, für die Fahrer, auch für die Polizei. Es ist das erste Mal.

"Das wird sich bald einspielen", prophezeit Schmid. Etwa 30 mal wird sich das Schauspiel zwischen Dachau und Langwied in den nächsten Monaten wiederholen. Jeweils zwei bis drei Tanks auf einmal rollen gleichzeitig zum Brauereigelände. Bei der ersten Fahrt sind drei kleinere Exemplare geladen, dennoch groß genug, um von der Polizei eskortiert zu werden. Die größten Tanks messen 6,70 Meter im Durchmesser und fassen eine halbe Million Maß Bier. "Das ist dann eine andere Größenordnung", sagt Schmid.

Es rollt ja nicht an jedem Tag ein Schwertransport durchs Dorf: ein Paulaner-Tank in Sigmertshausen. (Foto: Johannes Simon)

Geradeausfahren ist einfach. Es sind die Kurven und Brücken, die Probleme bereiten. Heruntergerissene Zweige fallen auf die Straße, aber das sind Kleinigkeiten. Schlimmer wäre es, wenn einer der Tanks ein Gebäude touchieren würde. Bisher geht alles gut. Jeder Meter ist minutiös geplant, Paulaner hat für diesen Transport Straßen verbreitern lassen, Stromleitungen verlegt, Telefonmasten versetzt. Da machen ein paar Zweige nichts aus.

Wenn die Hindernisse zu groß werden, muss die Technik nachhelfen. Die Tanks liegen auf sogenannten Hubhebel-Kesselbrücken. "Der Vorteil dieser Technik ist, dass wir die Ladung bis knapp über den Boden ablassen können, wenn oben eine Stromleitung ist", erklärt Schmid. "Und wenn uns beim abbiegen Verkehrsinseln oder Zäune stören, dann können wir sie auch 1,50 Meter anheben." Der Stau hinter dem Konvoi wird jetzt länger. Wer hinter einem Schwertransport herfährt, braucht Geduld. Auf dem letzten Wagen der Karawane ist ein großes Überholverbotsschild angebracht. Aber wie sollte man schon überholen? Die Transporter nehmen ja die komplette Straße ein.

Drei Zwanzigtonner fahren nicht jeden Tag durch den Ort

Es ist weit nach 23 Uhr, Anwohner stehen vor ihren Häusern und schauen. Junge, Alte, Kinder, mit Smartphones in der Hand, um den Moment festzuhalten. "Wir wissen, dass wir den Anwohnern einiges abverlangen", sagt Rainer Schmid. "Aber wir sind dankbar, dass wir einen recht guten Kontakt zu ihnen hatten. Die sind wirklich sehr hilfsbereit, das muss man ganz klar sagen."

Bisher sind die Eschenrieder vor allem neugierig. Drei Zwanzigtonner fahren nicht jeden Tag durch ihren Ort. In den kommenden Monaten werden sie das Spektakel allerdings zweimal wöchentlich erleben. Die erste Zugmaschine rollt auf den Gehsteig. Die Linkskurve an der Münchner Straße ist zu eng, um vorwärts durchzufahren. Schmid und seine Kollegen haben sich für diese Stelle eine andere Lösung ausgedacht. Die drei Riesen biegen rechts ab und legen die nächsten 500 Meter im Rückwärtsgang zurück.

Gegen ein Uhr nachts erreicht der Konvoi das Brauereigelände in Langwied. Früher als erwartet und bis auf ein leicht verbogenes Straßenschild ohne größere Probleme. Schmid ist zufrieden, Paulaner ist zufrieden. Der nächste Konvoi nach Langwied ist für Dienstagnacht geplant. Jetzt fehlen nur noch 84 Tanks.

© SZ vom 23.08.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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