Bereits um 23 Uhr ist viel los im Ampere. Ungewöhnlich für einen Club in München. In der Regel fängt die Party in Bayerns Landeshauptstadt erst gegen 0.30 Uhr richtig an. An diesem Abend ist das anders. Denn heute treffen sich Exilfranzosen und Frankreichliebhaber zu einer ordentlichen Sause. Es ist "Tour de France" angesagt und Radfahren wird hier mit Sicherheit niemand. Tanzen ist die hauptsächliche sportliche Betätigung an diesem Abend. Zu französischer Musik.
Von Rock über HipHop und Reggae bis hin zu Popmusik wird fast das gesamte kommerzielle musikalische Repertoire Frankreichs aufgeboten. Sehr zur Freude der Gäste, die altersmäßig gut durchgemischt sind: junge Studenten, Mittdreißger in Anzügen und auch ein paar Herrschaften, die die Fünfig schon vor längerer Zeit überschritten haben. Dass es hier eine so bunte Mischung gibt, liegt vor allen Dingen daran, dass die "Tour de France" zum Treffpunkt vieler Franzosen geworden ist, die in Deutschland leben.
Unter Gleichgesinnten
Hier können sie Erfahrungen ausstauschen, sich Rat holen oder einfach nur gemeinsam feiern. In einem fremden Land ist es doch ganz angnehm, zumindest einmal im Monat unter Gleichgesinnten zu sein. Zumal die Franzosen ihre eigene Musik ja über alles lieben. Nicht umsonst gibt es im Land der Feinschmecker ein Gesetz, das vorschreibt, dass mindestestens 40 Prozent der Musik im Radio von französischen Interpreten kommen muss. Außerdem werden Chansons meist lauthals mitgesungen.
Doch auch die Deutschen haben hier ihren Spaß. Schließlich ist so ein Mottoabend, an dem alle die Zuneigung zu Frankreich oder zumindest zu französicher Musik vereint, ein idealer Ort, um neue Bekanntschaften zu machen. Gegen 1 Uhr folgen die ersten dem Beispiel von Alain Delon und Romy Schneider in dem Film "Der Swimmingpool", der auf einer Leinwand im Club gespielt wird, und knutschen wild auf der Tanzfläche. Sie sollten nicht die Einzigen bleiben.
Pop à la Vanessa Paradis
Wir haben bei unserer ersten "Tour de France" leider nicht soviel Spaß, denn der DJ legt zu später Stunde immer einseitiger auf, was uns mit der Zeit etwas auf die Nerven fällt. Schade eigentlich, denn der Abend hatte musikalisch vielsprechend begonnen: Abseits des Mainstreams wurde neben Manu Chao viel Reggae und auch ein bisschen HipHop gespielt. Schön, denn Frankreich hat musikalisch viel mehr zu bieten als Pop à la Vanessa Paradis. Unser Missfallen kann aber auch daher rühren, dass wir in französicher Musik noch nicht so firm sind.
Wie dem auch sei. Wir beschließen, heute einmal auf's Tanzen zu verzichten und schauen noch ein bisschen dem wunderschönen Alain Delon dabei zu, wie er einen anderen Mann im Pool ertränkt. Auch sehr unterhaltsam. Danach gehen wir recht früh - um 2 Uhr, was für eine Samstagnacht eigentlich keine Uhrzeit ist -nach Hause. So ganz konnte uns die "Tour de France" - zumindest heute - nicht überzeugen. Vielleicht beim nächsten Mal. A bientôt!
"Tour de France", jeden ersten Freitag im Monat im Ampere, Zellstr 4, Tel.: 45875010. www.ampere-muffatwerk.de
