Tierpark München:Von der Arbeit mit Elefant und Tiger

Die Dickhäuter beispielsweise werden nicht nur mit Essen belohnt.

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(Foto: Florian Peljak)

Wenn Sascha Nolde, 33, zufrieden ist mit dem Training, gibt es manchmal auch noch eine Extraportion Wasser. Nicht, dass die Elefanten in Hellabrunn sonst nichts zu trinken bekommen, aber was sie auch sehr mögen, ist eine Dusche. Deshalb ist der Anfang des Trainings mit den Tieren oft ein ausgiebiges Abspritzen mit dem Wasserstrahl. Nolde ist seit eineinhalb Jahren in Hellabrunn, war zuvor 13 Jahre in Hannover und ist nun Tiertrainer im Elefantenhaus. Als kulinarische Belohnung hat er Kartoffeln und Brotstückchen dabei. Panang, mit der Nolde an einem Vormittag trainiert, reagiert zuverlässig. Den Stock mit dem kleinen Ball an der Spitze setzt Nolde dem Tier auf den Rüssel, einen zweiten hält er ihr zum Beispiel an die Seite. Dadurch stellt sich der Elefant parallel zum Gitter und Noldes Kollege kann eine entzündete Stelle eincremen oder hinter dem Ohr Blut abnehmen. Bis zu drei Mal am Tag wird trainiert.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Eine zierliche Frau mit violett gefärbten Haaren auf der einen Seite des Gitters, der 300 Kilo schwere Tiger Jegor auf der anderen Seite, und dazwischen eine Kommunikation, die durch den Magen geht. Annette Zimolong, 28, ist gleich nach ihrer dreijährigen Lehrzeit zu den Raubtieren gekommen. Sie spricht auf Jegor ein während des Trainings, füttert, klickt. Immer, wenn das Tier etwas richtig macht, sich also an der Seite kurz berühren lässt, wodurch das Setzen eine Spritze simuliert wird, oder auch das Maul öffnet, damit Zimolong reinsehen kann, klickt es. "Wir haben ein Jahr gebraucht, bis wir an seinen Schwanz randurften." Zunächst mussten sie es schaffen, dass sich das Tier parallel zum Gitter hinlegt. Kollegen in Kopenhagen hatten einen Rat, sie hatten einen Baumstamm so drapiert, dass der Tiger genau zwischen Stamm und Zaun passte. So legte er sich dann auch richtig hin. Mittlerweile öffnet Jegor sogar zuverlässig das Maul.

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(Foto: Hellabrunn)

Niels Richter wollte nicht zu den vermeintlichen Vorzeige-Zootieren wie Giraffe, Elefant oder Eisbär. Der 34-Jährige kam 2004 nach Hellabrunn, nachdem er nach einem Praktikum für die Ausbildung genommen wurde. Zunächst war er danach ein Jahr bei Bison, Wisent und Auerochsen, aber sein Ziel waren schon immer die scheuen schnellen Tiere wie Zebras oder Takine. Als dort eine Stelle frei wurde, wechselte er. "Takine sind so richtig urig, und man kann sie nicht so richtig einordnen." Gedrungene Körper, optimiert für das Leben im Himalaja, mit "richtig Power". Richter, ein eloquenter ruhiger Mann mit Brille geht in die Stallungen und zeigt ein ziemlich verbeultes Gitter. Das hatte sich Takin Till, der heute neun Jahre alt ist, zur Brunftzeit mal vorgenommen und bearbeitet. Normalerweise ist Till hingegen sehr kommunikativ, "der bietet auch gerne mal neue Bewegungen an, wenn wir trainieren", sagt Richter.

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(Foto: Alessandra Schellnegger)

Wenn es zu anstrengend wird, hat Sabine Eitel, 51, für die Kunekune, eine neuseeländische Schweinerasse, auch Anti-Stress-Bälle, zumindest ist im Lager ein Karton mit ebendieser Aufschrift im Regal. Wobei Eitel beim Training Bälle ohnehin einsetzt. Lilli und Ida, mit denen trainiert wird, reagieren auf "Sitz!", geben die Pfote oder das Ohr. Das zum Beispiel wird demnächst wichtig, wenn den Tieren die Ohrmarken entfernt werden sollen. Bei "down" legen sich die Kunekune auf den Bauch. Warum? Weil sie permanent mit Karottenstücken belohnt werden. Seit 1992 ist Eitel im Zoo. Dorthin kam sie nach einem Praktikum mit 23. Davor hatte sie eine Banklehre gemacht, allerdings war es nach einem Zoo-Besuch um sie geschehen. Statt um Aktien-Fonds ging es dann ums Ausmisten. Dafür kann sie jederzeit mit Kunekune Lilli Gassi gehen. Das hält fit, die Tiere ziehen einen mit ihren 45 Kilo schon ordentlich durch die Gegend.

© SZ vom 7. Mai 2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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