München und Thomas Gottschalk, das ist lange her. Der Showmaster fläzt sonnenbebrillt auf einem schwarzen Ledersofa, das zwischen Stellwänden in der Olympiahalle aufgestellt wurde. Gottschalk trägt ein gelbes Halstuch und ein T-Shirt, das mit Glitzersteinchen bestickt ist. Ihm gegenüber sitzen etwa 20 Journalisten und stellen interessierte Fragen zur Show am Samstag. Der große Blonde redet von seinen "Weltstar-Freunden", die er anrufen will. Er macht auf dieser Wetten-dass-Pressekonferenz sehr deutlich: Leute, ich spiele jetzt in einer anderen Liga. München und Gottschalk, das passt nicht mehr zusammen.
Mit "Wetten, dass..?" war Gottschalk erst ein einziges Mal in der bayerischen Landeshauptstadt. Das war 2002. Zum ersten Mal verlor damals eine Stadt die Stadtwette. Rudolph Mooshammer hatte versucht, mit den Münchnern zusammen das Siegestor bis zum Ende der Sendung modisch einzukleiden. Die Verhüllungsaktion scheiterte. München, so schien es, war den Herausforderungen, die Thomas Gottschalk an sie stellte, nicht gewachsen. Oder die Leute hatten keine Lust, für den Showmaster auch nur einen Finger krumm zu machen.
Einzug ins Doppelzimmer
Dabei hatte die Beziehung zwischen München und Thomas Gottschalk durchaus verheißungsvoll begonnen - der Franke, der in Kulmbach aufgewachsen ist, hat hier seine ersten Karriereschritte gemacht. Im Sommer 1971 zog er in ein Doppelzimmer im Pater-Rupert-Mayer-Wohnheim am Kaiserplatz in Schwabing ein. Er aß mit Mutter, Schwester und Onkel Johannes im Kaisergarten zu Mittag - und dann ging das Studentenleben los.
Ursprünglich wollte Gottschalk Lehrer werden, deshalb studierte er Germanistik und Geschichte. Gottschalk wird Mitglied in der katholischen Studentenverbindung Tuskonia, der auch Franz Josef Strauß angehörte. Mit politischen Präferenzen, versichert sein Biograf Gert Heidenreich, habe das aber rein gar nichts zu tun gehabt. Mit Spaß auch nicht. Womit sonst, verrät leider auch der Gottschalk-Kenner nicht.
Ganz am Anfang, schreibt Heidenreich, war Gottschalk in München "ein Niemand". Dieser Zustand dauerte aber nicht lange an, denn schon sehr bald marschiert der Junge aus Kulmbach zum Bayerischen Rundfunk und wird freier Mitarbeiter des BR-Jugendfunks.
Von da an geht es immer bergauf: Auf einem Deep Purple Konzert 1972 in der Olympiahalle schafft er es, bei Thea zu landen - ein Volltreffer, die beiden sind immer noch verheiratet. Beim BR macht er sich zunehmend beliebt, 1976 bekommt er dort eine feste Stelle, er arbeitet für Rundfunk und Fernsehen und legt in der legendären Diskothek Crash auf: Thomas Gottschalk hat es geschafft, er ist mittendrin in München. Das mit dem Niemand ist lange her.
Regenwolken am Himmel, Paparazzis vor der Haustür
"Wetten dass..?" moderierte Gottschalk zum ersten Mal 1987. Im gleichen Jahr verbrachte er mit seiner Familie die Wintermonate in Kalifornien und lernte dort berühmte Film- und Fernsehfiguren kennen. Es war der Anfang vom Abschied. Gottschalk hatte Deutschland satt - Regenwolken am Himmel, Paparazzis vor der Haustüre. Und Amerika wartete.
Jetzt sitzt der Mann mit den Weltstar-Freunden wieder auf einem Münchner Sofa. Er will auch heute noch Jemand sein in der Stadt. Deshalb sagt er nette Dinge über sie. "München wird für mich immer die Stadt bleiben, die mir in Deutschland am nächsten ist", versichert er, und damit nicht genug: "Ich habe mich von Kulmbach nach München verbessert und von da an nur noch verschlechtert und ich bin tragisch in Malibu geendet." Er ist wieder da. Es wäre unpassend, zu behaupten, dass Thomas Gottschalk nach München heimgekehrt ist.
