Thema des Tages:"Wir können das mit mehr Gefühl machen"

Dana Bloch aus Israel vor dem Todesmarsch-Denkmal von Hubertus von Pilgrim in Dachau. (Foto: Toni Heigl)

Dana Bloch, Enkelin des Holocaust-Überlebenden Abba Naor: "Wir müssen heute schon anfangen mit einer Partnerschaft zwischen den Zeitzeugen und ihren Nachkommen. Wir sollten uns gemeinsam auf den Weg machen und gemeinsam erzählen, jeder seine Geschichte. Wenn es irgendwann keine Zeitzeugen mehr gibt, müssen wir alleine weitermachen, also die zweiten und dritten Generationen. Ich habe Angst vor dieser Zeit. Ich befürchte, dass die Menschen die Geschichten der Überlebenden nicht mehr hören wollen, weil sie nicht mehr von ihnen selbst erzählt werden und damit nicht mehr so authentisch sind. Trotzdem halte ich es immer noch für besser, wenn wir Nachkommen sie erzählen und nicht Historiker. Sonst werden sie zu kalt, zu entfernt. Wir können das mit mehr Gefühl machen. Abgesehen davon finde ich, dass Videoaufnahmen ein wichtiges Mittel sind, um Erinnerung weiterzuführen. Und Jugendbegegnungen oder Treffen der zweiten und dritten Generationen überhaupt. Die Jugend weiß heute schon mehr über den Holocaust und den Nationalsozialismus als die Elterngeneration. Auch die Erwachsenen sollten sich treffen, um darüber zu sprechen. Alle, nicht nur die Nachkommen von Opfern und Tätern. Alle Generationen müssen sich mit der Geschichte beschäftigen. Sie ist nicht nur Vergangenheit, sondern auch Gegenwart."

© SZ vom 13.10.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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