Theater:Stallwache

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Foto: Florian Peljak (Foto: N/A)

Vorweihnachtliches mit Schaf, Ochs und Esel bietet das Tams-Theater in Schwabing

Von Nicole Graner

Sie sind durchgeknallt: Ochs, Esel und das Schaf. Warum man das über jene Tiere sagt, die doch an der Krippe des Christkinds stehen und von denen man für gewöhnlich pietätvoll spricht, liegt einzig daran, dass sie es auch wirklich sind. Da ist das Schaf (Ines Honsel): Mit einem hinreißenden Augenaufschlag, quirlig, manchmal auch ein bisschen nervig. Es hat einen Hang zum Kitsch, liebt Musik. Und der Ochs (Lorenz Seib)? Er rennt gern mit dem Kopf durch die Wand, hat aber oft gute Ideen. Der Esel (Alex Röhrle), naja, er ist störrisch und schnell beleidigt, aber: Er liebt seine Freunde über alles. Die drei nun erleben skurrile Weihnachtsgeschichten, treffen merkwürdige Figuren wie die kleptomanischen Heiligen Drei Könige oder aufmüpfige Osterhasen. Und immer sind sie auf der Suche nach etwas mehr Menschlichkeit.

Regisseur und Schauspieler Lorenz Seib hat den drei Protagonisten Leben eingehaucht. Was mit einer Idee im Jahr 2012 anfing, ist inzwischen fester Bestandteil der Schwabinger Adventszeit. Das Tams Theater (Haimhauserstraße 13) öffnet an jedem Adventssonntag sein Garagentor. Dahinter eine Bühne, auf der die drei Tiere vieles erleben. Einmal Stall, einmal Kneipe - immer ist sie Ort für eine skurrile, oft von aktuellen Ereignissen getragene und oft improvisierte Geschichte. Immer helfen die Drei am Ende anderen in Not, Asyl- und Hilfesuchenden, Josef und Maria. Kamen am Anfang nur an die 20 Zuschauer, sind es nun 250, die auf der Haimhauserstraße bei Glühwein und Plätzchen die Geschichten der drei Durchgeknallten erleben wollen. "Leute fragen uns, ob wir das wieder machen. Sie erwarten das schon", sagt Seib. Nach wie vor wird die Haimhauserstraße an diesen Nachmittagen nicht gesperrt. Wenn ein Auto kommt, dann rückt man schnell zur Seite.

Nun: Dieses Mal sind Ochs, Esel und Schaf selbst Vertriebene. Sie befinden sich, wie Seib die Idee beschreibt, die allen drei Schauspielern derzeit im Kopf herumspukt, auf Wanderschaft. Die Engel verschließen ihr Wolkentor. Nirgendwo finden sie Unterschlupf. Grenzen und Zäune machen sie zu Außenseitern. Und am Ende . . .? Nun, das soll nicht verraten werden. Aber bis jetzt weiß die Schwabinger Garagengemeinde ja, dass das Gute siegt.

Adventsgarage, Tams-Theater, Garage, Haimhauserstraße 13, jeden Adventssonntag um 17 Uhr, mit musikalischen Überraschungsgästen, Telefon 34 58 90. Text: Nicole Graner. Foto: Florian Peljak

© SZ vom 28.11.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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