Testbetrieb:Zu wenig Reichweite

Lesezeit: 1 min

Elektro-Gelenkbus kommt aber bei Fahrern und Passagieren gut an

Von Andreas Schubert

Sollte in der Stadt München tatsächlich noch dieses Jahr ein Dieselfahrverbot kommen, bräuchte die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) eine Ausnahmegenehmigung: Ihre Linienbusse laufen nach wie vor mit Dieselmotoren. Doch in Zukunft soll das Busnetz zu 100 Prozent elektrisch sein. Nur wann? Das kann noch ein paar Jahre dauern, denn noch immer sind die Batterien nicht leistungsfähig genug, um etwa einen 18 Meter langen Gelenkbus für rund 100 Passagiere im Alltagsbetrieb einsetzen zu können. Diese Erkenntnis hat der jüngste Test ergeben, den die MVG gerade abgeschlossen hat. Ein Gelenkbus des Herstellers Sileo war zehn Tage lang auf der Museumslinie 100 im Einsatz. Und obgleich die MVG betont, dass das Fahrzeug bei den Busfahrern und Passagieren gut angekommen sei, ist die Reichweite nach wie vor zu niedrig. 166 Kilometer hat der Bus am Tag zurückgelegt. Er hätte noch mehr geschafft, man habe aber bewusst nicht die Grenzen ausreizen wollen, teilt die MVG mit. "Wir sind noch nicht so weit", sagt MVG-Buschef Ralf Willrett. Es sei noch einiges an Entwicklungsarbeit notwendig, vor allem an den Akkus. Das Problem: Ein MVG-Bus muss auch im Winter etwa 300 Kilometer am Tag schaffen. Und das wird schwierig, denn die Heizung frisst ziemlich viel Strom. Deshalb hat der Sileo-Testbus eine zusätzliche, mit Diesel betriebene Heizanlage an Bord, um die 300-Kilometer-Distanz zu bewältigen. Doch das ist nicht das langfristige Ziel der MVG. Sie will absolut abgasfrei unterwegs sein. Im Winter soll eine zweite Testphase stattfinden.

Eine künftige Elektrobusflotte soll, wie jetzt auch das Testfahrzeug, während der nächtlichen Betriebsruhe in den Depots aufgeladen werden. Tagsüber zwischenzuladen wäre aus logistischen Gründen nicht möglich: Für Ladestationen, etwa an Endhaltestellen, wäre in der Stadt schlicht kein Platz.

Im August bekommt die MVG zwei zwölf Meter lange Elektrobusse des Herstellers Ebusco ausgeliefert. Diese haben eine Hybridheizung, heißt: Sie können mit einem Dieselaggregat beheizt werden oder über Akku. Im regulären Linieneinsatz soll sich dann zeigen, wie sich die Busse bewähren.

© SZ vom 11.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: