Tennis-Bundesliga:TC Bayern München

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Großhesselohe verfolgt konsequent die Idee einer Mannschaft mit weiß-blauer Identität und verpflichtet den Augsburger Philipp Kohlschreiber. In Rudi Molleker kommt eines der größten deutschen Talente.

Von Ralf Tögel, München

Wer die Idee von der bayerisch-deutschen Tennis-Nationalmannschaft für einen Marketing-Gag des TC Großhesselohe hält, sieht sich spätestens jetzt eines Besseren belehrt. Denn der Verein präsentiert einen weiteren prominenten Zugang, der prächtig ins Konzept passt: Wie der TCG diese Woche mitgeteilt hat, wird in der kommenden Saison Philipp Kohlschreiber für den Erstligisten am Isarhochufer aufschlagen.

Damit sind alle deutschen Spitzenspieler mit bayerischem Bezug beim TC Großhesselohe versammelt. Bereits in der abgelaufenen Saison standen Matthias Bachinger und Peter Gojowczyk, die beide aus dem Dachauer Hinterland stammen, der gebürtige Bayreuther Florian Mayer, Daniel Brands aus Deggendorf sowie der Coburger Kevin Krawietz, zusammen mit Partner Andreas Mies Deutschlands derzeit bester Doppelspieler, für den Bundesligaaufsteiger auf dem Platz. Berufsbedingt sind Tennisspieler von diesem Format zwar Kosmopoliten, die ihren Lebensunterhalt auf Turnieren rund um den Erdball verdienen. Dass ein bayerischer Klub aber konsequent auf Spieler aus dem Freistaat setzt, ist eine neue Idee.

Sieger im deutschen Duell: 2018 bei den US Open setzt sich Philipp Kohlschreiber in vier Sätzen gegen Alexander Zverev durch. (Foto: Xinhua/Imago)

Und die wird fortan auch der gebürtige Augsburger Philipp Kohlschreiber unterstützen: "Prinzipiell macht es mir unglaublich Spaß, in einer Mannschaft zu spielen, und ich freue mich, dass ein bayerischer Club wie Großhesselohe die Ambitionen hat, in der ersten Bundesliga oben mitzuspielen", sagt der 35-Jährige. Zumal er beim TCG auf "viele bayerische Jungs" treffe, "die ich schon ewig kenne". Kohlschreiber betont in diesem Zusammenhang, dass ihm nicht entgangen sei, wie groß Zusammenhalt und Spaß im Team seien, wovon sich bis zu 1300 Zuschauer bei den Heimspielen an der Pullacher Straße überzeugen konnten. Die Spieler vermittelten jedenfalls glaubhaft den Eindruck, dass es sich um mehr als eine hochkarätige Interessensgemeinschaft handelte. Die nun also um den viele Jahre besten deutschen Spieler erweitert wird, der aktuell an Position 80 der ATP-Weltrangliste steht. Zu seinen besten Zeiten war er die Nummer 16 - und dass Kohlschreiber nach wie vor zu den weltbesten Spielern zählt, bewies er unter anderem mit seinem Zweisatzsieg gegen den Weltranglistenersten Novak Djokovic im vergangenen März in Indian Wells.

Für den Verein ist die Verpflichtung des Schwaben die konsequente Fortsetzung des eingeschlagenen Weges, wie Bernard Eßmann, der den Klub als Präsident in die erste Liga geführt hat und sich nun als Sportchef ganz auf die Bundesligamannschaft konzentriert, erläutert: "Nach dem ersten Jahr der Ligazugehörigkeit wollen wir unseren Kader punktuell verstärken, um in der kommenden Spielzeit oben mitspielen zu können. Hierbei ist uns mit Philipp ein erster wichtiger Schritt gelungen. Er zählt im Einzel und im Doppel seit Jahren zu den besten und populärsten Spielern in der Liga. Wir freuen uns sehr, ihn unseren Zuschauern nächstes Jahr präsentieren zu können." Ein wichtiger Fakort auf diesem Weg ist auch Teammanager Christopher Kas, der passender Weise in Trostberg im Landkreis Traunstein geboren wurde. Doch mehr als seine Herkunft prädestiniert ihn seine Vergangenheit für die Aufgabe beim TC Großhesselohe. Kas war selbst erfolgreich als Profi auf der ATP-Tour, ist derzeit Trainer der deutschen Spitzenspielerin Mona Barthel und somit bestens im Welttennis vernetzt. Kohlschreiber etwa gewann drei seiner insgesamt sieben ATP-Turniere im Doppel an der Seite von Kas, zuletzt 2013 in der katarischen Metropole Doha. "Philipp war unser absoluter Wunschspieler. Er wird uns sowohl im Einzel als auch im Doppel noch stärker machen", sagt Kas. Ein gewichtiges Argument für die Entscheidung des Augsburgers war die Nähe zur Heimat, zumal ein Teil von Kohlschreibers Familie sogar im Münchner Landkreis unweit von Großhesselohe wohnt.

Was auch die Wahrscheinlichkeit erhöht, dass der prominente Zugang vom Ligakonkurrenten Gladbacher HTC bei den drei Heimspielen antreten wird, bekanntlich spielt hierbei der Turnierkalender der Profis eine Rolle.

Der Kader des TCG ist aber noch nicht komplett, ein, zwei weitere Zugänge stellt Eßmann noch in Aussicht, derzeit werden bereits Gespräche geführt. Fest steht dagegen bereits, dass der Georgier Nikoloz Basilashvili, die aktuelle Nummer 17 der Weltrangliste, auch in der kommenden Saison für Großhesselohe spielen wird. Wie auch der Zugang von Rudi Molleker, der als eines der größten deutschen Talente gilt. "Alle wollten ihn, wir haben ihn uns geangelt", freut sich der Sportchef. Der 18-Jährige wurde in der vergangenen Saison "ein bisschen von Verletzungen gebremst", erzählt Eßmann, viele würden ihm aber eine große Zukunft zutrauen. Der Berliner passt zwar nicht in das weiß-blaue Raster, aufgrund seiner Jugend aber sehr wohl zum Klub, so Eßmann. Neben dem Heimatbezug setze der TCG ja auch auf Talente, Molleker sei also die ideale Ergänzung zu Kohlschreiber.

© SZ vom 26.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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