Tennis-Bundesliga:Schwungvoll gegen Sennelager

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Im Einzel schwungvoll, im Doppel glücklos: Florian Meyer erarbeitete sich bei seinem Heimdebüt für Großhesselohe wie sein Klub ein Remis. (Foto: Claus Schunk)

Beim Heimdebüt von Florian Mayer gelingt Großhesselohe ein wichtiges Remis.

Von Thomas Becker, München

Zum Beispiel Peter Gojowczyk. Den an Fünf Gemeldeten hätten die Großhesseloher für das Projekt "Erster Saisonsieg" gut gebrauchen können, gerade angesichts seiner sensationellen Form: Halbfinale in Washington nach Siegen gegen Milos Raonic, Kyle Edmund und Andrej Rublew. Oder den Turniersieger von Hamburg, den Georgier Nikoloz Basilashvili, Nummer 16 der Welt, der derzeit in Montreal zur Arbeit geht. Aber statt der unabkömmlichen Profis haben sie ja noch einen Ex-Helden: Florian Mayer, 36, seit einem Jahr nicht mehr auf der Tour, aber noch gut genug für die Bundesliga. Beim wieder mal dramatischen 3:3 gegen Mitaufsteiger Sennelager steuerte der Routinier am Sonntag nach hartem Kampf erneut einen Punkt im Einzel bei.

Teammanager Christopher Kas zeigte sich nach dem vierten Remis im vierten Heimspiel zufrieden mit der Gesamtsituation: "Heimnimbus gewahrt, ungeschlagen geblieben. Bei der Aufstellung von Sennelager hätten wir heute früh ein 3:3 sicher unterschrieben. Aber wenn man dann 3:1 nach den Einzeln führt, hofft man schon, dass man ein Doppel gewinnt. Beide Doppel waren von der Papierform und vom Spielverlauf her nahezu 50:50. Schade, dass es am Ende nicht ganz gereicht hat. Aber mit dem 3:3 haben wir nach wie vor alle Karten in der Hand." Die Entscheidung um den Verbleib in der Liga fällt kommendes Wochenende, wenn es gegen die hinter dem TCG platzierten Klubs aus Weinheim und Aachen geht.

Um 12.36 Uhr war es am Sonntag jedenfalls endlich soweit: Heimdebüt von Flo Mayer. Gemeldet an Position 13 war ihm im Auswärtsspiel gegen den aktuellen Tabellenführer Krefeld sein erster Sieg gelungen für das Team aus dem Münchner Süden. Vor einem Jahr hat er die Tour verlassen, noch ein Mal US Open gespielt, in der ersten Runde gegen den Kroaten Borna Coric verloren. Danach: das angekündigte Aus nach 17 Jahren als Profi, nach 243 Siegen und 261 Niederlagen, nach zwei Turniersiegen (2011 in Bukarest und 2016 in Halle, gegen einen gewissen Alexander Zverev), nach Platz 18 in der Weltrangliste (2011) und 7,2 Millionen Dollar Preisgeld. Und seitdem? Gereist ist er viel, schuf erst mal Abstand zum Tennis, das ihn nicht mehr wirklich fasziniert hat. Noch in New York sagte er: "Es fällt mir manchmal schwer, den Tennisspielern heutzutage zuzuschauen. Die meisten spielen nur Hauruck und Bumbum."

An genau so einen Bumbum-Burschen geriet Mayer beim ersten Heimspiel: Manuel Guinard, ein 23-jähriger Bretone, der draufhaut, als gäbe es kein Morgen. Zu Mayers Unglück traf die Nummer 323 der Tenniswelt im ersten Satz auch sehr viele dieser Hochgeschwindigkeitsgeschosse, vorzugsweise auf eine der Linien. Und Mayer? Sah aus wie immer, spielte wie immer: schön unkonventionell. Im Januar sei er wieder ernsthafter eingestiegen, erzählt Kas, habe auch in Österreich und der Schweiz Mannschaftsspiele bestritten, um Matchpraxis zu sammeln. "Das war mir wichtig", so Kas, "in Aachen letzte Woche hat er sensationell gespielt."

Auch diesmal behielt Mayer die Nerven, profitierte davon, dass der Bretone sein Schussglück aufgebraucht hatte: 4:6, 6:1 und 10:3 hieß es für den Ex-Daviscup-Spieler. "Ich war erleichtert, dass ich das Einzel gewonnen habe", sagte Mayer, "mein Gegner hat im ersten Satz sehr gut gespielt. Ich habe dann meine Taktik etwas umgestellt und aggressiver gespielt - und danach einen super Match-Tiebreak erwischt."

Was bislang nicht gerade die Paradedisziplin der Großhesseloher war. Diesmal lief es besser im Entscheidungssatz: Nachdem Dennis Novak an eins wieder klar gewonnen und Sebastian Ofner an drei glatt verloren hatte, behielt Matthias Bachinger gegen den Franzosen Antoine Hoang mit 6:2, 2:6 und 12:10 die Oberhand. Eng war es auch wieder in den Doppeln: Bachinger verlor mit Lucas Miedler 6:7, 4:6, und Flo Mayer unterlag mit Novak im Match-Tiebreak. "Das war etwas ärgerlich", meinte Mayer, "im ersten Satz habe ich ein paar Chancen liegen gelassen. Da ärgere ich mich auch, weil ich schlecht retourniert habe. Dennis hat ein super Doppel gespielt. So läuft es, dann haben wir wieder 3:3 gespielt. Heute morgen hätten wir das unterschrieben. Jetzt ist es okay."

Okay ist es ebenfalls zu sehen, dass man auch mit bescheidenen Mitteln in der Bundesliga bestehen kann. Gegner TuS Sennelager ist ein Verein mit rund 80 Mitgliedern und nur drei Plätzen. Von der Bezirksliga aus ist man sieben Mal aufgestiegen und bekam vor Saisonbeginn prognostiziert: Mit dem Etat holt ihr keinen Punkt. Nun sind es schon sechs, einer mehr als Großhesselohe. Doch mit einem Sieg am Freitag bei Schlusslicht BW Aachen könnten Mayer und Co. den Klassenerhalt wohl schon sichern - und dann beim letzten Heimspiel am Sonntag die Korken knallen lassen.

© SZ vom 05.08.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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