Um das Warum zu verstehen, muss man zunächst einmal das Wie kennen. Wie gehen die vielen Flaschen an einem Feierabend in der Münchner Innenstadt zu Bruch? Mancher Isarbesucher tritt zu später Stunde unabsichtlich auf Leergut, mal fällt auch der Prosecco um.
Doch oft ist es kein Versehen. Dann wird mit Steinen auf Flaschen geworfen, oder im Morgengrauen lässt in der Sonnenstraße ein Herr aus der heimwankenden Gruppe das leere Glas fallen, nur vermeintlich aus Versehen, und mit etwas Gruppendynamik sind es schnell jede Menge Scherben zwischen Menschen mit leeren Händen und vollen Köpfen.
In Rom wird mit Leergut schon eine Art Mutprobe veranstaltet. An der Piazza Trilussa in Trastevere führt eine zehn Meter breite, viel befahrene Straße vorbei. Sie ist gut einzusehen, es sind dort Hunderte Menschen versammelt. Zwei von ihnen sprinten abends während einer Rotphase auf die Straße, stellen Flaschen ab und rennen wieder zurück. Die Autos geben Gas, "Ploff!". Die Flaschen sind hin, die Splitter überall, die Menge applaudiert. Besser als die beiden Flaschensteller kann man Blöd- und Rücksichtslosigkeit nicht demonstrieren.
Nun zum Warum? In München ist es wohl noch eine Geste der Coolness, in Rom schon ein Happening. Wie soll man so einer Situation begegnen, die einige junge Leute offensichtlich lustig und spannend finden, mit der sie auffallen? So wie bei Olympia in London zuletzt? Da ging im Olympic Park nicht eine Flasche zu Bruch. Dort wurde einem alle paar Meter ein grünes 0,33 Heineken (zu Wucherpreisen) angeboten. In einer Plastikflasche.
Plastik für alle wegen einiger weniger Chaoten? Nein. Vielleicht eher ein Wucherpfand, mindestens ein Euro beim nächtlichen Kioskverkauf. Vielleicht hilft das ja gegen falsche Coolness und richtige Blödheit.