Zum Heiraten wollen alle raus. Aus der Stadt. Erst die Trauung in der Kapelle mit Bergblick, dann die Hochzeitsfeier direkt am See. Wenige Tage vor dem großen Tag dagegen kennen Braut und Bräutigam samt Partygesellschaft nur ein Ziel: die Innenstadt. Während das Umland stilvolle Hochzeitsfeiern ausrichten darf, bleibt München die undankbare Rolle als Gastgeber für Junggesellenabschiede.
Früher ging es in den nächstgelegenen Stripclub - und der normale Münchner hatte Ruhe. Heute aber muss das Sauffest gleich mehrere Höhepunkte haben. Trauzeugen planen den Abschied häufig fast akribischer als die eigentliche Hochzeitsfeier. Hinein ins rosa Häschenkostüm, den Bauchladen mit Kleinen Feiglingen und Kondomen angeschnallt, und ab geht es, Münchner nerven. Ottobrunner, Erdinger oder Dingolfinger stürmen Fußgängerzone, Biergärten und Kneipen.
Ausweichen ist allein deswegen schwierig, weil die Feiernden sich in einem unkalkulierbaren Taumelgang fortbewegen. Und dann wird lallend gebettelt: ein Schnaps, ein Schmatzer, ein Geldschein?
Ein Münchner hat nun genug davon. Christian Vogler, Wirt vom Augustiner Keller. Am Eingang zu seinem Biergarten hat er ein Schild angebracht. Darauf steht: Junggesellenabschiede fortan verboten. Bis zu 20 Gruppen Betrunkener seien jeden Samstag durch seinen Biergarten gezogen und hätten die Gäste belästigt. "Die Abschiede haben sich in den letzten Jahren mehr als verdoppelt", heißt es.
Bleibt zu hoffen, dass sich das andere Lokale zum Vorbild nehmen. Womöglich feiern die Münchner dann schon bald nicht mehr den feuchtfröhlichsten Tag ihres Lebens in der Stadt, sondern den schönsten. Weil Frauen in Weiß keine Angst mehr haben müssen, von einem rosa Häschen abgebusselt zu werden.