Szene München:Es pressiert, Hombre!

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Wirt Manila macht es seinen Gästen in der Schwabinger 7 recht einfach: Das ist ganz eindeutig die Frauentoilette. (Foto: Alessandra Schellnegger)

In Berlin kriegen sie mal wieder die einfachsten Dinge nicht auf die Reihe. Die Hauptstadt quält sich mit einem schier unlösbaren Problem: dem Toilettenproblem. In München ist man da schon einen Schritt weiter.

Eine Kolumne von Melanie Staudinger

In Berlin kriegen sie mal wieder die einfachsten Dinge nicht ohne Trara auf die Reihe. Die Hauptstadt quält sich mit einem schier unlösbaren Problem. Nein, diesmal geht es nicht um den viele Milliarden Euro teuren Flughafen BER, der sich nicht eröffnen lässt, sondern um ein sehr viel kleineres Geschäft: um Toiletten. In den beliebten Ausgehvierteln Friedrichshain und Kreuzberg werden Klos geschaffen, die sowohl Frauen als auch Männer benutzen dürfen. Die Unisex-Toiletten sollen nicht zuletzt Transsexuellen helfen, die bisher nicht wussten wohin.

Die Berliner Boulevard-Medien streiten noch über Sinn und Unsinn dieser angeblich revolutionären Einrichtung. Als Münchner kann man sich da nur entspannt zurücklehnen: Ein wenig bayerische Gelassenheit würde den Hauptstädtern ganz gut stehen. Anders als in Berlin sind Unisex-Toiletten in München nämlich nichts Neues. Besonders in kleinen Kneipen teilen sich Mann und Frau den Abort, im "Abbey Road" in Obergiesing etwa oder in der "Unhaltbar" in der Baaderstraße. Das spart Platz und bietet noch weitere Vorteile: Die langen Schlangen vor den Frauentoiletten verschwinden endlich. Alle warten - oder keiner.

Zudem muss sich niemand mehr schämen, dass er aus Versehen den falschen Eingang erwischt. Denn wenn man ganz ehrlich ist: In manchen Kneipen sind die seltsamen Klo-Schildchen für Männlein und Weiblein kaum zu verstehen. Was ein "Hombre" ist, weiß man ja gerade noch. Schwieriger wird es beim Seilknoten mit einer nach unten hängenden Schlaufe. Ist das für Frauen? Klarheit bringt erst der Blick an der anderen Türe: Dort hängt lediglich ein Strick als offenbar phallisches Symbol.

Aber was, bitte schön, soll diese nach unten gedrehte Flaschenform darstellen: Mann oder Frau? Wer soll sich da schon auskennen, wenn es pressiert?

© SZ vom 14.03.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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