Szene-Kolumne:Scharf auf Döner

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Schlange stehen ist der neue Trend, zumindest am Stachus

Von Anna Hoben

In einer Szenekolumne geht es auch um Trends, also voilà, hier der neue Münchner Trend: Schlangestehen beim Dönermann. Nicht lachen, man macht das jetzt so: anderthalb Stunden Schlangestehen, zehn Minuten Döner essen, das läuft im August 2017 unter Freizeitbeschäftigung.

Man macht das deshalb so, weil ein Kreuzberger Dönermann, der sich Mustafa nennt und sehr findige PR-Berater hat, wodurch sein Stand in Berlin zur Touristenattraktion geworden ist, in München vor einer Woche eine Dönerbudenfiliale aufgemacht hat. Schon als die Eröffnung bekannt wurde, drehte das Internet durch. Und seit der Dönergrill angeworfen ist, wird Schlange gestanden, so wie in Berlin. Eine Münchner Boulevardzeitung testete den Döner ("Deutschlands fettigster Döner"), eine Berliner Boulevardzeitung berichtete daraufhin über den Dönertest der Münchner Boulevardzeitung.

"Pide sei mit dir", steht auf der schwarzen Verkleidung der Mini-Bude an der Sonnenstraße, auf den Spruch zeigt ein Pfeil, "lustiger Spruch" steht da, falls einer die Lustigkeit nicht bemerken sollte. Pide gibt es bei Mustafa's Gemüse Kebap übrigens nicht. Macht nichts, die Leute kommen schließlich, um Kebap zu essen: Gemüse-Kebap, mit Fleisch und gegrilltem Gemüse. Das Teil wird zusammengeschustert von drei Typen, die in der Bude stehen, alle gucken so cool, wie man eben gucken kann neben einem heißen Dönerspieß. Einer trägt eine Sonnenbrille, es ist einfach zu hell in Süddeutschland, da kann man als Berliner schon geblendet sein.

Man kann diesen Hype natürlich "absolut lächerlich" finden wie ein Kommentator auf Facebook, oder wie ein anderer behaupten: "Wer sich da anstellt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren." Man kann aber auch die positiven Seiten sehen: Wer beim Dönermann in der Schlange steht, kann in der Zeit keinen anderen Mist bauen. Eltern, die in den Sommerferien nicht wissen, wohin mit den Kindern, können die Kleinen einfach vormittags in die Schlange bei Mustafa's Gemüse Kebap stellen und abends wieder abholen.

Zu beneiden ist im Übrigen die Gelateria Garda, an deren Tresen die Schlange vorbeiführt. Aber auch jene, die nicht so scharf auf Döner sind, profitieren: Wenn halb München bei Mustafa ansteht, kriegt man vielleicht anderswo mal einen Platz. Aber schnell! Denn am Ende der Schlange wartet für die Hungrigen schon die Erkenntnis, dass dieser Döner auch nicht mehr ist als: ein Döner.

© SZ vom 10.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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