Bis nach einer Dreiviertelstunde das erste Mal der Name Trump fällt, scheint es ein fast normaler Lesungsabend in der Muffathalle zu werden. Der Saal ist am Montagabend ausverkauft, 675 Gäste sitzen bereit, um den Bestseller-Autor T. C. Boyle über sein neues Buch "Die Terranauten" sprechen zu hören. Er wird dies mit der lässigen Unterhaltsamkeit tun, die einem Schriftsteller eigen ist, wenn er seinen 26. Roman veröffentlicht hat und die Orte und Wünsche der Besucher seiner Lesungen längst kennt. In der Muffathalle war der 68-jährige US-Amerikaner schon einige Male. Nun sitzt der fast zwei Meter große Mann mit dem feinen Lächeln wieder auf der Bühne, dünn wie eine Stabschrecke, aufmerksam wie eine erfahrene Rampensau, präzise in der Antwort. Neben ihm sitzt Moderator Knut Cordsen, der ein wenig das Gegenteil verkörpert. Er liegt mehr im Sessel als er sitzt, brummt langsame Silben, und wo Boyle versucht, sein Buch zu erklären und dem Publikum den Ernst der Lage in den USA zu verdeutlichen, hat Cordsen offenbar eher die Motivation, dem Amerikaner möglichst wenig Redezeit zu gönnen und ihn in den Pointen zu schlagen. Was natürlich nicht gelingt. Boyle hat in seinem neuen Buch die Geschichte eines realen Experiments "Biosphäre 2" in Arizona aus den Neunzigerjahren in Fiktion übertragen. Darin führen acht Menschen in einem abgeschlossenen Raum auf 1,3 Hektar mit 3800 Tier- und Pflanzenarten ein autarkes Leben. Ein Experiment, das die Menschen an ihre Grenzen bringt, und das Boyle durch die Augen von drei Beteiligten schildern lässt. Der Autor entlarvt wunderbar, wie jeder Einzelne Teamgeist vortäuscht, aber letztlich doch immer egoistisch handelt.
SZenario:"Wir müssen dagegenhalten"
Lesezeit: 2 Min.
Wut auf Trump, Mut zum Statement: T. C. Boyle ist bei seiner Lesung zum neuen Buch in der ausverkauften Muffathalle sehr unterhaltsam, aber auch nachdenklich, am Ende sogar voller Angst über die ungewisse Zukunft in den USA
Von Philipp Crone
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