SZenario:Ulknudeln

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Auch wir können kochen: Lisa und Thomas Müller. (Foto: Dominik Bindl/Getty)

Thomas Müller und seine Frau sind jetzt Pasta-Werbegesichter

Von Philipp Crone, München

Ist der wirklich so, der Müller? Die Mikrofonversion des Bayernkickers hat immer einen Spruch parat, spricht wunderbar ungeglättete Sätze und wirkt meist angenehm gelangweilt vom gehobenen Stargehabe der Branche. Andererseits gibt es da den ebenfalls nur aus dem Fernseher bekannten Müller in Momenten wie etwa beim Spiel in Ingolstadt, als Müller Trainer Guardiola derart anschnauzte, dass der Coach vor Verblüffung beinahe aufgehört hätte, mit den Armen zu fuchteln. Es ist das ewige VIP-Dilemma: Man meint, jemanden zu kennen, weil er einem dauernd aus dem Fernseher entgegenlächelt oder -jubelt. Vielleicht gibt es ja den Hauch einer Chance, Müller abseits des Platzes ein wenig zu verstehen. Wobei, als Müller und seine Frau Lisa am Dienstag in der Sky-Lounge am Ostbahnhof als neue Nudel-Gesichter der italienischen Firma Barilla vorgestellt werden, ist zunächst nur eines klar: Pasta-Pointen gibt es sicher satt.

Müller im Interview. Der Profi-Fußballer kosenamens "Schatzi", 26, fläzt im Loungesessel, die Profi-Reiterin kosenamens "Schatz", 26, sitzt kerzengerade und hat sich vorbereitet. Barilla, 1877 gegründet in Parma, Nudelmarke Nummer eins und so. Er schaut zu ihr rüber und sagt: "Streber!" Was sie zu weiteren Werbesätzen motiviert à la: "Deine Mutter kocht die beste Lasagne, Schatzi." Schatzi sagt: "Stimmt." Aber auch ihr Kartoffelsalat sei gut. Da schaut Müllers Berater, also der von Schatzi, einmal kurz hoch. Huch, der wird doch nicht von Fremdfirmen sprechen. Schatz springt aber schnell ein: "Thomas kann gut kochen." Was gleich noch zu sehen sein wird in der Show-Küche.

Bis dahin allerdings schlängelt sich Schatzi durch die Nudelfragen. Beim FC Bayern werden sie geschult, wie man sich am besten schon drei Tage vor einem Spiel ernährt, und nach den Spielen erhält jeder als erstes einen Kohlehydrat-Shake. Dreher sei man in der Familie Müller, Nudeldreher. Wie die Italiener, ohne Löffel. Und Italienisch kann man bei Müllers natürlich auch. Aber keines, das auf dem Spielfeld gegen Teams aus dem Pastaland im Nahkampf gesprochen wird, da müsste man eher die Begriffe für Mutter, Schwester und Prostituierte lernen. Müller kann dafür Erdbeereis bestellen. "Fragola!" Es folgt, wie so oft bei Ehe-Leuten, die gemeinsam Werbung machen, das Spiel der Klischees: Er macht das Fleisch und hinterlässt Chaos in der Küche, sie putzt öfter mal hinterher und ist für Soßen zuständig. Beim Fleisch hat er ja auch Vorteile. Wirbt noch für einen Supermarkt, wo man welches kriegt, für einen Grill-Hersteller, worauf man es zubereiten kann, und hat mit Schuhbeck (FC Bayern) und Stromberg (DFB) zwei Köche, die ihm helfen ("Ingwer dazugeben"). Sie wirbt hingegen für Kosmetik, am Herd eher hinderlich.

Die Eheleute schatzen sich genüsslich an, fallen sich immer mal wieder ins Wort, er häufiger als sie, aber die Rollenverteilung ist bei Werbeauftritten ja auch klar verteilt. Sie ist zwar ebenfalls erfolgreiche Sportlerin, gerade erst trat sie in München bei der Pferd International an, aber es geht hier ja um Pasta und nicht um Hafer. Also ran ans Mikro, die Bühne des Kickers, im Werbefilm darf er seine Frau überraschen mit einem: "Schatz, ich habe ein Angebot aus Italien", woraufhin Schatz vor Schreck ihr Glas fallen lässt. Dann geht es am Dienstagabend an den Herd, wo zwischen lauter Marken-Logos sogar ein paar Nudeln und Gemüse bereit liegen.

Thomas Müller schneidet mit Hingabe Zucchini und Zwiebeln, und man merkt da durchaus den Leistungssportler: Sobald der eine Bewegung oder einen Vorgang perfektionieren kann, packt es solche Leute. Müller schnibbelt und schaut ausnahmsweise nur widerwillig lächelnd in die Kameras. Achtung auf die Finger! "Die brauche ich ja in meinem Beruf nicht so oft." Nudel-Gesicht, die perfekte Bühne für den Fußballer, um den bodenständig spaßigen Sonnenschein zu geben. Ob er das jetzt spielt oder ob er so ist? Weiß vielleicht nicht einmal seine Frau.

© SZ vom 12.05.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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