SZenario:Honky Tonk im Saloon

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Hallo, gleich kommen die wilden kanadischen Cowboys, also rasch noch mal lächeln: Tatjana Naaf von Sass und Arnd Schmikat. (Foto: Robert Haas)

Tollwood-Premiere des Cirque Eloize: Die treue Fangemeinde trifft sich bei Truthahn und Buffalo-Cheesecake

Von Wolfgang Görl

Am Ende steht sogar Hans-Jürgen Buchner, der Haindling-Boss, auf, um den Artisten und Musikern zu applaudieren, die soeben das Grand Chapiteau auf dem Tollwood-Festival in einen grotesken Western-Saloon verwandelt haben. Spätestens jetzt darf man dem Gefühl, eine exzellente Show erlebt zu haben, freien Lauf lassen, denn wenn Buchner etwas toll findet, dann ist es auch toll. Keine Frage, der grandiose Musiker aus Niederbayern kennt sich aus - mit Musik sowieso, aber auch mit Tollwood-Premieren. Er gehört zu den vielen Stammgästen der Uraufführungen, die im Winter stets mit einem mehrgängigen Menü verbunden sind. Diesmal gibt es Truthahn und Buffalo-Cheesecake, ein kulinarischer Gruß ins Cowboyland, dargeboten von Küchenchef Andreas Birngruber.

Zwar ist der Cirque Éloize eine kanadische Truppe, aber das ebenso artistische wie witzige Spiel mit Wildwest-Klischees, wunderbar choreografiert zu Honky-Tonk-Geklimper, Western-Swing und Bluegrass-Klängen, wirkt so amerikanisch wie ein Thanksgiving-Truthahn. Das Publikum wiederum ist so münchnerisch, wie man es auf dem Tollwood erwarten darf: Die Kabarettistin Constanze Lindner ist dabei, ebenso ihre Brettlkollegen Arnd Schimkat, Veronika von Quast, Johanna Bittenbinder, Heinz-Josef Braun oder Luise Kinseher. Was Letztere betrifft, so hätte sie, die Mama Bavaria, gleich mal mit dem wenige Tisch entfernt schmausenden Paulaner-Chef Andreas Steinfatt übers nächste Politiker-Derblecken auf dem Nockherberg plaudern können, sofern dieses angesichts zahlloser beleidigter Leberwürste überhaupt noch stattfindet.

Wie es auf dem Nockherberg eine Salvatorgemeinde gibt, der stets dieselben Freibier-Honoratioren angehören, so gibt es auch eine Tollwoodgemeinde, welcher jeder, der einmal dabei ist, offenbar treu bleibt bis zum bitteren Ende. Es ist ja auch aufregend, denn die Winterpremieren gleichen einer Wundertüte: Mal kommen Perlen heraus, mal Plunder. Diesmal aber kann man nicht meckern - wobei lästern auch immer lustig ist.

© SZ vom 25.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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