SZ-Talentiade:Bereit zum Abheben

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Das 16-jährige Boogie-Woogie-Paar Theresa Sommerkamp und Elian Preuhs hat in der Jugendklasse ziemlich jeden Titel abgeräumt - und nun auch einen Talentiade-Förderpreis.

Von Konstantin Schätz, Oberpframmern

Fragt man den Trainer, wieso Theresa Sommerkamp und Elian Preuhs scheinbar keine Grenzen auf dem Weg nach oben gesetzt sind, überlegt er nicht lange: "Die beiden leben den Sport einfach. Wenn man ihnen ein und dasselbe Lied zwei Mal vorspielt, führen sie zwei unterschiedliche Tänze vor. Und es wird beide Male passen." Es gehe bei Boogie-Woogie, einem Swing Tanz, der in den 1920er Jahren in den USA entstand, nicht nur darum gehen, den Sport zu beherrschen, etwas anderes sei noch wichtig. Etwas, was die beiden 16-Jährigen offensichtlich haben, denn in ihrer Welt, die sich um das Tanzparkett und Rock-'n'-Roll-Musik dreht, räumen sie einen Preis nach dem anderen ab. Nun auch bei der neunten Talentiade der Süddeutschen Zeitung.

Einmal wollen Elian Preuhs und Theresa Sommerkamp noch Weltmeister werden, dann wechseln sie in die Hauptklasse der Erwachsenen. (Foto: Privat)

Ihr Erfolg begann schon früh. Als Elians Mutter Doris, die selbst schon den Weltmeistertitel im Boogie-Woogie gewann, im Oberpframmerner Kindergarten eine Tanzgruppe organisierte, waren die beiden gerade fünf Jahre alt. Mit sieben hatten sie ihren ersten Auftritt. "Schon damals waren die Leute begeistert", erinnert sich Johann Preuhs, der Theresa und seinen Sohn Elian trainiert. Jeden erdenklichen Titel der Jugendklasse habe sie geholt, mehrmals waren sie deutsche Meister und Europameister. In einigen Monaten würden sie gerne auch zum zweiten Mal die Weltmeisterschaft gewinnen.

Im nächsten Jahr müssen sich die beiden einer neuen Herausforderung stellen: der Hauptklasse. Denn im Gegensatz zur Jugendklasse, aus der die Tänzer vor jenem Jahr herausaltern, in dessen Verlauf sie 18 werden, kommt hier auch Akrobatik ins Spiel. Diese beginnt, wenn einer der beiden vom anderen getragen wird. "In der Jugendklasse muss man quasi beide Füße am Boden behalten", erklärt Elian Preuhs.

Eine weitere Herausforderung, der sich die beiden künftig stellen müssen, ist der langsame Tanz, den es ebenfalls nicht in der Jugendklasse gibt. Die Schwierigkeit liege hier vor allem im Halten von Posen, erklärt Theresa Sommerkamp: "Beim schnellen Tanz werden die Posen nur kurz gehalten, beim langsamen fällt es viel mehr auf, wenn etwas schiefgeht. Wenn man zum Beispiel komisch dasteht." Außerdem liege der Fokus hier etwas mehr auf der Frau, die sich für diese Tanzrunden meist mit einem Abendkleid in Schale wirft. "Man spricht deshalb oft von 'der Runde der Frau'", erklärt ihr Tanzpartner Elian.

Eingeschüchtert ist Theresa Sommerkamp davon nicht: "Ich freue mich darauf", versichert sie. "Das ist noch einmal etwas ganz anderes." Auch Elian steht dem kommenden Jahr zuversichtlich gegenüber: "Wir üben schon akrobatische Figuren und den langsamen Tanz, damit wir keinen Kaltstart hinlegen, wenn wir in der Hauptklasse anfangen." Fünf bis sechs Mal üben sie in Phasen vor Wettbewerben. In den Sommer- und Winterpausen reichten die drei festen Trainingszeiten ihrer "Boogie Magic's" aus. Johann Preuhs hat den Hohenbrunner Verein 1985 gegründet. Inzwischen hat er 400 Mitglieder, seine Formation ist Abonnement-Weltmeister.

"Wir haben uns sehr darüber gefreut, dass Theresa und Elian die Talentiade gewonnen haben. Das hilft auch dem Verein", sagt der 52-Jährige. Die "Boogie Magics" finanzieren sich vor allem durch Preisgeld. "Bei Randsportarten gibt es keine Sponsoren. Alle Kosten müssen der Verein und die Eltern der jungen Tänzer selbst tragen." Um ihren Kindern die Teilnahme an Turnieren wie der Europameisterschaft in Moskau im vergangenen Jahr zu ermöglichen, müssten die Eltern entsprechend große Summen zahlen. Auch die mediale Präsenz ihres Nachwuchspaares helfe den "Boogie Magic's": "Sie sind unser Zugpferd. Durch ihre großen Auftritte bekommt der Verein Zuwachs." Auch der Bekanntheitsgrad der Sportart selbst steige dadurch. "Jeder weiß, was Fußball ist. Aber was ist Boogie Woogie?" Natürlich wissen Doris und Johann Preuhs, wie sie als Trainer die Kinder trotzdem begeistern können. "Man hat meist nur eine Chance, die Jüngsten für einen Sport zu begeistern. Da muss man ihnen dann etwas bieten, und das tun wir." Sowohl der Spaß als auch der schnelle Einstieg in den Wettkampf seien ihr Erfolgsrezept. Dass ihr Plan aufgeht, lässt sich an den unzähligen Erfolgen ihrer Zugpferde Theresa und Elian erkennen. Die beiden brauchen auf ihrem Weg nach oben eigentlich nur noch Rock-'n'-Roll Musik - und den jeweils anderen als Tanzpartner.

Bisher erschienen: Hannah Schlickum (8.6.), Cornelia Rips (10.6.), die Geschwister Unz (16.6.), Frederike Fell (20.6.), WNBL-Team der TS Jahn München (22.6.). Die Preisverleihung findet am 12. Juli statt.

© SZ vom 27.06.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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