SZ-Serie: Wahlfang:Pfannenwender zum Mitnehmen

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Windräder, Buntstifte und einen Pfannenwender verteilen die Grünen im Wahlkampf. (Foto: Isabel Bernstein/oh)

Fundstücke aus dem Münchner Wahlkampf. Heute: Die Grünen setzen auf Windräder, Buntstifte und ein "Biopaddel"

Von Isabel Bernstein

Gimmicks sind an den Info-Ständen der Parteien so selbstverständlich geworden wie Wahl-Flyer. Doch so klein und unscheinbar sie daherkommen, so leicht ist es für die Parteien doch nicht zu entscheiden, was sie ihren potenziellen Wählern mit auf dem Weg geben. Originell soll das Mitgebsel sein und positiv in Erinnerung bleiben, aber zu mutig darf's freilich auch nicht sein. Zu leicht macht man sich heutzutage ja insbesondere in den sozialen Medien zum Gespött.

Klassiker sind, zumal in Bayern, natürlich Bierdeckel mit Slogan und Konterfei des Kandidaten oder der Kandidatin, aber auch Luftballons haben es schon auf Hochzeitsfotos geschafft, weil sie kurz vor der Zeremonie am Rathaus an die Blumenkinder verteilt wurden. Gefährlicher für Parteien sind da schon Kugelschreiber; sind sie von billiger Qualität, schmieren sie allzu schnell ab, und damit will man im Wahlkampf nun wirklich nicht in Verbindung gebracht werden.

Und damit zu den Grünen, die jüngst am Willibaldplatz ihre politischen Inhalte mitsamt kleiner Präsente unter die Leute brachten. Nicht erst seit diesem Wahlkampf gehört ein grünes Windrad, versehen mit dem schön doppeldeutigen Satz "Zeit, dass sich was dreht", zur Gimmick-Trickkiste. Ein perfektes Geschenk für die zwei Kinder, die mit ihrer Mutter über den Platz kommen. Dazu gibt's noch Stifte mit bunter Farbmine. Grün, gelb, rot kann damit gemalt werden, ein Zeichen für mögliche Wunschkoalitionen nach der Bundestagswahl? Eher nicht, denn auch blau ist unter den Farben, und ein Bündnis mit der AfD dürfte so ziemlich das Letzte sein, was die Grünen anstreben.

Und für die Mutter? Gibt es das Wahlprogramm, "und den können Sie doch sicher gebrauchen", sagt der Wahlwerbende frohgemut - und hält der Frau einen Pfannenwender entgegen.

Nun könnte man streng sein und fragen, ob ein Pfannenwender für die Grünen wirklich ein passendes Wahlkampf-Gimmick ist. Oder, präziser formuliert: Ob die Programmatik der Partei bestmöglich transportiert wird, wenn ein Pfannenwender mit entsprechendem Kommentar direkt an Frauen verteilt wird. Aber weil Wahlgeschenke ja auch viel mit Symbolik zu tun haben, kann man dieses "Biopaddel" auch anders deuten: als Ruder, um gegen den Strom der Geschlechterklischees und alten Rollenbilder anzupaddeln. Der kochende Mann daheim freut sich bestimmt über den Pfannenwender!

© SZ vom 30.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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