SZ-Diskussion mit OB-Kandidaten:Die stärksten Attacken, die gröbsten Fouls

Michael Mattar? Findet in Dieter Reiter seinen Lieblingsgegner. Sabine Nallinger bringt Emotion in die Debatte - und Josef Schmid kontert sofort. Die vier Münchner OB-Kandidaten im direkten Vergleich.

Von Thierry Backes und Melanie Staudinger

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(Foto: Robert Haas)

Zwischen Angriffslust und leiser Selbstkritik: Die stärksten Attacken, die gröbsten Fouls, die gelungensten Konter: Die vier Münchner OB-Kandidaten im direkten Vergleich. Michael Mattar (FDP) Hatte als FDP-Politiker zugegebenermaßen keinen allzu leichten Stand, was aber weniger an ihm als an seiner Partei lag. Musste daher seriös wirken, was ihm zum einen gelang, weil keiner so gerade und gleichzeitig lässig auf seinem Stuhl saß. Sprach sehr ruhig, und schaffte es doch, die Vertreter der rot-grünen Rathausmehrheit zu provozieren. Bester Moment: Fand in Dieter Reiter seinen Lieblingsgegner. Der hatte kaum eine ruhige Minute, wenn Mattar schwarze Zahlen für die städtischen Kliniken oder wirtschaftlichere Strominvestitionen forderte. Schwächster Moment: Wenn er abwartete, bis er angesprochen wurde, statt selbst in die Diskussion einzugreifen. Spruch: "Neben dem O2-Tower wird jetzt ein Busbahnhof gebaut. Das ist die städtebauliche Antwort von Rot-Grün."

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(Foto: Robert Haas)

Sabine Nallinger (Grüne) Griff anfangs häufiger zum Wasserglas, schon weil sie kaum zu Wort kam. Legte sich dann aber richtig mit Schmid an. Gab zu, dass bei den Städtischen Kliniken in den letzten Jahren "nicht wirklich alles rund" gelaufen sei. Betonte dann jedoch, dass sie noch nicht Stadträtin war, als im Aufsichtsrat Fehler gemacht wurden. Betonte überhaupt mehrmals, dass sie noch nicht Stadträtin war, als irgendetwas schief lief. Überraschte mit der Erkenntnis, dass München keine Insel ist. Bester Moment: Brachte beim Thema moderner Wohnungsbau Emotion in die Debatte, als sie forderte: "Der zukünftige OB muss für diese Entwürfe brennen." Schwächster Moment: Plädierte dafür, in der Klinikdebatte nun nach vorne zu schauen, es gebe ja ein Sanierungskonzept. Spruch: "Eines ist klar: dass wir Wachstum nur dann hinkriegen, wenn Stadt und Land zusammenarbeiten."

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(Foto: Stephan Rumpf)

Josef Schmid (CSU) Saß anfangs angespannt da. Konterte aber die erste SZ-Frage, ob die CSU auf dem Weg sei, eine liberale, weltoffene Großstadtpartei zu werden: "Nachdem Sie uns das schon attestiert haben, muss ich dazu gar nichts mehr sagen." Entspannte sich dann. Zeigte seine sozialdemokratische Seite, als er den Mietmarkt dort korrigieren wollte, "wo er für einkommensschwache Familien nicht mehr funktioniert". Bester Moment: Legte den Finger in die Wunde bei der Klinikdebatte. Warf Rot-Grün vor, die Sanierung drei Jahre lang nicht angegangen zu sein. Schwächster Moment: Ließ sich zweimal von der Kollegin Nallinger unterbuttern. Spruch (in der Klinikdebatte): "Kündigungen sind für mich kein Detail."

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(Foto: Stephan Rumpf)

Dieter Reiter (SPD) Hatte schon im Vorfeld viel Kritik für seinen Slogan "Damit München München bleibt" einstecken müssen. Ließ sich davon aber nicht beeindrucken. Konzentrierte sich auf die Verteidigung der rot-grünen Rathauspolitik und zeigte sich ungewohnt angriffslustig. Traute sich vor allem, bei seinem FDP-Kontrahenten dazwischenzureden, wenn der sich über missglückte Politik beschwerte. Outete sich als Fan von Hochhäusern und der Eisbachwelle. Bester Moment: Stritt zwar ab, Sehnsucht nach Berlin zu haben, gab aber zu, dass München entwicklungsfähig sei, was die Attraktivität bei jungen Menschen anbelangt. Kannte Loomit und andere anständige Sprayer in München. Schwächster Moment: Wollte die Kita-Politik der Stadt verteidigen und wurde ausgebuht. Rettete den Moment, indem er den Babyboom ansprach: Der Münchner sei eben in jeder Hinsicht produktiv. Spruch: "Wir haben viele Ausschreibungen und Wettbewerbe. Trotzdem kommt eine Architektur heraus, wo man sich denkt, die könnte einem selber einfallen." Die Debatte im Video sehen Sie hier

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