SZ-Adventskalender:"All das hat uns so geholfen"

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Familie M. geht es besser. (Foto: Stephan Rumpf)

Knapp 25 000 Spender haben den SZ-Adventskalender bei der 65. Aktion im Vorjahr mit 5,7 Millionen Euro unterstützt. Menschen, die nur wenig Geld haben, konnten sich dadurch dringend nötige Anschaffungen leisten - manchmal sind das ganz alltägliche Dinge.

Kranke Kinder, Menschen mit seelischen Leiden, Schwerstkranke und alte, arme Menschen - ihr Schicksal hat die Leser bei der 65. Spendenaktion des "Adventskalenders für gute Werke der Süddeutschen Zeitung" sehr bewegt. Stellvertretend für die vielen Menschen, die dank der Spenden der SZ-Leser Hilfe in Notlagen erhielten, berichten vier von ihnen, was diese Zuwendung bewirkt hat.

Ein gutes Jahr

Die Kinder erzählen heute noch davon, wie sie Anfang des Jahres geflogen sind und der Mama schlecht geworden ist. Ein Fluglehrer aus Augsburg hatte sich gemeldet, als er im SZ-Adventskalender von Michael, seiner kleinen Schwester und seiner Mutter Claudia M. gelesen hatte. Michaels Traum war es schon immer, einmal zu fliegen, nun durfte er 45 Minuten über Augsburg kreisen und sogar den Steuerknüppel halten. Nur Claudia M. hatte leichte Kreislaufprobleme in der kleinen Maschine, sie kann aber trotzdem darüber lachen. "Für meinen Sohn war das eine super Sache", sagt sie.

Michael ist als Frühgeburt auf die Welt gekommen, er ist geistig behindert. Der Zwölfjährige hat Probleme mit dem Gehör und deshalb auch Schwierigkeiten beim Sprechen. Eigentlich schreit er immer "Hier!", wenn es eine Krankheit einzufangen gilt. Unter anderem leidet Michael an einer chronischen Bronchitis, normalen Hustensirup schluckt er wie andere Kinder Fruchtsaft. Die Mutter hat wegen der Betreuung ihres Sohnes ihren Job im Einzelhandel aufgeben müssen, das Geld ist immer knapp.

Mit den Spenden der SZ-Leser hat sie sich nun endlich eine Küche einrichten können. Sie hat im Laufe des Jahres auch tapeziert und gemalert und anderweitig gewerkelt, alles in Eigenregie. Nun hat sie ein kleines Zimmer für sich als Schlafzimmer hergerichtet, sodass auch Platz für die Kinder ist, um zwei getrennte Räume zu bekommen. "Es war ein gutes Jahr", sagt Claudia M., auch weil sie eine Umschulung zur Pflegekraft abgeschlossen und einen Job gefunden hat. Im Gegensatz zum Einzelhandel schafft sie es in dieser Branche, Beruf und die Pflege ihres Sohnes miteinander zu vereinbaren. Zur Krönung des Jahres ist Michael auch noch befördert worden in seiner Förderschule: Er ist nun Klassensprecher.

Von Florian Fuchs

Endlich eine neue Couch

So schlimm kann es gar nicht kommen, dass Nepomuk W. klein beigeben würde. Vor einem Jahr hatte er die rechte Schulter bandagiert, jetzt die linke. Sehnenriss, Operation, Narkose nicht vertragen, Probleme beim Aufwachen. Der 60-Jährige erzählt das erst am Schluss des Gesprächs, denn viel wichtiger ist ihm, von seiner Couch zu schwärmen. "Ich bin ganz happy mit ihr, ich möchte allen Spendern herzlich danken." Die Couch hat er sich von den Spenden der SZ-Leser gekauft.

Grau, ausziehbar, mit Federkern, er hätte viele Details zu bieten bis hin zu Längenmaßen, aber das wichtigste: Er kann prächtig darauf schlafen, "besser als auf meinem Wasserbett". Das ist entscheidend für einen Schmerzgeplagten wie ihn. Die Liste seiner Leiden ist lang: Herz, Nierenschwäche, ein kaputter Rücken, die Schultern sowieso und nächstes Jahr, das weiß er schon, steht eine Knie-OP an, "ich habe nämlich Morbus Ahlbäck", was bedeutet, sein Knie muss ersetzt werden.

Nepomuk W. freut sich über die Schlafcouch. (Foto: Catherina Hess)

Nepomuk W. ist Frührentner. Er hat schlimme Zeiten hinter sich, bekam eine Depression, nachdem seine Tochter mit 12 Jahren an Knochenkrebs gestorben war und er einige Zeit später einen Herzanfall hatte. Zudem litt er an einer Sozialphobie, er hatte Angst vor größeren Menschenansammlungen. Deshalb verlor er auch seinen Job im Baumarkt. Bei allen Schicksalsschlägen hat sich Nepomuk W. noch einen Rest Humor bewahrt.

Doch manchmal, so erzählt er, komme er schon ins Grübeln: "Warum hast Du das verdient?" oder "Nimmt das denn gar kein Ende?" sind Gedanken, die ihm durch den Kopf schwirren. Aber zum Glück habe er seine Tabletten, die eine gewisse Gleichgültigkeit bewirken. Und er hat ständig neue Pläne. Er wünschte sich zum Beispiel ein behindertengerechtes Bad, weil er nur mit Mühe und nur mit Hilfe einer Pflegerin in die Wanne kommt. Aber die Wohnungsbaugenossenschaft hat sein Ansinnen abgelehnt, weil er im ersten Stock wohnt und kein Aufzug vorhanden ist.

Deswegen hofft er jetzt auf den geplanten Umbau im Erdgeschoss des Hauses, wo behindertengerechte Wohnungen mit extrabreiten Türen, tiefer gelegten Küchen und selbstverständlich auch bodengleichen Duschen entstehen sollen. Fehlt nur eine eigene Mini-Garage mit Stromanschluss für seinen Elektrorollstuhl, den er bald brauchen wird. Was von der SZ-Spende übrig ist, liegt deswegen auf dem Konto, "das kann ich dann dafür verwenden", denn ob die Krankenkasse die Rolli-Ausführung bezahlen wird, die er sich wünscht, steht noch nicht fest.

Von Gudrun Passarge

Schöne Weihnachten

Wiederhören nach einem Jahr. "Geht es Ihnen gut?" Sabine M. zögert kurz, dann sagt sie: "Besser auf jeden Fall." Sie hat Arbeit gefunden, fast eine Vollzeitstelle, das nimmt viel Druck aus ihrem Leben. Und eine befriedigende Arbeit sei es noch dazu, sagt M.. Zwei Söhne hat sie, Michael ist mehrfach behindert und lebt seit einem Jahr betreut in einer eigenen Wohnung, Christian, der ältere, hatte als Kind eine Krebserkrankung, deren Folgen seinen Körper bis heute belasten.

Er hat sich von den Spenden der SZ-Leser ein gebrauchtes Rudergerät angeschafft und sich beraten lassen, wie er seine Rückenmuskulatur damit optimal trainieren kann. "Das Gerät hat er viel genutzt", erzählt die Mutter. Momentan seien die Schmerzen zu stark und ein Training nicht ratsam. Ihr jüngerer Sohn, Michael, hat sich mit FC-Bayern-Artikeln eingedeckt: Riesenhandtuch, Schlafanzug, Reisetasche. "Alles ist ständig in Benutzung", sagt Sabine M., "und er liebt es."

Eine FC-Bayern-Bettwäsche in Übergröße wäre noch sein Traum, "aber die haben wir im Katalog nicht gefunden". Jeder ihrer Söhne habe das bekommen, "was ihm am Wichtigsten war", sagt Sabine M., "und wir konnten mit dem Geld auch erst mal überleben, bis ich die Arbeit gefunden habe. Die Spende hat uns ein schönes Weihnachten beschert."

Von Monika Maier-Albang

Neuer Wäschetrockner

Es war wieder kein leichtes Jahr für Hans A. und seine Frau Elisabeth, und das, obwohl die beiden sowieso schon eine Belastungsprobe nach der anderen wegstecken müssen. Seit der unverschuldeten Insolvenz seiner Firma rutschte der Bauingenieur in prekäre Verhältnisse ab, dazu kamen immer mehr gesundheitliche Probleme beider Ehepartner. Diabetes, Rückenprobleme, ein schwerer Herzinfarkt - doch wer die beiden in ihrer kleinen, liebevoll eingerichteten Wohnung besucht, trifft auf ein Paar, das sich an kleinen Dingen erfreut: am verfärbten Herbstlaub vor dem Fenster, einer interessanten Sendung, die sie im Radio verfolgt haben. Klagen wird man so gut wie keine zu hören bekommen.

Den Alltag von Elisabeth und Hans A. haben Spenden erleichtert. (Foto: Catherina Hess)

Den Rückblick auf die vergangenen schwierigen Monate handelt Hans A. nüchtern ab. Der 73-Jährige, fast blind und Dialyse-Patient, hat mehrere Klinikaufenthalte hinter sich, das linke Bein musste ihm abgenommen werden. Auch seine Frau lag mehrmals in der Klinik. Aber viel lieber spricht der zerbrechlich wirkende Mann über die Erleichterungen im Alltag, seit eine Spende des SZ-Adventskalenders mehrere Anschaffungen ermöglichte.

Ein Wäschetrockner wurde besorgt, eine gebrauchte Waschmaschine. Und ein CD-Spieler, auf dem sich Hans A. Hörbücher anhört - seine Frau liebt eher die Schlager von Caterina Valente. "All das hat uns so geholfen. Wir sind von Herzen dankbar", sagt er. Und dass er und seine Frau sich auf den Advent freuen - wenn das Geld ausreicht, wollen sie sich einen Teller mit Plätzchen leisten.

Von Anne Goebel

© SZ vom 22.11.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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