Studium:Beraten statt lehren

Die TU München stellt ihr Gasthörerprogramm für Flüchtlinge ein

Als im Sommer 2015 immer mehr Geflüchtete nach Bayern kamen, reagierte man an der Technischen Universität (TU) München prompt mit einem Angebot: Vom folgenden Wintersemester an wurde ein Gasthörerprogramm aufgelegt. Wer bereits im Heimatland studiert oder eine Hochschulzulassung hatte, konnte sich in das Programm der TU einschreiben. Insgesamt haben seit jenem Herbst 2015 bis heute 537 Studierende an den Vorlesungen und Seminaren teilgenommen. Das Ziel war, Interessierte auf das deutsche Universitätssystem vorzubereiten. Nun wird das Programm eingestellt. Grund dafür ist der deutliche Rückgang an Geflüchteten und somit auch die Zahl der Interessenten.

Im Sommersemester 2016 hatten sich 160 Personen eingeschrieben, zwei Jahre später nur noch 40 Teilnehmer. Eine neu geschaffene Beratungsstelle soll nun den Bedarf an Hilfe bei Behörden oder bei der Zeugnisanerkennung auffangen. Der bisherige Koordinator des Gasthörerprogramms, David Schneider, findet es "folgerichtig, das man das Format jetzt ändert".

Für einen jungen Mann, der aus dem palästinensischen Autonomiegebieten geflohen ist, war das Gasthörerprogramm ein Sprungbrett, das ihn von einem Masterstudiengang bis zur Promotion an der TUM School of Education katapultierte. Ein Syrer, der mit Hilfe eines Tutors schnell Deutsch gelernt hat, steht nun vor seinem Bachelor im Bauingenieurswesen. Zwei Beispiele von gut 80 Geflüchteten, die an der TU erfolgreich studieren. Manche haben sich für eine andere Universität oder eine praktische Ausbildung entschieden. Die größte Gruppe der Teilnehmenden bildeten mit 62 Prozent Menschen aus Syrien, 14 Prozent kamen aus Afghanistan, der Rest aus anderen Ländern. Das Fach Informatik war dabei in den vergangenen Jahren besonders beliebt.

© SZ vom 11.02.2019 / bub - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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